Kein Aufschub mehr:Vergebliche Hilferufe

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Die Wege im Hallbergmooser Sportpark zwischen Rasen und Sanitäranlagen sind weit. Letztere sollen, um das Manko zu beheben, nun samt Umkleiden in einem neuen Kassentrakt unterkommen. (Foto: Marco Einfeldt)

Obwohl die Hallbergmooser Verwaltung auf ihre Überlastung verweist, votiert der Gemeinderat dafür, den Kassentrakt im Fußballstadion zu bauen - möglichst heuer

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Da konnte die Bauabteilung im Rathaus noch so eindringlich auf ihre Überlastung hinweisen, der Hallbergmooser Gemeinderat hat mehrheitlich darauf bestanden: Das geplante Kassenhäuschen mit Duschen und Umkleiden im Fußballstadion soll gebaut werden, und zwar möglichst noch in diesem Jahr. Daran ändert auch die Kostensteigerung nichts, die Architekt Frank Siegmund in der Sitzung am Dienstag präsentierte. Statt der ohnehin ansehnlichen 880 000 Euro wird der Bau voraussichtlich 1,3 Millionen kosten.

Schon im Herbst 2016 hat der Gemeinderat beschlossen, statt des bisherigen Holzpavillons am Stadioneingang ein festes Gebäude zu bauen, in dem der Kartenverkauf, ein Kiosk, Umkleiden und Duschen unterkommen sollen. Denn die Fußballer des VfB Hallbergmoos und auch die Zuschauer müssen weite Wege in Kauf nehmen, zwischen Rasen und sanitären Anlagen. Weil die bestehenden Wasser- und Stromleitungen im Tribünengebäude aber nicht für die geplanten Duschen ausreichen, muss eine komplett neue Erschließung gelegt werden. Auch eine Heizung und Warmwasseraufbereitung sind nötig. "Wir müssen wegen der Legionellengefahr kontinuierlich auf über 65 Grad heizen", erklärte Planer Frank Siegmund. Auch eine Baustraße müsse errichtet und später wieder rückgebaut werden.

Zu der massiven Kostensteigerung kommt noch, dass die Bau-Abteilung im Rathaus mit der Arbeit nicht mehr nachkommt. In Bau und Planung befinden sich derzeit zahlreiche große Projekte, etwa ein neues Kinderhaus, eine Erweiterung für den Hort, eine Kindergartenerweiterung, ein kommunales Wohnprojekt und vieles mehr. Zwar gibt es mittlerweile einen zweiten Mitarbeiter im Hochbau, doch auch damit ist das Pensum nicht zu schaffen. "Ich kann die Leute nicht 14 Stunden am Tag arbeiten lassen", erklärte Bürgermeister Harald Reents (CSU) und plädierte dafür, sich auf die Pflichtaufgaben zu konzentrieren. Der Vorschlag der Verwaltung lautete deshalb: Das Kassenhäuschen samt Duschen auf das nächste Jahr zu verschieben, "wenn auch schweren Herzens", wie Reents betonte.

Davon aber wollte nicht nur Sportreferent Heinrich Lemer (Freie Wähler) nichts wissen. Vor eineinhalb Jahren sei der Bau beschlossen worden, "und passiert ist nichts", monierte er. Ein weiteres Verschieben sei keine Lösung, "nächstes Jahr ist der Stau der Projekte noch größer". Auch Karl-Heinz Bergmeier (SPD) betonte, es fehle an vielem auf der Fußballanlage, deshalb solle gerade im Hinblick auf die wertvolle Jugendarbeit des VfB die Planung weiter verfolgt werden. Allerdings erhoben sich auch Stimmen für das Verschieben und sogar das komplette Streichen des Projektes. Robert Wäger (Grüne) etwa schlug eine einfache Lösung in Form von Containern vor, schließlich habe man erst kürzlich 140 000 Euro für die Sanierung des Rasens ausgegeben. Und jetzt 1,3 Millionen für ein Kassenhäuschen, Duschen und Toiletten? "Wenn ich mir vorstelle, was ich dafür draußen schaffen kann, ist völlig übertrieben." Marcus Mey (CSU) wunderte sich über das Ignorieren der Hilferufe aus dem Rathaus: "Ich habe da vier Leute, sie sagen, es geht nicht. Und der Gemeinderat sagt, es geht doch. Aber es gibt auch ein strafbewehrtes Arbeitsrecht. Und man muss es nicht emotional dramatisieren, dass da kein Kassenhäuschen steht."

Quer durch die Fraktionen verlief die Linie zwischen Befürwortern und Gegnern. Erstere hatten schließlich mit 11:9 Stimmen. Die Mehrheit sah es aber so wie Zweiter Bürgermeister Josef Niedermair (CSU), der eine klare Position bezog: "Die Verwaltung sagt, was geht und nicht geht, aber der Gemeinderat schafft an."

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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