Mitten in Moosburg:Das Kreuz mit den Namen

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Von Holunder, Sanddorn und sportlichen Eigengewächsen

Kolumne von Alexander Kappen

Mit den Straßen in einem Neubaugebiet ist das so eine Sache. Das fängt schon bei der Anbindung ans bereits bestehende Verkehrsnetz an. Gelangt man über eine Abbiegespur ins neue Wohnviertel? Oder doch besser über einen Kreisel? Und wenn ja, wie groß soll der sein? Da kommt man schnell mal ins Schleudern. Wenn's blöd läuft, dann muss man - wie beim Moosburger Baugebiet "Amperauen" geschehen - die Pläne wieder ändern und ein zweites Mal öffentlich im Rathaus auslegen.

Wer aber glaubt, dass damit alle Klippen umschifft sind, ist auf dem Holzweg. Das ist übrigens nicht die neue Haupterschließungsstraße in den "Amperauen" - obwohl der Name eigentlich ganz gut passen würde. Denn die Straßennamen in dem neuen Viertel, so beschloss es jetzt der Stadtrat, sollen sich auf heimische Pflanzen beziehen. So gibt es dort künftig den Veilchen- und den Holunderweg, aber auch die Amperau-, die Sanddorn- und die Feuerdornstraße. Obwohl der Beschluss letztlich einstimmig fiel, war der Prozess der Entscheidungsfindung auch in diesem Fall alles andere als einfach. Es gab nämlich Alternativvorschläge, deren Für und Wider es sorgfältig abzuwägen galt. Die Straßen nach Kinder- und Jugendbuchautoren wie James Krüss oder Ellis Kaut zu benennen, wie von den Grünen vorgeschlagen, ging aber natürlich nicht. Kann sich ja keiner merken, wie man die schreibt, mit oder ohne Bindestrich, groß oder klein, Vornamen ausgeschrieben oder nur mit Initialen. Und außerdem, so monierte die Bürgermeisterin, hätten die Autoren keinen Bezug zu Moosburg. Weshalb auch der Vorschlag aus den Reihen des Stadtrats, die Straßen nach den Ehrenspielführern der Fußball-Nationalmannschaft zu benennen, keine Chance hatte. Fritz Walter und Uwe Seeler sind - anders als Holunder und Sanddorn - schließlich keine Moosburger Gewächse.

Dieses Argument hätte ein anderer, sportbegeisterter Moosburger übrigens geschickt zu entkräften gewusst. Auch wenn die Entscheidung im Stadtrat da leider schon gefallen war, schlug er in einer Internetdiskussion diese Woche einen Namen vor, der allen Fans des EV Moosburg das Herz höher schlagen lässt: bruckmaiereishockeygottunserenummersiebzehnstraße. Dass der frühere EVM-Verteidiger Stephan Bruckmaier, der gefühlte 139 Jahre lang das Trikot des Moosburger Traditionsvereins getragen hat, keinen Bezug zur Stadt hat, kann wohl niemand behaupten. Auf eine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinschreibung wird in dem Straßennamen, damit ihn auch wirklich alle richtig schreiben können, gänzlich verzichtet. Und mit einem Bindestrich muss sich bei diesem Vorschlag auch keiner herumschlagen.

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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