Freising:Große Herausforderungen

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Zahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge steigt

Von Peter Becker, Freising

Die Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge bildeten einen Schwerpunkt und mit die größte Herausforderung in der Arbeit des Jugendamts des Landkreises Freising im vergangenen Jahr. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der zu betreuenden Mündel nämlich mehr als vervierfacht. Ende 2014 hatte das Jugendamt noch 43 junge Flüchtlinge in seiner Obhut, Ende 2015 sind es schon 183. Insgesamt führte das Jugendamt im vergangenen Jahr 240 Amtsvormundschaften und Amtspflegschaften. Im Jahr 2014 waren es lediglich 95. Mit die größte Herausforderung stellt sicher die Betreuung von etwa 55 Jugendlichen in einer Freisinger Turnhalle dar.

Diese Entwicklung hatte natürlich auch personelle Konsequenzen. Es entstanden vier neue Planstellen in dem dafür zuständigen Sachgebiet, die zügig besetzt wurden. So konnten die Vormundschaften für die Jugendlichen rasch übernommen werden. Eine spezielle Herausforderung für die Vormünder ist, dass ihre jugendlichen Schützlinge oft nur kurze Zeit im Landkreis Freising verweilen. Rasch werden sie nämlich in andere Jugendhilfeeinrichtungen in Bayern verlegt.

Mehrere Jugendliche mussten aufgrund von Traumatisierungen, die unter anderem von ihren Erlebnissen auf der oft monatelangen Flucht herrühren, auch psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen. Manchen musste gar stationär behandelt werden. In enger Zusammenarbeit mit Betreuern der verschiedensten Einrichtungen, Pflegeeltern sowie anderen Personen und Einrichtungen wurden für die Jugendlichen wichtige Angelegenheiten wie die Sicherung des Aufenthalts, die Begleitung im Asylverfahren, Zugang zu Bildung oder Familienzusammenführung besprochen.

Die unbegleiteten jungen Flüchtlinge kommen überwiegend aus Afghanistan, Syrien, Eritrea und aus dem Irak. Sie sind zwischen neun und 17 Jahre alt und überwiegend männlich. Viele haben existenzgefährdende Erfahrungen zu verarbeiten. Die Trennung von der Familie und dem vertauten Umfeld stellt nach Angaben des Jugendamts die größte Belastung für die jungen Menschen dar. Dazu kommen Probleme bei der Verständigung und die Umstellung auf eine vollkommen neue Kultur. Insbesondere deshalb ist der Vormund für die Mündel auch eine wichtige Person, die ihre Rechte wahrnimmt.

Neben der Betreuung der jungen Flüchtlinge hat das Jugendamt im vergangenen Jahr 1556 auch Beistandschaften und Beratungen zur Feststellung der Vaterschaft oder Geltendmachung des Kindesunterhalts geführt. Im Jahr 2014 betrug deren Zahl 1197 Gespräche. 516 Urkunden für Vaterschaftsanerkennungen und die Erklärung zur gemeinschaftlichen elterlichen Sorge bei nicht verheirateten Paaren stellte die Behörde zudem aus. Auf Antrag wurden 268 so genannte "Negativbescheinigungen" ausgestellt. In diesem Fall ist dann ist nur die nicht verheiratete Mutter alleine sorgeberechtigt.

© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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