Kommentar:Wer wagt, gewinnt

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David hat Goliath geschlagen - doch die Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt

Kerstin Vogel

Natürlich kann David gegen Goliath gewinnen - und er kann es sogar richtig deutlich: Die braven Bürger, die sich im Aktionsbündnis "Aufgemuckt" unermüdlich für ihre Heimat starkgemacht haben, die argumentierten und demonstrierten und am Ende sogar vor der Staatskanzlei schliefen - sie haben den Moloch deutlich geschlagen, das Monster im Moos, das herzlos nur Wachstum und Profit verfolgt. Es könnte eine so schöne Geschichte sein, wenn sie denn schon zu Ende erzählt wäre.

Natürlich haben die Startbahngegner allen Grund zur Freude. Sie haben sich mit Kreativität und großer Leidenschaft gegen die Kampagne eines finanziell ungleich mächtigeren Gegners durchgesetzt und bei den anfangs eher desinteressierten Bürgern in der Landeshauptstadt ganz sicher großartige Überzeugungsarbeit geleistet - das ist ein Triumph. Mit dem auch in den eigenen Reihen durchaus kritisch gesehenen Wagnis, die von den negativen Auswirkungen des Großflughafens eigentlich kaum betroffenen Münchner über dessen Zukunft abstimmen zu lassen, haben sie am Ende tatsächlich eine wichtige Etappe gewonnen.

Trotzdem ist die Auseinandersetzung um den Ausbau des Münchner Flughafens noch nicht beendet. Die Flughafenbetreiber werden weiter versuchen, ihre Pläne durchzusetzen, daran haben sie keinen Zweifel gelassen, und auch Horst Seehofer fühlt sich erklärtermaßen nicht an das Votum der Münchner gebunden. Der Ministerpräsident hat schon kundgetan, die nächste Landtagswahl zur Abstimmung über den Flughafenausbau machen zu wollen. Genau das werden dann auch die Startbahngegner tun müssen - und dieses Mal werden sie ganz Bayern von der Nutzlosigkeit des Flughafenausbaus zu überzeugen haben. Dass sie kampagnenfähig sind, haben sie bewiesen - und seit Sonntag können sie deshalb auch ein gewichtiges Argument zusätzlich ins Feld führen: Auch die Münchner sind - demokratisch bekundet - der Ansicht, das zwei Startbahnen reichen.

© SZ vom 18.06.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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