Mit Franky Boy im Parcours:Es geht immer um die Wurst

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Beim Training und den Wettbewerben im Agility-Sport muss Nathalie Enzelberger aus Moosburg genauso auf Zack sein wie ihre Hunde. (Foto: Marco Einfeldt)

Agility-Trainerin Nathalie Enzelberger aus Moosburg trainiert mit ihren Hunden wie mit Profisportlern. Bevor es losgeht, müssen sie sich aufwärmen und dehnen - dennoch haben sie Spaß an dem Sport

Von Maika Schmitt, Moosburg

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein Spielplatz, bei genauerem Hinsehen erkennt man Hindernisse, die an einen Springparcours erinnern. Doch es ist ein Hundeübungsplatz bei Oberreit. Auf der grünen Wiese stehen neben den kleinen Hürden eine Wippe, ein gelb-roter Slalomkurs, ein roter Tunnel, ein hängender Reifen und ein hoher Laufsteg - und dazwischen die 28-jährige Nathalie Enzelberger. Die blonden Haare zu einem Zopf gebunden, trägt sie eine enge Sporthose und eine schwarze Daunenweste. Darin befinden sich die Wiener, die Franky Boy wohl am liebsten gleich fressen würde. Aufgeregt bellend springt der sechsjährige Shetland Sheepdog hoch und wuselt zwischen ihren Beinen herum, doch er ist aufmerksam und auf das Kommando von Nathalie Enzelberger rennt er los, über den etwa 1,50 Meter hohen Laufsteg und bleibt auf der anderen Seite stehen, um sich sein Leckerli abzuholen.

Die beiden trainieren Agility, einen Hundesport, bei dem die Tiere ganz ohne Halsband, Leine und Hilfsmittel einen Parcours aus verschiedenen Hürden bewältigen müssen. Der Hundeführer läuft dabei immer nebenher und gibt Kommandos. Und das sollte so reibungslos wie möglich ablaufen, denn beim Agility geht es nicht nur darum, die Hindernisse fehlerfrei zu überwinden, sondern auch um die dafür benötigte Zeit. "Man braucht auf jeden Fall auch selbst eine gute Kondition", erzählt Nathalie Enzelberger außer Atem, nachdem sie die Übung mit Franky beendet hat.

Zu bis zu 35 Turnieren fährt die 28-Jährige mit ihren Hunden im Jahr. Das erfordert natürlich viel Training. "Ein Hund braucht etwa 5000 Wiederholungen, bis er ein Kommando wirklich kann." Nathalie Enzelberger und Franky trainieren deshalb ein- bis zweimal die Woche in kurzen Einheiten. Besonders wichtig ist dabei die positive Bestätigung, das heißt, Franky bekommt ein Leckerli, wenn er etwas gut gemacht hat.

"Wenn etwas nicht klappt, bin meistens ich schuld und nicht der Hund", erklärt Nathalie Enzelberger. "Besonders die Körpersprache ist wichtig. Ein Hund achtet zum Beispiel sehr auf die Füße. Wenn die nicht in die Richtung des Hindernisses zeigen, irritiert ihn das und kostet uns natürlich Zeit."

Punkteabzug gibt es, wenn ein Hund ein Hindernis verweigert oder die Stange reißt. Aber auch, wenn er zu früh vom Laufsteg springt. Das trainiert Nathalie Enzelberger an diesem Tag mit Kiwi, ebenfalls ein Shetland Sheepdog und mit drei Jahren ihre jüngste Hündin. Am Fuß der Brücke ist ein Futterautomat aufgestellt, wenn Kiwi den Steg bis zum Ende läuft, drückt Nathalie Enzelberger auf einen Knopf und es fällt Futter aus dem Automaten. Kiwi hat das Prinzip schnell verstanden und rast immer wieder mit großer Begeisterung über den Laufsteg - ein grau-weißes Fellbündel, das sichtlich Spaß hat an der Bewegung.

"Ich trainiere meist ein bestimmtes Gerät und nicht den ganzen Parcours, damit die einzelnen Abläufe stimmen", erzählt die gelernte Einzelhandelskauffrau. Seit inzwischen 17 Jahren betreibt sie dieses Hobby nicht nur intensiv, sondern auch erfolgreich. Mit ihrer Hündin Key wurde sie bayerische Meisterin und dritte bei den deutschen Meisterschaften. Mit Franky ist sie inzwischen in die höchste Leistungsklasse, die A3, aufgestiegen und hat sogar schon an der Qualifikation für die Europameisterschaft teilgenommen. "So ein Turnier ist natürlich immer aufregend. Ich muss voll konzentriert sein. Denn so wie ich drauf bin, so ist mein Hund drauf", erzählt die 28-Jährige. Während des Gesprächs weicht ihr Franky kaum von der Seite, immer wieder gibt es eine Streicheleinheit. Auch wenn Gewinnen schön sei, die Hunde und ihre Gesundheit seien immer das wichtigste, betont Nathalie Enzelberger. Bevor das Training losgeht, müssen sich die Hunde aufwärmen und dehnen, im Winter tragen sie Mäntel, damit die Muskeln auch bei längeren Pausen nicht auskühlen. Außerdem gibt es regelmäßige Besuche beim Physiotherapeuten und dem Chiropraktiker. Wie bei echten Leistungssportlern eben auch.

So ein Hobby fordert natürlich Zeit, aber Nathalie Enzelberger wird von ihrer Familie tatkräftig unterstützt. Ihr Mann Daniel ist beim Training dabei und gibt Tipps, denn auch er ist begeisterter Hundesportler und Hundeführer bei einer Sicherheitsfirma. Die beiden haben sich sogar auf dem Hundeplatz kennengelernt. Und Sohn Maxim, der gerade erst laufen kann, hilft fleißig mit beim Auf- und Abbauen der Hindernisse. Mit fünf Hunden und einem Kleinkind wird es im Haus Enzelberger nie langweilig. "Klar, da ist immer etwas los", sagt Nathalie Enzelberger schmunzelnd. "Aber alle verstehen sich gut."

Zum Abschluss des Trainings dürfen noch einmal alle Hunde über die Wiese toben. Nathalie Enzelberger schaut zu, wie sie sich um das Spielzeug zanken und aufgeregt an Büschen schnüffeln. "Am wichtigsten ist es mir, Zeit mit meinen Hunden zu verbringen. Draußen mit ihnen zu sein, das ist einfach das Schönste".

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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