Freisinger Köpfe:Fernziel Bundesliga

Julia Kistler vom FC Moosburg würde später gerne auch professionell pfeifen. (Foto: Sebastian Widmann)

Julia Kistler kann sich eine Karriere als Profi-Schiedsrichterin vorstellen

Von Christoph Dorner, Moosburg

Julia Kistler hat gerade erst eine Leistenzerrung auskuriert, die sie vier Wochen an der Ausübung ihrer Leidenschaft hinderte: der Arbeit als Schiedsrichterin für den FC Moosburg - durchaus eine ungewöhnliche Beschäftigung für eine 22-jährige Frau, die in ihrer Jugend erst den Fußball für sich entdeckte und dann die Rolle als unparteiische Frau in Schwarz. Am Samstag pfiff Kistler im unterfränkischen Aubstadt, satte 270 Kilometer von ihrer Heimatgemeinde Hohenkammer entfernt. Am Pfingstsonntag wurde sie kurzfristig noch für ein Jugend-Turnier bei ihrem Heimatverein in Moosburg eingeteilt - Neinsagen war da unmöglich.

Dass gerade ambitionierte Schiedsrichter an Wochenenden zwei Mal pfeifen müssen, ist die Regel geworden, seit Deutschland die Schiedsrichter ausgehen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: die Entbehrungen im Privatleben, die zunehmende Gewalt auf Fußballplätzen. Kistler nennt einen weiteren Grund: Viele Dorfvereine haben immer größere Probleme, überhaupt noch Mannschaften für den Spielbetrieb zusammenzubekommen. Deshalb sehen es manche Vereine nicht so gern, wenn ein verdienter Spieler zum Schiedsrichter umschult und den Kader dezimiert.

Kistler hat in der laufenden Saison Bezirksliga-Spiele bei den Herren und Bayernliga-Spiele bei den Damen gepfiffen. Ob die 22-jährige Steuerfachangestellte aufgrund ihrer Leistungen, die von Schiedsrichterbeobachtern analysiert werden, in höhere Spielklassen aufsteigt, wird sie erst in den kommenden Wochen erfahren. Eine Karriere wie die von Bibiana Steinhaus, die als einzige Frau in der Zweiten Bundesliga der Herren pfeift, kann sich Kistler durchaus vorstellen. Wichtiger ist ihr aber, dass ihr das Pfeifen weiterhin Spaß macht.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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