Moosburg:Kunst im Stalag

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Christine Fößmeier stellt in einem neuen Buch-Projekt den französischen Künstler Antoniucci Volti und seine Moosburger Arbeiten vor

Von Alexander Kappen, Moosburg

Über das ehemalige Moosburger Kriegsgefangenenlager sind in den vergangenen Jahren bereits einige Publikationen erschienen. Heuer brachte der Stalag-Verein zunächst das Buch "Auf den Spuren verlorener Identitäten - Sowjetische Kriegsgefangene im Stalag VII A Moosburg" heraus. Im Herbst soll die nächste Veröffentlichung folgen. Die Kunsthistorikerin Christine Fößmeier will im Oktober das Buch "Volti - Ein bedeutender französischer Künstler im Stalag VII A Moosburg" herausgeben. Unterstützung erhält sie dabei von der Kommune.

Der Stadtrat hat vor kurzem beschlossen, 5000 Euro für die Finanzierung des Projekts zur Verfügung zu stellen und für dessen Umsetzung einen Vertrag mit Fößmeier abzuschließen. Der Verkaufserlös geht an die Stadt. Im Moosburger Stadtarchiv befinden sich derzeit etwa 180 Kunstwerke, die im Lager entstanden sind. Darunter sind auch 14 Zeichnungen des französischen Künstlers Antoniucci Volti. Er hat auch den Brunnen am Stalag-Gedenkplatz in der Neustadt, den sogenannten "Franzosenbrunnen", entworfen und an der Erstellung der Reliefs, die daran zu sehen sind, mitgewirkt.

Das geplante Buch soll zum 75. Jubiläum des Franzosenbrunnens erscheinen, der auf Voltis Entwürfe aus dem Jahr 1943 zurückgeht. Im gleichen Jahr war Volti aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden. 20 Jahre später, am 27. Oktober 1963, wurde der Brunnen eingeweiht. Das Buch soll zweisprachig, in Deutsch und Französisch, erscheinen, etwa 150 bis 180 Seiten umfassen und zum Preis von unter zehn Euro verkauft werden. Die vorläufige Inhaltsübersicht, die Fößmeier erarbeitet hat, sieht neben einer Biografie Voltis ein Kapitel generell über französische Künstler im Stalag VII A vor. Ein weiteres befasst sich mit Voltis 14 Zeichnungen, ehe es ausführlich um den Franzosenbrunnen geht. Eine Einordnung der im Moosburger Stalag entstandenen Werke sowie das Kapitel "Volti und das Ewig-Weibliche" sollen das Buch beschließen.

Antoniucci Volti wurde 1915 in Albano in Italien geboren, ehe seine Familie 1920 nach Frankreich übersiedelte. Volti besuchte die École des Arts Décoratifs in Nizza und ging später nach Paris. Nach der Kriegsgefangenschaft kehrte er nach Paris zurück, wo sein Atelier und seine Werke kurz danach zerstört wurden. Die Stadt Moosburg besitze daher, so heißt es in Fößmeiers Projektbeschreibung, "einen einmaligen Ausschnitt aus dem Schaffen Voltis". Dieser wirkte nach dem Kriegs weiterhin in Paris, wo er 1989 starb. Voltis Werke befinden sich im Musée National d'Art Moderne in Paris, dem Musée de la Ville de Paris sowie in Albi, Menton, Nizza und Honfleur.

© SZ vom 12.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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