Kranzberg:Rufer in der Wüste

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Seit vielen Monaten kämpft Klaus Lüchau vergeblich um ein Tempolimit in Thalhausen. Jetzt ist sein Sohn angefahren worden.

Petra Schnirch

Seit eineinhalb Jahren kämpft Klaus Lüchau vergeblich für ein strikteres Tempolimit auf der Staatsstraße 2084 im Ortsbereich Thalhausen. Am Freitagnachmittag ist nun passiert, wovor er immer gewarnt hatte: Sein neunjähriger Sohn wurde von einem Auto angefahren, als er mit seinem Fahrrad die Straße überqueren wollte. Glücklicherweise blieb der Bub nahezu unverletzt - er erlitt Abschürfungen, Kratzer, leichte Prellungen und einen Schock. Sein Vater will nun mit weiteren Aktionen auf die gefährliche Stelle aufmerksam machen.

Die viel befahrene Staatsstraße trennt die Siedlung in Oberthalhausen vom Rest der Ortschaft. Im August 2010 versuchte Klaus Lüchau mit kreativen Mitteln schon einmal, Verbesserungen durchzusetzen. Täuschend echte Attrappen simulierten Radarfallen, die Kinder malten Plakate, auf denen sie eine Ampel forderten. Beides musste wieder abmontiert werden. Auch sammelten die Anwohner etwa 400 Unterschriften, die an Landrat Michael Schwaiger (FW) übergeben wurden. Geändert hat sich seitdem nichts. Lüchau dringt zum Schutz der Kinder nach wie vor auf ein strengeres Tempolimit von 60 statt der bisher vorgeschriebenen 70 Stundenkilometer, zudem auf eine Ampel oder zumindest eine Querungshilfe. Auch fest installierte Radarfallen würden seiner Ansicht nach etwas bringen - und sich lohnen. Etwa ein Prozent der im Schnitt etwa 7500 Fahrzeuge sei zu schnell unterwegs, es würde also etwa 75 Mal pro Tag blitzen.

Das Problem: Das Landratsamt hält eine Verschärfung des Tempolimits für nicht ,,zielführend'', es gebe ,,keinen Anlass zur Sorge'', hieß es nach einem Ortstermin im Sommer 2010, der Bereich sei insgesamt ,,nicht unfallauffällig''. Damit der zuständige Freistaat eine Querungshilfe bezahlt, müssten in der Spitzenstunde mindestens 50 Personen die Fahrbahn überqueren. Diese Zahl aber werde nicht erreicht, sagt Hans Jörg Oelschlegel vom Straßenbauamt. Die Freisinger Polizei wiederum empfiehlt laut Inspektionsleiter Anton Hemmer zwar eine Querungshilfe - mehr aber kann sie in dieser Angelegenheit nicht tun.

Sorgen bereitet der Verkehr auch dem Kranzberger Bürgermeister Robert Scholz (FWG), denn spätestens wenn die Freisinger Westtangente gebaut ist, werden noch mehr Autos und Lastwagen von der A9 aus über den neuen ,,Flughafenzubringer'' rollen. ,,Was in den Gemeinden in der Peripherie passiert, interessiert jedoch nicht'', kritisiert er. ,,Die Gemeinde werde jede Maßnahme befürworten, ,,die das Leben in den Orten erleichtert''.Am Zug sei jetzt der Freistaat.

Dass eineinhalb Jahre lang gar nichts passiert ist, ärgert Klaus Lüchau. Erst an Heiligabend hatte er in einer Rundmail an Kommunalpolitiker aller Parteien nachgehakt, ob in dieser Sache 2012 irgendetwas geplant sei. Geantwortet habe nur Eva Bönig von der SPD, schildert er. Sie habe zugesagt, dass sie sich des Themas annehmen wolle. Keine Woche später ereignete sich dann der Unfall.

Am Tag vor Silvester hatte der neunjährige Paul offenbar übersehen, dass sich hinter einem Auto, das aus Freising kam und nach rechts in die Wippenhauser Straße abbiegen wollte, ein zweites Fahrzeug befand, das geradeaus in Richtung Allershausen weiterfuhr. Auch der Autofahrer hatte den Buben in der Dämmerung nicht rechtzeitig erkannt. Schon einmal, vor zwei Jahren, erzählt Lüchau, sei einer seiner Söhne angefahren worden, als er mit seiner Schwester die gefährliche Straße überquerte. Der Bub, der unverletzt blieb, habe die Geschwindigkeit eines Autos falsch eingeschätzt.

© SZ vom 3.1.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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