Jubiläum:Gelungenes Integrationsprojekt

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Der Echinger Burschenverein feiert an diesem Wochenende sein 70-jähriges Bestehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben dort viele Flüchtlinge eine neue Heimat gefunden - auch das ist ein Erfolg der Gruppe

Von Klaus Bachhuber, Eching

Wann es so richtig losging mit dem Echinger Burschenverein, mei. . . 1946 sollen schon ein erster Faschingszug organisiert und ein Maibaum aufgestellt worden sein. Eine erste Versammlung soll 1947 gewesen sein. Initiator Simon Kurz erzählte zum 50-jährigen Bestehen über die Vereinsgründung: "Da warn leicht 40, 50 Leut da, und dann is' g'redt worden, weil mia a Burschenschaft gründen wollt'n. Dann hamma da eine Wahl g'macht, des war ois' ganz einfach, die haben g'sagt, i soll an Vorstand machen." In neueren Zeiten hat sich der Verein dann stets auf die ersten Aktivitäten bezogen und feiert so auch sein 70-jähriges Bestehen in diesem Jahr: am Wochenende mit umfangreichen Festprogramm von Freitag bis Sonntag.

Man hatte nach Ende des Weltkriegs andere Probleme als Sitzungsprotokolle oder eine formale Vereinsgründung. In das Bauerndorf Eching, das zu Beginn des Zweiten Weltkriegs rund 1400 Einwohner gezählt hatte, waren nach Kriegsende flüchtende Sudeten- und Ungarndeutsche gezogen, die Bevölkerungszahl wuchs bis 1950 auf über 2200 an. Der Burschenverein war auch ein Versuch, diese Neubürger ins Boot zu holen, eine Gemeinsamkeit der jungen Leute herzustellen.

In der Erinnerungsrunde zum 50-jährigen Bestehen, die damals in der Freisinger SZ abgedruckt war und heute schon selbst Bestandteil der Vereinshistorie ist, sagte Kurz: "Es war doch für jeden von uns schee, weil ma g'spürt hat, wie es gut tut, wenn man Fremde dazu holt". Und Fritz Pichlmeier erzählte, wie einer der damals Heimatvertriebenen lebenslang gesagt habe: "Fritz, des vergiss' ich euch nie, dass ihr einfach g'sagt habt: mach mit". In einem Dorf, das an "Freizeitangeboten" außer dem Schützenverein nichts zu bieten hatte und wo viele im "Dritten Reich" zelebrierte Festivitäten nun verpönt waren, organisierte der Burschenverein Ausflüge und Tanzabende, Maifest und Faschingszug. Pfarrer Franz Roßberger, den Burschen sehr zugetan, hielt gelegentlich informative Vortragsabende für den Verein. Sein Nachfolger Pfarrer Pongratz organisierte 1961 den Burschen eine gebrauchte Fahne, auf die "Eching" draufgestickt wurde. 1976, zum 30-jährigen Bestehen, wurde mit einem großen Fest eine neue Fahne geweiht. Ab den 1980er Jahren aber ging es mit dem Interesse am Verein konstant bergab. Am 7. April 1986 gab es in einer außerordentlichen Versammlung eine historische Zäsur: Der Burschenverein ließ auch verheiratete Männer als Mitglieder zu. Bislang hatte die Eheschließung den Abschied aus dem Verein bedeutet.

Aber Vereine dieses Schlages passten zunächst weiter nicht in den Zeitgeist dieser Jahre. Im Vorfeld des 50-jährigen Bestehens 1996 stand ein Ende des Vereins so deutlich am Horizont, dass dieses Jubiläum fast schon aus Trotz quasi als Abschiedsfest inszeniert wurde. Im Nachhinein erwies sich diese Phase jedoch als Durststrecke, die der Verein gemeistert hat. Seit der Jahrtausendwende steigt das Interesse am Verein wieder. 2006 wurde das 60-jährige Bestehen zelebriert und heuer eben das 70-jährige. Seit schon fast eineinhalb Jahren sind die Echinger Burschen mit Planung und Vorbereitung beschäftigt. Ein 15-köpfiger Festausschuss hat das Wochenende vorbereitet. Eine opulente Festschrift liegt in den Echinger Läden aus und gibt einen Ausblick auf das kommende Jubiläumsfest.

Am Freitag, 8. Juli, geht es los mit einem Einzug der Echinger Vereine ins Festzelt und mit Stimmungsmusik mit den "Blechbixxn". Am Samstag ist ab Nachmittag ein Familiennachmittag mit Landmaschinenausstellung vorgesehen, ehe am Abend dann die Showband "Ois Easy" und der DJ "daKaos" für Stimmung sorgen. Am Sonntag geht es nach einem gemeinsamen Weißwurstfrühstück zum Kirchenzug und anschließend zum Festumzug.

Das Fest ist auch seit Monaten Bestandteil bei allen Aktionen des Burschenvereins: So wurde ein Faschingswagen zum Fest gebaut, die Burschengarde tanzte am Rosenmontag zu vergangenen Hits der alten Garden, das "Ostermobrenna" zeigte die ersten Boten auf dem Gelände des Fests und der traditionelle Maibaum wurde heuer zum Jubiläum extra weißblau angestrichen.

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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