Landkreis:Durchwachsenes Bienenjahr

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Während ein Teil der Imker wegen der Wetterkapriolen im Frühsommer über große Ausfälle klagt, sind andere mit der Honig-Ernte ganz zufrieden. Entscheidend für den Ertrag ist auch der Standort

Von Gudrun Regelein, Landkreis

Für die bayerischen Imker ist die Honig-Ausbeute in diesem Jahr sehr unterschiedlich ausgefallen. Viele klagen über einen Totalausfall. Schuld daran seien der viele Regen und die niedrigen Temperaturen im Frühsommer, hieß es kürzlich beim Imkertag des Landesverbands bayerischer Imker. Bei Temperaturen unter 15 Grad gehen die Tiere kaum auf Nektar-Sammelflug. Auch im Landkreis Freising sind die Erfahrungen ganz unterschiedlich: Beklagen die einen Imker eine sehr schlechte Ernte, sprechen andere von einem ganz normalen Jahr.

Für Konrad Hammerl aus Rudelzhausen beispielsweise war es das "schlechteste Bienenjahr, das ich je erlebt habe". Der Honigertrag sei jedes Jahr sehr unterschiedlich - das sei von vielen verschiedenen Faktoren wie dem Wetter, aber auch der Dichte der Völker abhängig. "Heuer aber war ganz super schlecht", sagt er. Waldhonig gebe es gar keinen und vom Blütenhonig nur etwa ein Drittel der sonst üblichen Menge, etwa zehn Kilogramm. "Das lag am Regen, es hat einfach zu viel geregnet", klagt Hammerl. Auch mache die Monokultur den Bienen zunehmend das Leben schwer, Bauern ackerten alles weg, es gebe keine Feldhecken mehr. Hammerl ist mit Bienen groß geworden, später hat er sie dann von seinem Vater übernommen. "Bienen waren in meinem Leben immer da", sagt er. Derzeit hat der Rentner etwa 45 Völker. Die Imkerei ist für ihn ein Hobby. Jeden Mittwoch und Samstag steht er auf dem Freisinger Wochenmarkt - Gewinn mache er mit dem Verkauf von Honig und den anderen Produkten aber keinen, sagt Hammerl.

Etwas weniger Honig als im Vorjahr sei es bei ihm gewesen, erzählt Stephan Marhold. Die Völker seiner sechs Bienenstöcke in Schernbuch und in Mintraching haben in diesem Jahr etwa 60 Kilogramm Honig geliefert. Dreimal habe er geerntet, berichtet der Hobby-Imker. Nach einer eher schlechten ersten Ernte im Frühjahr sei sie beim späteren Waldhonig sehr gut ausgefallen. Seit zwei Jahren beschäftigt sich Marhold mit Bienen, "aus Freude, aus Liebe - und weil ich den Geruch aus dem Bienenstock so gerne mag".

Josef Brückl, früherer Bürgermeister in Langenbach und seit zwei Jahren ambitionierter Hobby-Imker, ist mit der Ernte dagegen sehr zufrieden. Gerade in der vergangenen Woche habe er "wahnsinnig viel" Springkrauthonig eingetragen, erzählt er. Im Mai habe er das erste Mal geschleudert, die Qualität des Honigs sei sehr gut, sagt Brückl. Weshalb er - im Gegensatz zu vielen anderen Imkern - eine gute Ernte eingefahren hat, liege wohl am Standort seiner 20 Bienenvölker in den Amperauen: Dort gebe es viel Nektar. Erst 2013, als 70-Jähriger, habe er begonnen, sich mit Bienen zu beschäftigen, erzählt Brückl. Inzwischen aber sei ihm bewusst geworden, "wie wichtig diese für uns sind". Die Monokulturen in der Landwirtschaft seien fatal, sagt auch Josef Brückl. Im Gegenzug müssten "mehr Ausgleichsflächen, Bienenweiden oder auch Streuobstwiesen geschaffen werden".

Brückl schickt seine Bienen seit dem vergangenen Jahr in die Bienensauna: "Ich schwöre darauf." Bei dem Saunagang soll bei Temperaturen bis 42 Grad Celsius die für Bienen gefährliche Varroamilbe irreparabel geschädigt werden. Die Behandlung mit Ameisensäure, der man die Bienenstöcke in der Not unterzieht, dagegen sei nicht nur für die Honigsammler selbst schädlich, sondern nutze auch immer weniger. "Die kann ich mir sparen." Derzeit laufe mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf eine Versuchsreihe, bei der die Wirksamkeit der Bienensauna untersucht werde, berichtet er.

Von einem schlechten Honigjahr mag auch Andreas Stuber nicht sprechen, "wirklich nicht", betont der Vorsitzende des Imkervereins Freising. Früher habe sein Vater Bienen gehabt, erzählt er, als er dann nach Thonhausen zog, seien ihm Bienen angeboten worden - inzwischen hat er zwölf Völker. Für ihn sei es ein Jahr mit einem guten Durchschnitt gewesen, es habe aber auch Gegenden gegeben, wo gar kein Honig geerntet werden konnte. Entscheidend sei, ob man fleißige Bienen habe oder nicht - und wo die Bienenstöcke stehen, sagt Stuber.

Bei der zweiten Ernte im Juli haben die sechs Völker, die er zuvor nach Weihenstephan gebracht hat, jeweils 23 Kilogramm produziert, die sechs in Thonhausen dagegen nur sechs Kilogramm. "In der Stadt war es bei der zweiten Ernte also wesentlich besser als auf dem Land", sagt Andreas Stuber.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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