Landkreis:Warten auf die Kandidaten

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Josef Hauner und Rainer Schneider lassen sich am Wahlabend lange nicht blicken und tauchen erst auf, als die Ergebnisse klar sind. Birgit Mooser-Niefanger dagegen schlägt sich tapfer und Martin Bengler ergibt sich beinahe kampflos.

Von Thomas Radlmaier

Es war lange spannend im großen Sitzungssaal des Landratsamtes: Immer wieder liefen neue Ergebnisse aus den Gemeinden ein, welche die Anwesenden auf einer Leinwand verfolgen konnten. Foto: Marco Einfeld (Foto: Marco Einfeldt)

Als Erich Irlstorfer um 20.50 Uhr in den großen Sitzungssaal im Landratsamt ankommt, ist die Entourage von Josef Hauner (CSU) komplett. Florian Herrmann, der CSU-Kreisvorsitzende, ist zu diesem Zeitpunkt schon ein paar Minuten da. Und Isabel Christen (Stadtratskandidatin) sitzt neben Claudia Hanrieder und Peter Geiger (Stadtratskandidat) auf einem Tisch am Eingang an der großen Tür. Davor steht Rudi Schwaiger (Stadtratskandidat). Dass ihr Landratskandidat mit knappen 40 Prozent in die Stichwahl gehen wird, steht um kurz vor 21 Uhr schon lange fest. Seitdem warten sie alle gespannt. Sie wollen die ersten sein, die Hauner gratulieren. Doch von Josef Hauner fehlt jede Spur. "Ist doch klar, dass der erst kommt, wenn das Ergebnis feststeht", sagt der CSU-Bundestagsabgeordnete Irlstorfer etwas genervt auf die Fragen nach Hauners Verbleib.

Rückblick: Birgit Mooser-Niefanger (Grüne) geht ganz kurz in die Knie und mit einem Schwung wieder hoch. Es ist ein kleiner Knicks, den man aus Verlegenheit macht. Sie lacht gelöst, sie ist überglücklich. Um kurz nach 19 Uhr erscheint auf der großen Leinwand im großen Sitzungssaal des Landratamtes das erste Ergebnis. Es kommt aus der Stadt Freising. Mooser-Niefanger hat annähernd 37 Prozent der Stimmen geholt. Sie liegt damit vor Hauner und vor Rainer Schneider (FW). "Das ist super. So deutlich habe ich mir das nicht erwartet", freut sie sich. Christian Magerl, Toni Wollschläger und Werner Habermeyer freuen sich mit. Sie gehören zu den ersten Gratulanten.

Martin Bengler (SPD) wirkt dagegen etwas verloren. Er steht neben ein paar anderen SPD-Vertretern. Es scheint fast so, als habe man bei den Sozialdemokraten schon damit gerechnet. In Freising hat Bengler weniger als zehn Prozent geholt. Und auch in vielen anderen Gemeinden erhält er die wenigsten Stimmen. Doch Bengler will sich seine Enttäuschung nicht anmerken lassen. Er grinst, auch wenn es ihm schwer fällt. Er sagt, er habe das schon erwartet, und lenkt dann gleich ab: "Die Wahlbeteiligung ist dramatisch schlecht. Da kann man ja schon fast nicht mehr von Wahlen sprechen."

Der noch amtierende Landrat Michael Schwaiger blickt wenig später gebannt auf die große Leinwand. Gerade ist das Ergebnis aus Moosburg eingetrudelt. Doch es dauert, bis der Computer die Stimmenzahlen anzeigt. Weder Schneider noch Hauner haben sich bisher im Landratsamt blicken lassen. Dann ist das Moosburger Ergebnis schließlich zu sehen. "Jetzt wird's knapp", ruft Schwaiger anschließend seinem Bruder Rudi laut zu, der eigentlich direkt neben ihm steht. Mooser-Niefanger liegt mit annähernd 23 Prozent vor Schneider, der etwas mehr als 20 Prozent erreicht. Hauner hat sich durch die für ihn guten Ergebnisse aus dem nördlichen Landkreis inzwischen etwas abgesetzt. Es entwickelt sich ein Zweikampf zwischen Mooser-Niefanger und Schneider um die Stichwahl. Schwaiger weiß: "Jetzt liegt es an Neufahrn."

Es wirkt um 20.30 Uhr fast so, als ob Reiner Schneider nur darauf gewartet hätte. Der große Sitzungssaal im Landratsamt ist inzwischen gut gefüllt. Die meisten Gemeinden haben ihre Ergebnisse zur Landratswahl bereits ins Landratsamt gesendet. Noch immer ist nicht klar, wer mit Hauner in die Stichwahl gehen wird. Die circa 50 Anwesenden blicken gespannt auf die große Leinwand. Dann blinkt die Gemeinde Neufahrn auf. Es ist das Zeichen, dass jetzt gleich die Wahlentscheidung fällt. Wieder dauert es ein paar Sekunden, bis der Computer das Ergebnis ausspuckt. Die Spannung ist bei allen deutlich zu spüren. Schafft es Mooser-Niefanger oder doch Schneider? Schneider liegt in Neufahrn, seiner Heimatgemeinde, schließlich deutlich vor Mooser-Niefanger. Damit ist klar, dass er es in die Stichwahl geschafft hat.

Und plötzlich steht Rainer Schneider da. Fast unbemerkt hat er sich in den großen Sitzungssaal geschlichen. Sofort sind die ersten Gratulanten bei ihm und schütteln ihm die Hand. Schneider will sich aber nicht lange aufhalten. Er weiß, was er zu tun hat. Er geht zu Birgit Mooser-Niefanger und gibt ihr fair die Hand. Schneider sagt: "Ich glaube letztendlich hat der Bekanntheitsgrad den Ausschlag gegeben."

Nun fehlt nur noch einer. Inzwischen schwirren mehrere Gerüchte durch den Raum. Die Einen meinen, Hauner komme gar nicht. Andere sagen: "Er sitzt schon im Auto."

Dann setzt rhythmisches Klatschen ein. Es kommt vom Eingang, da wo sich Hauners Entourage schon lange versammelt hat. Josef Hauner ist da, um kurz vor neun.

© SZ vom 17.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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