Letzte Ruhe in Neufahrn:Abgeschwächter Trend zur Urne

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Wer in Neufahrn stirbt, dessen Angehörige haben eine freie Platzwahl. Zudem sicherte sich das Rathaus für die Erweiterung das Grundstück im Nordosten. (Foto: Stephan Goerlich)

In Neufahrn liegt die Rate derer, die sich nach dem Tod einäschern lassen, unter dem Bayern-Durchschnitt. Die geplante Erweiterung des Friedhofes bleibt davon unberührt, derzeit geht es erst um planungsrechtliche Fragen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Jedes Jahr finden in Neufahrn um die 100 Beerdigungen statt. Der Platz auf den Friedhöfen im Hauptort und in den Ortsteilen wird dafür noch eine ganze Zeitlang ausreichen. Doch im Neufahrner Rathaus plant man voraus, und das schon seit einiger Zeit: Danach soll der Friedhof in Neufahrn nach Nordosten hin erweitert werden, auf eine bisher landwirtschaftlich genutzte Fläche von 1,2 Hektar Größe auf der anderen Seite der Robert-Koch-Straße. Wie der neue Friedhof gestaltet wird, ist derzeit noch offen. "Wir stehen noch ganz am Anfang", sagt Sprecherin Nicole Dobner auf Anfrage der Landkreis SZ, es sei ja gerade erst die Änderung des entsprechenden Flächennutzungsplanes beschlossen worden.

Voraussichtlich wird es aber auch auf der Erweiterungsfläche im Nordosten, wie bereits auf dem bestehenden Friedhof, die unterschiedlichsten Formen von letzten Ruhestätten geben - von herkömmlichen Erdgräbern über Urnenmauern bis hin zu Baumgräbern. In keinem Bereich sei Eile nötig, so die Rathaussprecherin. "Derzeit bestehen auf allen Neufahrner Friedhöfen noch Kapazitäten, und das bei allen Bestattungsarten", betont Dobner. Auffallend sei jedoch, dass in einigen der bestehenden Sektionen bisher fast gar keine Gräber verkauft worden seien, berichtet die Rathaussprecherin: "Von den fünf vorgesehenen Baumsektionen ist derzeit die erste noch nicht mal voll belegt." Der Stelenbereich dagegen ist für Urnengräber recht gefragt. Ihn hat die Gemeinde deshalb erst vor kurzem mit Kammern für jeweils zwei beziehungsweise vier Urnen erweitert. Am stärksten nachgefragt werden auf dem Neufahrner Friedhof allerdings immer noch Erdgräber. Und auch hier gibt es noch Kapazitäten, nicht nur im neuen, sondern auch im alten Teil des Friedhofs sind noch Grabstätten frei, es handelt sich dabei um 30 aufgelöste Gräber, die neu vergeben werden können.

Wie lange die Kapazitäten noch ausreichen, hängt laut Dobner von verschiedenen Faktoren ab - zum Beispiel davon, wie viele Verstorbene künftig in bereits bestehenden Familiengräbern oder auch gar nicht in Neufahrn beigesetzt werden. Möglich ist auch, dass künftig weniger Erdgräber für Särge und dafür mehr kleineren Urnen-Erdgräber verkauft werden. Schließlich geht der Trend zur Feuerbestattung. Bayernweit liegt der Anteil der Verstorbenen, die sich einäschern lassen, bei knapp über 60 Prozent. Neufahrn liegt deutlich darunter, hier waren es in den vergangenen beiden Jahren nur 53 beziehungsweise 54 Prozent. Nicole Dobner weist aber auch noch auf eine andere Entwicklung hin: Bremen hat im vergangenen Jahr als erstes Bundesland den Friedhofszwang für die Asche von Verstorbenen gelockert: "Hier bleibt abzuwarten, inwieweit andere Bundesländer folgen."

Die Planungen für die Friedhofserweiterung wurden freilich unabhängig von Bestattungsmoden in Angriff genommen. Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) sprach kürzlich von einem "Langzeitprojekt, das von der Geschichte her bis ins letzte Jahrtausend zurückreicht". Die Grundstücksverhandlungen haben sich hingezogen, und zuletzt wurde dabei auch noch einmal etwas umdisponiert: Die Erweiterungsfläche wird ein wenig kleiner als zunächst geplant und noch ein Stück weiter nach Osten geschoben. Größer wird dafür das Neubaugebiet zwischen der Erweiterungsfläche und der bestehenden Bebauung an der Albert-Schweitzer-Straße. Das neue Friedhofsareal und das Neubaugebiet werden getrennt durch die Trentiner Straße, die vom "Feuerwehr-Kreisel" zur Gardolostraße verlängert wird.

© SZ vom 04.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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