Mitten in Moosburg:Alles hängt zusammen

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Ein kleiner Zaun wird in Moosburg zu einer großen Sache

Von Alexander Kappen

Es ist ja eigentlich nur ein Zaun. Ein sehr niedriger noch dazu. Aber nicht niedrig genug, um die Sache nicht doch ziemlich hoch zu hängen. Als es im Moosburger Bauausschuss jetzt darum ging, ob um die Mariensäule vor dem Feyerabendhaus wie in früheren Jahren wieder ein Zaun gezogen werden soll oder nicht, war das zunächst mal eine planungstechnische Angelegenheit und eine Frage der Ästhetik. Aber eben nicht nur.

Weil sich die Leute - unter anderem Flüchtlinge, die dort das Wlan nutzen - mangels anderer Sitzgelegenheit so gerne auf die Stufen am Fuße der momentan zaunlosen Mutter Gottes am viel befahrenen Stadtplatz setzen, entspann sich eine umfängliche Universaldebatte. Diese reichte von theologischen Grundsatzdiskussionen über Fragen der angemessenen Stadtmöblierung und noch nicht vorliegende Konzepte für Straßenführung und Verkehrsberuhigung bis hin zur grundsätzlichen Haltung der Kommune in Asylangelegenheiten. Ein Kessel Buntes, der so lange durchgerührt wurde, bis ein Stadtrat schließlich bemerkte, man könne "an Hand der Mariensäule doch nicht sämtliche Themen aufarbeiten, die es so gibt".

Aber sicher kann man das. Der Moosburger Stadtrat und seine Ausschüsse sind schließlich so etwas wie das Land der unbegrenzten (Rede-) Möglichkeiten. Dort gibt es kein Thema, das man nicht dazu nutzen könnte, um über ein anderes zu referieren. Die Welt ist klein und irgendwie hängt ja alles mit allem zusammen. Und wenn in Moosburg die Mariensäule eingezäunt wird, also vielleicht, oder eben auch nicht, dann hat das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unter Umständen womöglich eventuell vermutlich auch etwas mit der globalen Erderwärmung, dem Sozialverhalten der Buckelwale, der Einführung der bundesweiten Pkw-Maut und in jedem Fall mit dem Weltfrieden zu tun. Wie genau, das wird man sehen, wenn die Architektenentwürfe für den Ideenwettbewerb zur Umgestaltung des Stadtplatzes vorliegen.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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