Fürholzen:Mit Fingerspitzengefühl

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Die Schnapsbrenner von Fürholzen (v.l.): Richard Lindermeier, Reinhold Lindermeier und Martin Vierthaler. (Foto: Marco Einfeldt)

Bei Reinhold Lindermeier beginnt die Zeit des Obstbrennens

Mit Birnen und Äpfeln sieht es gut aus, Vogelbeeren und Holunder gibt es ebenfalls reichlich, in die Kriecherl dagegen setzt Reinhold Lindermeier heuer keine großen Hoffnungen: "Die sind nix." In diesen Tagen geht die Arbeit für Obstbrenner wie ihn richtig los: ernten, waschen, entstielen, zerkleinern, einmaischen - die Produktion von Schnaps, Brand und Likör ist ein anstrengendes Hobby. Lindermeier kann das nicht abschrecken - im Gegenteil. Er hat sich jetzt sogar noch mehr Arbeit gemacht und sich dabei auch richtig in die Theorie hineingekniet, um sich weiter fortzubilden. Seit kurzem darf er sich nun Edelbrand-Sommelier nennen. Landwirtschaftsminister Helmut Brunner persönlich hat ihm und seinen zwanzig Kurskollegen aus ganz Deutschland die Urkunden überreicht.

Den entsprechenden Ausbildungsgang hatte Lindermeier am Institut für Lebensmitteltechnologie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf absolviert. Grundlagen der Sensorik, das Erkennen von Spirituosenfehlern, Vermarktungsstrategien und Präsentationstechniken standen da zum Beispiel auf dem Stundenplan. Außerdem haben sich die Kursteilnehmer mit der gekonnten Kombination von Speisen und Edelbränden beschäftigt. Zum Schweinsbraten passe zum Beispiel Enzian und Vogelbeerbrand, sagt Lindermeier. Bei Rollmops und Mixed Pickles sollte man die Finger dagegen lieber vom Edelbrand lassen: "Das ist praktisch unlösbar," sagt der Fürholzener, der sich nun als "Branchenbotschafter" versteht und mit seinem neu erworbenen Wissen noch bessere seine Kunden beraten will.

Vor sieben Jahren ist er vom hobbymäßigen Bierbrauen aufs Schnapsbrennen umgestiegen. Nach ersten Versuchen mit einer "Mini-Anlage" hatte er sich mit seinem Bruder und einem Freund eine gebrauchte Brennanlage gekauft, die jetzt in einer Art Laube auf dem "Schusterhof" von Reinhold Lindermeier steht. Schnapsbrennen ist freilich nicht nur eine Frage der Technik. Wichtig ist vor allem Fingerspitzengefühl: beim Einmaischen müssen Enzyme dazugegeben werden, damit sich das Obst zersetzt, der ph-Wert muss eingestellt und die Hefe dosiert werden. Nach gut sechswöchiger Gärzeit wird dann gebrannt. Da wiederum müssen Temperatur und Druck stimmen, und es darf nicht zu schnell gehen. Sonst hat man am Ende viel Alkohol und wenig Aroma in der Flasche. Die Menge, die Kleinbrenner wie Lindermeier herstellen dürfen, ist streng begrenzt. Aber bei der Qualität kann man in Fürholzen durchaus mit größeren Betrieben mithalten: Bei der Bayerischen Obstbrandprämierung 2014 gab es gleich mehrere Auszeichnungen.

© SZ vom 14.08.2015 / bg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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