Freising:Innehalten am Brunnen

Heute vor 40 Jahren starb der Roider Jackl in Freising. Einen derart scharfzüngigen Volkssänger gab es in Bayern seitdem nicht mehr

In der Regel läuft man als Freisinger Bürger doch eher achtlos am Roider-Jackl-Brunnen in der Bahnhofstraße vorbei. Jüngere wissen oft gar nicht mehr, wer dieser Herr mit der Gitarre überhaupt gewesen ist, der aus Verehrung genau das bekommen sollte, was er in einem seiner Gstanzl rundheraus ablehnte: "A Denkmal wo's Wasser raus rinnt."

Heute vor 40 Jahren ist der Roider Jackl, Bayerns größter Gstanzl-Sänger und Meister des Politiker-Derbleckens, in Freising gestorben. Im niederbayerischen Weihmichl 1906 als das sechzehnte und letzte Kind der Familie geboren, kam Jakob Roider nach Ende des Zweiten Weltkriegs nach Freising, um dort bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1967 im Forstamt zu arbeiten. Berühmt wurde Roider durch seine Gstanzl und Reden, die er in Sendereihen im Bayerischen Rundfunk und bei Starkbierfesten, insbesondere der Salvatorprobe auf dem Münchner Nockherberg, vortrug.

Der Roider Jackl konnte tief in die Seele der Bayern hineinschauen wie kein zweiter. Er war ein scharfer Beobachter von Politik und Gesellschaft. Er sprach mit Witz und Haltung aus, was den Menschen auf dem Herzen lag - ein Kunststück, das heutzutage keinem Kabarettisten mehr gelingt. Volkssänger wie den Roider Jackl gibt es ohnehin nicht mehr.

Die Isarauen waren sein Revier als Förster. In Lerchenfeld, damals wegen der Hochwassergefahr billiges Bauland, hatte Jakob Roider 1949 ein Häusl für sich und seine Familie gebaut. Heute erinnert dort der Roider-Jackl-Weg an den berühmten Anwohner. Sein Sohn Werner Roider, der die öffentliche Erinnerung an den Vater wach hielt, starb im Februar 2015.

© SZ vom 08.05.2015 / CDO - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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