Mehr als 200 Beschäftigte:Rote Hilfen

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Mitarbeiter Andreas Bernhardt und die Leiterin des Stark-Verlags, Christiane Heidrich, müssen aktuelle Neuerungen oder Weltereignisse stets sofort in die neuen Prüfungstrainer einarbeiten. (Foto: Marco Einfeldt)

Seit 40 Jahren vertreibt der in Hallbergmoos ansässige Stark-Verlag seine bekannten Lernhefte, mit denen sich Schüler in ganz Deutschland auf Prüfungen vorbereiten. Die Digitalisierung ist das nächste große Projekt

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Wenn in Fernsehserien oder Zeitungen lernende Schüler vorkommen, haben sie meist ein rotes Heft in der Hand - eine Lernhilfe des Stark-Verlags. Kaum ein Abiturient oder Mittlere-Reife-Anwärter, der sich nicht mit den Prüfungstrainern vorbereitet hätte, man kennt die Lernhilfen. "Wir sind Marktführer in Deutschland", sagt Christiane Heidrich, die Leiterin des Stark Verlags, der seinen Sitz in Hallbergmoos hat. Mehr 200 Beschäftigte gibt es hier, die einen Jahresumsatz von 20 Millionen Euro erwirtschaften und heuer das 40-jährige Bestehen feiern.

Was viele nicht mehr wissen, es war ein Freisinger Mathematik- und Physik-Lehrer, Hannes Stark, der vor gut 40 Jahren die Idee zur Prüfungsvorbereitung mit alten Abituraufgaben hatte. 1979 erschien das erste Buch, es kam so gut an, dass Stark den Lehrerberuf bald an den Nagel hängte und den Stark-Verlag gründete. Heute lebt Stark am Chiemsee, den Verlag hat 2011 die britische Mediengruppe Pearson aufgekauft, die vor allem Trainer für Studenten heraus gibt.

Die Redakteure, die in dem Hallbergmooser Großraumbüro arbeiten, sind vor allem Lehrer, ehemalige oder solche mit dem ersten oder zweiten Staatsexamen. Im ersten Stock sitzen die Gesellschaftswissenschaftler, zuständig für Religion, Geografie, Ethik, Geschichte und vor allem Deutsch. Auf einem Schreibtisch stapeln sich alte Goethe-Bände mit Goldbuchstaben auf ledernem Deckel. Faust ist in Bayern noch immer Pflichtlektüre, auch Homo Faber gilt als Dauerbrenner. Die Naturwissenschaften, Mathe, Physik, Chemie sind im zweiten Stock. Weil der Stark-Verlag aber nicht nur Bayern, sondern die Prüfungen sämtlicher Schularten in 15 Bundesländern im Blick hat, müssen die Deutsch-Redakteure sofort auf neue Anforderungen reagieren. "In Deutsch", weiß Heidrich, "hat sich eher die Art der Darstellung geändert, die Schüler müssen viel selbst erarbeiten und dann ein Essay schreiben, weniger Textanalyse". Nur für Rheinland-Pfalz gibt es keine Prüfungstrainer, dort wird das Abitur dezentral geschrieben, jede Schule wählt aus einer Liste eigene Themen aus.

1200 Titel und über 340 rote Lern-Bücher gibt der Stark-Verlag im Jahr heraus, nicht nur Lernhilfen für Schüler, sondern auch Blätter zur Unterrichtsvorbereitung für Lehrer. Sie sind die Hauptzielgruppe des Verlags, weil sie die Empfehlungen an die Schülerschaft geben. Redaktion, Satz und Grafik, auch für Kataloge und Flyer, all das befindet sich hier in Hallbergmoos, nur die Druckerei ist ausgelagert. "Unser Bestseller", sagt Christiane Heidrich mit einem Lächeln, "ist das Bayern-Mathematik-Abi-Buch, in einem Prüfungszeitraum verkaufen wir knapp 30 000 Exemplare".

Das nächste Ziel für Heidrich und ihre Mitarbeiter ist die Digitalisierung der Lernhilfen. Längst enthalten manche Hefte einen Code, mit dem sich die Schüler auf einer Plattform einloggen können. Dort gibt es Aufgaben, Tipps und vor allem für Sprachen Lerneinheiten, die Hör- und Leseverständnis schulen. Ganz umstellen werde man aber noch lange nicht, versichert Heidrich: "Solange die Prüfungen mit Papier und Stift geschrieben werden, müssen sie auch so geübt werden." Die Materialien für Lehrer gibt es digital, zusätzlich zu Papier und CD. Das liege, so Heidrich, daran, "dass sie sich nicht darauf verlassen können, dass an den Schulen das Internet immer funktioniert."

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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