Heikler Posten:Wahl des Vorsitzenden scheitert erneut

Lesezeit: 2 min

Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung des TSV Eching will auch keiner das Amt des Kassiers übernehmen. Den Verein drücken 120 000 Schulden, es müssen aber rund 250 000 Euro ins Sportgelände investiert werden

Von Klaus Bachhuber, Eching

Der Wahlleiter war ganz gelassen: "Es ist nicht das erste Mal, dass wir hier keine Vorstandsmannschaft zusammenbringen", kommentierte Bürgermeister Josef Riemensberger das erneute Scheitern, eine Führung für den TSV Eching zu benennen. Weiter fehlen dem Sportverein ein Vorsitzender und ein Kassier, der zuletzt vier Jahre amtierende Vorsitzende Bernd Hill agiert weiterhin kommissarisch. Riemensberger bezog sich auf frühere Wahlkomplikationen in den 18 Jahren seiner Amtszeit als Bürgermeister und Wahlleiter beim TSV; aktuell sind auch schon wieder zwei Neuwahlversuche bei der regulären und einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gescheitert, noch vor den Sommerferien soll eine weitere außerordentliche Versammlung stattfinden.

Hill berichtete der zweiten Wahlversammlung, dass sich durchaus einige Kräfte "grundsätzlich bereit erklärt" hätten, in einem neuen Vorstands-Team mitzuarbeiten - offenbar aber niemand auf den heiklen Posten als Gesamtverantwortlicher und als Kassenwart. Aktuell rund 120 000 Euro Schulden soll der Verein mitziehen, berichtete der scheidende Kassier Wolfgang Nagl. Dazu stehen Investitionen von mindestens 250 000 Euro in das Sportgelände an. Die Flutlichtanlage muss akut erneuert werden, auch die Beregnungsanlage werde Geld benötigen. Das Rathaus fördert üblicherweise nur Neuinvestitionen. Riemensberger hat jetzt immerhin in Aussicht gestellt, dass "eine Kompletterneuerung im Bestand auch wie Neuanlagen" gefördert werden könnte; der Fördersatz durch die Kommune liegt dafür allerdings auch nur bei 40 Prozent, was dem TSV immer noch 60 Prozent des nötigen Investitionsvolumen überließe.

Während der andere Fußballverein in der Gemeinde, der SV Dietersheim, für eine anstehende Sportheimsanierung in zehn Jahren mit einem gerade abgeschlossenen Finanzmodell jetzt schon anspart, muss der TSV seit Jahren neben dem laufenden Betrieb konstant Schulden bedienen. Spätestens seit Anfang der 1990er Jahre ist "verschuldet" faktisch der zweite Vereinsname des TSV, der kommendes Jahr sein 70. Jubiläum begehen wird.

Drückten die Verbindlichkeiten seither mal weniger oder mehr vernehmbar, so ist seit einem Eklat in der Führungsriege um Ex-Präsident Robert Hofmeir mit vielfach juristischen Auseinandersetzungen vor knapp zehn Jahren der Schuldenberg wieder omnipräsent. Nagl bilanzierte einen Schuldenstand von 270 000 Euro vor sieben Jahren, der mit einem Entschuldungsplan unter Einbeziehung des BLSV jetzt auf unter die Hälfte reduziert worden und im Griff sei.

Mit freier Masse für die Sanierungsaufgaben sieht es allerdings offenbar nicht rosig aus. Der Verein hatte im Rathaus zuletzt auch die Erhöhung der Zuwendungen für die Platzpflege beantragt. 22 000 Euro pro Jahr schoss die Gemeinde zuletzt für den Unterhalt der Sportflächen zu, nach einer Aufstellung der Gemeindekämmerei exponentiell mehr als beispielsweise Freising oder Nachbar Neufahrn; dennoch hatte der TSV eine Verdopplung beantragt. Das sah der Finanzausschuss des Gemeinderats vor Jahresfrist freilich weniger als sachlich angemessene Anpassung, denn vielmehr als Rettungsversuch der Vereinsfinanzen, wie es Zweiter Bürgermeister Otmar Dallinger damals formuliert hatte. Erhöht wurde der Obolus lediglich um zehn Prozent.

Die Vakanz an der Vereinsspitze hat mittlerweile auch Auswirkungen auf den laufenden sportlichen Betrieb. Der Fußball-Abteilungsleiter und Landesliga-Trainer in Personalunion, Fredy Ostertag, hat hingeworfen, unter anderem auch, weil die Vorbereitungen für die kommende Saison schleifen gelassen würden.

© SZ vom 24.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: