Mauern:Die Nerven liegen blank

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In einer Ortschaft bei Gammelsdorf fürchten die Einwohner, dass in ihrer Nachbarschaft ein Windrad entsteht

Von Alexandra Vettori, Mauern

Der Nordosten des Landkreises ist in Aufruhr: Bei einer Veranstaltung der Windkraftgegner am Montagabend im Alten Wirt in Mauern mussten noch Stühle in den Saal gebracht werden und reichten trotzdem nicht für die gut 300 Besucher. Wie berichtet, plant ein privater Investor, die Firma "Energiebauern", nahe Gammelsdorf eine 186 Meter hohe Windkraftanlage. Noch nach alter Gesetzeslage und damit nur 750 Meter von der nächsten Wohnbebauung in der Gammelsdorfer Ortschaft Priel entfernt. Ein zweites Windrad in der Nähe, das ursprünglich die Gemeinde Mauern mit den Stadtwerken München aufstellen wollte, ist wegen der inzwischen gültigen 10H-Regelung in weite Ferne gerückt.

Über das Gammelsdorfer Windrad entscheidet das Landratsamt Freising bis spätestens September. Was die Bürger besonders ärgert: Dass für das seit Jahren beantragte Windrad jetzt ein neuer Vorstoß läuft und der Gemeinderat Anfang Mai dem zustimmte, haben sie nur aus Zufall erfahren. Bevor es am Montagabend aber um die Windkraft ging, sprach Markus Hanrieder von der Bürgerinitiative Windkraftanlage Enghausen die jüngste Gemeinderatssitzung an. Dabei habe ein Mitglied der BI zwei Gemeinderäte harsch angegangen, habe sich aber entschuldigt und sei aus der BI ausgetreten.

Dieser Vorfall zeigt, wie blank die Nerven liegen. Der massive Druck aus der Bevölkerung hat kürzlich schon den Gammelsdorfer Gemeinderat einknicken und die Zustimmung zum Windrad vom vergangenen Mai wieder zurücknehmen lassen. Das, hoffen Anwohner und Windkraftgegner, könnte ein Signal für das Freisinger Landratsamt sein. Jedenfalls hat die Bürgerinitiative Windkraftanlage Enghausen eine ganze Sammlung von Einwänden und Kritikpunkte an der Planung an das Amt geschickt, wo derzeit der Wiederaufnahmeantrag liegt. Ihrer Meinung nach ist der Uhu, der das Windrad in den vergangenen Jahren blockierte, längst wieder oder immer noch am alten Standort.

Andreas Weideneder, Sprecher der Bürgerinitiative, ging in seinem Referat vor allem auf die tatsächliche Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen ein. Wegen der staatlichen Zuschüsse verdienten vor allem drei Parteien daran, die Verpächter der Grundstücke, die dafür zwischen 40 000 und 60 000 Euro im Jahr bekommen, die Betreiber, die vor allem mit den staatlich garantierten Preisen kalkulieren und die Investoren. Windkraftgegner und Walter Schorsch aus Hof stieß in das gleiche Horn, Stromerzeugung sei nicht gleich Stromversorgung, den meisten Betreibern gehe es um das Abschöpfen von Subventionen.

Auf mögliche gesundheitliche Schäden durch Windräder ging Johannes Mayer, Präsident des Bundesverbands Deutscher Osteopathen, ein. Vor allem Infraschall, ein für den Menschen nicht hörbarer Frequenzbereich mit weniger als 20 Hertz, der durch die Rotationsbewegung der Windradflügel entsteht, stellt seiner Ansicht nach ein Problem dar. Menschen nehmen die Schallwellen als Vibrationen wahr, was bei rund einem Drittel der Betroffenen Stress erzeuge. Schlafstörungen, mangelnde Konzentration, Reizbarkeit und depressive Stimmungen können davon die Folge sein.

© SZ vom 27.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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