Hallbergmoos:Argumente im Detail widerlegen

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Die SPD will den Mooskurier nicht grundsätzlich in Misskredit bringen, das Wirken des umstrittenen Autors aber kritisch verfolgen

Von Christian Gschwendtner, Hallbergmoos

Im Streit um rechte Thesen im Mooskurier, ein Anzeigenblatt in der Gemeinde Hallbergmoos, gibt sich der SPD-Ortsverband kompromissbereit. In einer gemeinsam mit dem herausgebenden Ikos-Verlag am Donnerstagabend veröffentlichten Presseerklärung stellen die Sozialdemok raten kla r, de r Mooskurier sei "keinesfalls als rechtslastige Zeitung" anzusehen. Dennoch werden die Artikel des Mooskurier-Autors Martin Voigt weiter kritisiert.

Den Mooskurier selbst will die SPD aber offensichtlich nicht grundsätzlich in Misskredit bringen: "Sollte beim Lesen des Artikels der SPD der Eindruck entstanden sein, dass wir auffordern, den Mooskurier nicht mehr zu lesen, ist das falsch", heißt es in der Presseerklärung der Hallbergmooser SPD. In einem Meinungsartikel auf der Homepage des Ortsverbandes hatte der Vorsitzende Max Kreilinger am Dienstag moniert, Voigt würde "Pegida-Gedankengut" in Reinform verbreiten. Kritisiert werden mehrere Beiträge, die Voigt in diesem Jahr im Auftrag des Ikos-Verlages verfasst hat. Von einem Generalangriff gegen den Mooskurier war aber keine Rede. Im Zentrum der Kritik steht der Autor Voigt, der auch für die rechtslastige Blogzeitung "Die Freie Welt" tätig gewesen ist. In der jetzt veröffentlichten Presseerklärung hält die Hallbergmooser SPD an ihren Vorwürfen gegen Voigt fest. In dessen Artikel habe man inhaltlich "deutlich rechtsextremes Gedankengut" erkannt. Vorausgegangen war der gemeinsamen Presseerklärung ein 45-minütiges Krisengespräch am Mittwochabend. Der SPD-Ortsvorsitzende Kreilinger traf dort zusammen mit drei SPD-Gemeinderäten auf das Ehepaar Heiko und Christine Schmidt, die den Ikos-Verlag leiten. Seitens der Herausgeber hält man wohl weiter an dem umstrittenen Autor Voigt fest. In der gemeinsamen Presseerklärung ist die Rede von "unserem Journalisten".

Die Verlagsleute stellen außerdem klar, bei dem kritisierten Voigt-Artikel "Wenn Mama plötzlich weg ist", habe es sich um einen "Debattenbeitrag" gehandelt. Man hätte ihn natürlich "sehr ausführlich und genau redigiert". Schlussendlich sei der Artikel aber im Bewusstsein eines "regen Diskussionspotenzials veröffentlicht" worden. Im Layout des Mooskuriers war Voigts Abrechnung mit der öffentlichen Kinderbetreuung vom 12. Juni aber nicht als Meinungsartikel erkennbar.

Voigt selbst hat am Donnerstagabend eine Stellungnahme auf der Homepage des Mooskuriers veröffentlicht. Darin wirft er der SPD vor, sie habe ihn pauschal als Neonazi diffamieren wollen. Dies zeuge von einem "gefährdeten Demokratie- und Debattenverständnis". Weiter heißt es, das Risiko der Fremdbetreuung von Kindern unter drei Jahren sei wissenschaftlich belegt. Ebenso betont Voigt, er habe in der Vergangenheit für seriöse Publikationen und Institutionen gearbeitet und sei außerdem parteilos.

Der SPD-Ortsverband hat angekündigt, Voigts journalistisches Wirken in der Gemeinde Hallbergmoos weiterhin kritisch zu verfolgen. Der Ortsvorsitzende Kreilinger will sich in den nächsten Tagen noch einmal genauer mit Voigts Berichten befassen. Er wolle die Argumente Voigts im Detail widerlegen, sagte Max Kreilinger am Donnerstag.

© SZ vom 20.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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