Lerchenfelder Feuerwache:"Mach mas neu"

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Das Gebäude ist weder marode noch baufällig, und wird doch abgerissen. Die Freisinger Stadträte ziehen einen Neubau mit hohen Zuschüssen vor. Aus Sicht der Feuerwehr würde eine Sanierung und Erweiterung ausreichen.

Von Kerstin Vogel, Freising

Die Feuerwache 2 in Lerchenfeld soll nun doch abgerissen und am bisherigen Standort neu gebaut werden. Ursprünglich hatte die Stadt das etwa 40 Jahre alte Gebäude nur sanieren und erweitern wollen. Wegen einer komplexen Gemengelage in der Zuschussfrage hat sich der Finanzausschuss des Stadtrats am Montag aber anders entschieden. Diskutiert wurde außerdem, ob man die Entscheidung für einen Neubau gleich auch zur Suche nach einem neuen Standort nutzen sollte. Die Idee wurde am Ende verworfen, weil die Lage der Feuerwache an der Katharina-Mair-Straße aus Sicht der Feuerwehr nahezu optimal ist.

Hätte die Stadt wie erst im Juli 2015 beschlossen an der geplanten Erweiterung der Feuerwache 2 festgehalten, wären von der Regierung von Oberbayern wohl nur drei notwendige zusätzliche Stellplätze gefördert worden - obwohl durchaus geplant war, Sozial- und Verwaltungsbereiche in einem Neubau unterzubringen. Statt der dafür erwarteten 261 000 Euro hätte die Stadt jedoch gerade einmal 89 000 Euro an Zuschüssen erhalten, wie die Stadtverwaltung ermittelt hat. Bei geschätzten Gesamtkosten von 2,49 Millionen Euro wäre das ein eher geringer Anteil, der nicht aus der Stadtkasse bezahlt werden müsste.

Überraschung: Die Regierung von Oberbayern fördert das Bauprojekt mit 741 000 Euro

Das Hochbauamt hat deshalb mit dem Abriss des bestehenden Gebäudes und einem Neubau eine zweite Variante prüfen lassen, wie Amtsleiter Robert Naujokat am Montag berichtete. Das Ergebnis war erfreulich, wenn auch etwas überraschend: Dieses Projekt würde von der Regierung von Oberbayern komplett mit zehn Stellplätzen gefördert, die Fördersumme würde dann bei 741 000 Euro liegen.

Das wiederum würde bedeuten, dass die Stadt Freising für eine vollständig neue Feuerwache in Lerchenfeld nun nur 90 000 Euro mehr zahlen müsste, als für die Erweiterung. Klar, dass die Stadträte dieser Variante im Finanzausschuss einhellig zustimmten. Bei einem Neubau, so die Argumentation, würden in absehbarer Zeit ganz sicher keine weiteren Sanierungskosten anfallen. Man könne außerdem den Grundriss des Gebäudes optimieren und über "Neubaustandard" verfügen, was unter anderem geringere Unterhaltskosten in der Zukunft bedeute.

Freisings Feuerwehrkommandant Anton Frankl (FSM), betonte zwar, dass der Feuerwehr auch die ursprünglich geplante Erweiterung ausgereicht hätte. Aus wirtschaftlichen Gründen stimmte er jedoch wie seine Kollegen für den Neubau: "Mach mas neu, dann haben wir 20 bis 30 Jahre Ruhe", sagte er. "Die Frage der Wirtschaftlichkeit muss im Vordergrund stehen", fand auch CSU-Stadtrat Peter Geiger.

Die Feuerwache 2 bleibt an der Katharina-Mair-Straße, sagt OB Eschenbacher

Eine Absage erteilte Frankl den von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher und Geiger angesprochenen Überlegungen zu einer möglichen Verlegung der Feuerwache 2. Die Feuerwehr habe die Vorgabe, dass sie innerhalb von zehn Minuten nach einem Notruf am Einsatzort sein sollte, sagte er. Von der Katharina-Mair-Straße aus sei das zu gewährleisten, einen anderen derart günstig gelegenen Standort sehe er nicht. Unterstützung kam von Stadtjurist Gerhard Koch, der darauf hinwies, dass der Standort der Feuerwache planungsrechtlich der einzige in ganz Lerchenfeld sei, der für die Nutzung durch die Feuerwehr abgesichert sei. "Alles andere liegt im Außenbereich oder es sind Probleme mit den Nachbarn zu erwarten."

Dass das "zu kurzfristig gedacht" sein könnte, gab Rudi Schwaiger (CSU) zu bedenken. Schließlich liege die Feuerwache mitten in einem Riesen-Wohngebiet "und wir wissen alle um die Verkehrssituation auf der Katharina-Mair-Straße als faktischer Süd-Ostumgehung", sagte er, fand jedoch kein Gehör. "Für mich stellt sich die Standort-Frage nicht, weil die Feuerwehr da akzeptiert ist", formulierte ÖDP-Stadträtin Monika Hobmair die allgemeine Einschätzung.

Der Stadtteil Lerchenfeld ist seit der Eröffnung der Feuerwache 2 im Jahr 1974 permanent gewachsen. Entsprechend tun heute statt der 30 Freiwilligen aus den Anfangsjahren bereits 100 Feuerwehrmänner dort Dienst. Die Zahl der Einsätze ist von 35 im Jahr 1974 auf mittlerweile gut 300 pro Jahr gestiegen - unter anderem deshalb war die Sanierung des alten Gebäudes so dringend geworden. Durch die Entscheidung für den Neubau wird sich das Projekt nun jedoch verzögern. Der Baubeginn verschiebt sich auf Frühjahr 2017 - die Fertigstellung wird ein Jahr später erwartet.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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