Kardinal Marx in Freising:Kleine Hindernisse für die Himmelfahrt

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Die Gegner einer dritten Startbahn am Flughafen hoffen auf sehr weltlichen Beistand durch Kardinal Marx und die Kirche.

Birgit Goormann und Kerstin Vogel

Missbrauchsfälle, Kirchenaustritte, Zölibat: Es gibt viele drängende Themen, die Bayerns Katholiken bewegen. Doch wenn Erzbischof Reinhard Marx nach Freising kommt, dann wartet auf ihn noch eine ganz andere "Kardinalfrage". Beim Empfang von Stadt und Landkreis für den neuen Kardinal sagte es Freisings Oberbürgermeister Dieter Thalhammer (SPD) am Sonntag deutlich: Im Kampf gegen die dritte Startbahn am Flughafen hofft man auf Unterstützung durch die Kirche.

Kardinal Reinhard Marx: Wird er eine Hilfe für die Gegner der dritten Startbahn in Freising sein? (Foto: dapd)

Kardinal Marx, so Thalhammer, habe bewiesen, dass er um die Sorgen und Ängste der Menschen in der Region wisse. Etliche Freisinger Kirchenleute haben sich bereits klar gegen die Erweiterung des Flughafens ausgesprochen, allen voran Weihbischof Bernhard Haßlberger, zahlreiche Pfarrer, der Kreiskatholikenrat sowie diverse Laienorganisationen.

Und Marx selbst hat, damals noch nicht Kardinal, nach einem Gespräch mit dem Freisinger Landrat Michael Schwaiger über das Ordinariat mitteilen lassen, dass die Kirche eines nicht tun wird: Grundstücke verkaufen oder eintauschen, die von der Flughafengesellschaft für den Bau der dritten Startbahn benötigt werden. Damit, so Freisings Oberbürgermeister am Sonntag, habe sich der Kardinal zu einem fairen, transparenten Verfahren bekannt - und damit zu den Bürgern, die um ihre Zukunft bangen.

Die Entscheidung der Kirche, keine Grundstücke zu verkaufen, hatte damals Jubel bei den Startbahngegnern hervorgerufen. Das Ordinariat wollte Zahl und Größe der fraglichen Flächen bislang nicht nennen; die Bürgerinitiative Attaching weiß aber, dass der Grund der örtlichen Kirchenverwaltung gehört und durchaus ein Faustpfand im Kampf gegen die dritte Startbahn sein könnte. Denn sollte der Planfeststellungsbeschluss für die dritte Startbahn positiv ausfallen und die Kirche bei ihrem "Nein" zum Verkauf bleiben, dann müsste der Freistaat die Kirche enteignen. Und das dürfte im katholischen Bayern ein nicht ganz einfacher, zumindest aber spektakulärer Schritt sein, den der Staat scheuen dürfte, so die Hoffnung der Flughafenanlieger.

Außerdem berechtigen die Grundstücke die Kirche zur Klage gegen den Bau. Kardinal Marx vor Gericht Seite an Seite mit dem Bund Naturschutz, der ebenfalls über ein Sperrgrundstück verfügt: ein Traum für die Startbahngegner. Ob es dazu kommen könnte, ließ Marx bei seinem Besuch am Sonntag offen. Auf die Frage, ob er die Ängste der Freisinger Bevölkerung verstehe, sagte er nur: "Ich bin genau im Bilde."

© SZ vom 14.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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