Hallbergmoos:Krisengespräch um rechte Thesen

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Hallbergmooser SPD und Mooskurier-Chefredakteur Heiko Schmidt diskutieren über umstrittene Texte von Martin Voigt

Von Christian Gschwendtner, Hallbergmoos

Im Streit um rechtslastige Artikel im Mooskurier bewegen sich beide Seiten aufeinander zu. Die SPD-Ortsspitze aus Hallbergmoos und der Chefredakteur des Anzeigenblattes, Heiko Schmidt, trafen sich offenbar am Mittwochabend zu einem Krisengespräch. Der genaue Ausgang des Treffens war bei Redaktionsschluss noch nicht absehbar. Dem Vernehmen nach soll Mooskurier-Autor Martin Voigt aber nicht an der Unterredung teilgenommen haben. Überraschend ist das insofern, weil Voigt im Zentrum der Kritik steht.

Die SPD wirft dem 30-jährigen Hallbergmooser seit längerem vor, in einem Artikel vom 12. Juni dieses Jahres über frühkindliche Kinderbetreuung "extrem rechte Thesen" verbreitet zu haben. Eskaliert war der Disput am Dienstag. Der SPD-Ortsvorsitzende Max Kreilinger hatte in einem Meinungsartikel auf der parteieigenen Homepage die Sorge geäußert, der Mooskurier könne zum Türöffner für rechtes Gedankengut werden.

Die SPD stört sich auch an einem Artikel von Voigt, den dieser erst kürzlich zu einer Informationsveranstaltung über die Unterbringung von Asylbewerbern in Neufahrn verfasst hat. Nach Ansicht der SPD sei das in tendenziöser Weise geschehen. Voigt schreibt darin von einem "täglichen Asylchaos". Die Rede ist außerdem von "muslimischen Parallelgesellschaften" und einer "aufs Helfen eingeschworenen Politprominenz". Der Artikel erschien am 30. September im Neufahrner Echo, das ebenso wie der Mooskurier zum IKOS-Verlag gehört. Heiko Schmidt leitet den Verlag. Trotz massiver Kritik seitens der SPD hält Verleger Schmidt bisher an Voigt fest. In der aktuellen Mooskurier-Ausgabe vom 20. November wird Voigt zwar nicht mehr im Impressum aufgeführt. Laut Schmidt dürfe man daraus aber keine Rückschlüsse auf eine Trennung ziehen. Generell fänden im Impressum nur Mitarbeiter Erwähnung, die auch zur aktuellen Ausgabe beigetragen hätten. Eine öffentliche Stellungnahme zu seinem umstrittenen Autor will Schmidt erst nach dem Treffen mit der SPD abgeben. "Wenn es Neuigkeiten gibt, werden wir darüber zu gegebenem Zeitpunkt informieren", sagt der Mooskurier-Chef am Mittwoch. Voigt selbst bittet ebenso um Geduld. Der SZ teilte er aber dennoch mit: "Eine Stellungnahme von mir wird es geben."

Die SPD drängt derweil deutlich auf ein Ende seines Wirkens beim Mooskurier. Vor allem ältere Menschen würden die Thesen in dem Kostenlos-Blatt oft unhinterfragt übernehmen, sagt Max Kreilinger. Das gelte umso mehr, wenn sie, wie im Falle Voigt, im akademischen Anstrich daherkämen. Vor dem Treffen mit dem Mooskurier-Chefredakteur Schmidt machte er noch einmal klar, dass er den Artikel mit den Vorwürfen gegen Voigt auf keinen Fall von der SPD-Homepage nehmen wird. Der SPD-Kreisvorsitzende Peter Warlimont kritisiert insbesondere Voigts Publikation für die rechtslastige Blogzeitung "Die freie Welt". Außerdem habe jemand, der mit einem Preis der stark rechten Wochenzeitung Junge Freiheit ausgezeichnet werde, in einer seriösen Ortszeitung nichts verloren. Martin Voigt hat am 5. Januar 2015 in "Der freien Welt" eine wüste Polemik gegen die "totalitären Tendenzen der deutschen Familienpolitik" veröffentlicht. Der viel kritisierte Artikel im Mooskurier zielt in die selbe Richtung, ist aber deutlich maßvoller im Ton gehalten. Bereits im Juni diesen Jahres hat der SPD-Kreisvorsitzende Warlimont dem Verleger deshalb vorgeworfen, sein Autor Voigt hätte in skandalöser Weise Partei ergriffen. Wissenschaftliche und journalistische Standards seien eklatant verletzt worden. Heute sagt Warlimont, ihm sei es damals nicht darum gegangen, als Politiker Einfluss auf die Berichterstattung in den Medien zu nehmen. "Voigt hat aber eine klare Tendenz " erkennen lassen, so der SPD-Politiker. Dem Mooskurier-Chefredakteur sei hingegen ein FAZ-Gastbeitrag vom Oktober 2014 Beweis genug für Voigts Unbedenklichkeit gewesen, sagt Warlimont. Man sei damals ohne Einigung, aber in einem sehr umgänglichen Ton auseinander gegangen.

© SZ vom 19.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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