Freising:Integration über die Sprache

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Ein Deutschkurs für Asylbewerber in der Volkshochschule mit Kursleiter Albert Schindlbeck. Hier schreiben die Flüchtlinge gerade ein Diktat. (Foto: Marco Einfeldt)

Über Spenden finanziert der Arbeitskreis Asyl einen Deutschkurs für Flüchtlinge an der Volkshochschule

Von Petra Schnirch, Freising

Gute Deutschkenntnisse sind bei der Jobsuche das A und O. Aber auch für Vermieter ist oft entscheidend, ob Flüchtlinge etwas Deutsch können, diese Erfahrung hat Elisabeth Stroh vom Arbeitskreis Asyl gerade eben wieder gemacht. Über Spenden finanziert der AK deshalb derzeit einen Sprachkurs. Zwölf Asylbewerber aus Somalia, Eritrea, Nigeria, Afghanistan, Uganda und Kongo lernen seit Mitte Januar an der Volkshochschule Deutsch, nachmittags von Montag bis Donnerstag, fünf Wochen lang. Eine zweite Einheit soll folgen.

Auch in der Bundesregierung hat man erkannt, wie wichtig es ist, dass Asylbewerber schnell Deutsch lernen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bietet für sie mittlerweile schon vor Ablauf des Verfahrens Kurse an - allerdings nur bei "guter Bleibeperspektive". Afghanen und Iraker beispielsweise gehen anders als Syrer leer aus. Diese Praxis löse Spannungen in den Unterkünften aus, schildert Elisabeth Stroh. Der Arbeitskreis Asyl beschloss deshalb, Sprachunterricht auch für diesen Personenkreis anzubieten. Voraussetzung ist, dass die Bewerber lateinisch alphabetisiert sind, schon etwas Deutsch verstehen und Erfahrung mit dem Lernen haben. Alle verfügten über eine Ausbildung, die mindestens dem deutschen Mittelschulabschluss entspricht, erklärt Isolde Wagner, Leiterin des VHS-Fachbereichs Sprachen. Auch Akademiker seien darunter.

100 Stunden umfasst der Kurs, es gibt Anwesenheitslisten und Hausaufgaben. Das halte nur derjenige durch, für den Lernen nicht ganz ungewohnt ist, sagt Wagner. Die Kursleiter sind Albert Schindlbeck und Margit Justus Fleck. Direkt im Anschluss ist ein zweites Modul geplant, wiederum mit 100 Stunden. Dafür benötigt der Arbeitskreis Asyl weitere Spenden.

2500 Euro kostet ein solcher Kurs insgesamt. Die Lehrbücher bezahlen die Teilnehmer selbst, ebenso mögliche Fahrtkosten nach Freising. Die meisten leben in einer der Landkreisgemeinden. Ziel ist, dass sie am Ende die Prüfung A 1 ablegen. Das ist laut Wagner der einfachste Test, aber auch er ist nicht ganz leicht.

Die allermeisten Asylbewerber wollen Deutsch lernen. Elisabeth Stroh hat aber ebenso wie Isolde Wagner die Erfahrung gemacht, dass die Motivation sinkt, wenn die Flüchtlinge länger hier sind und gelernt haben, sich "irgendwie durchzuwurschteln". Um nicht nur einen Aushilfsjob, sondern eine richtige Arbeitsstelle zu bekommen und unabhängig von Sozialleistungen zu werden, reiche das in der Regel nicht.

Der VHS ist die Ausbildung der Flüchtlinge sehr wichtig. In einem Pilotprojekt hat sie ehrenamtlichen Deutschlehrern Rüstzeug für den Unterricht vermittelt. Es fanden schon mehrere Alphabetisierungskurse statt, auch minderjährige Flüchtlinge erhielten Deutschstunden. Isolde Wagner hofft, dass nun vermehrt Firmen in die Sprachförderung einsteigen. In einzelnen Fällen geschieht dies bereits. Langsam kämen die Unternehmen darauf, dass es sich lohnt, potenziellen Mitarbeitern eine Kursteilnahme zu bezahlen, sagt die Fachbereichsleiterin. "Ich denke, daran führt kein Weg vorbei."

© SZ vom 05.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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