Freising:Geheimnisvolle Wesen der Nacht

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Fledermäuse sind Säugetiere. Neben den Vögeln sind sie die einzigen Wirbeltiere, die aktiv fliegen können. Weltweit gibt es rund 900 Fledermausarten. (Foto: Marco Einfeldt)

An diesem Samstag ist die "European Batnight". Bei einer Führung am Walderlebnispfad erzählt Fledermausexperte Alfons Aigner viel über die oft geschmähten Tiere. Er weiß auch, wo man sie finden kann

Von Petra Schnirch, Freising

Sie haben klingende Namen wie Großer Abendsegler, Großes Mausohr oder Braunes Langohr. 16 verschiedene Fledermausarten habe er im Landkreis bisher gezählt, sagt Fachmann Alfons Aigner. Das "Highlight" für ihn ist die seltene Bechsteinfledermaus. Die hat er in Freising bisher nur am Walderlebnispfad gesichtet. Eben dort können Interessierte an diesem Samstag, 29. August, bei der "European Batnight", der Fledermausnacht, mehr über diese faszinierenden und oft geschmähten Tiere erfahren.

Aigner, der sich seit über 20 Jahren in seiner Freizeit intensiv mit Fledermäusen beschäftigt, wird dabei viel Wissenswertes über deren Lebensweise erzählen. Treffpunkt ist um 19 Uhr an der Plantage, am Eingang zum Walderlebnispfad. Teilnehmer sollten eine Taschenlampe und gutes Schuhwerk mitbringen. Die Führung ist auch für Familien mit Kindern geeignet. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Vor dem Start, von 18 bis 19 Uhr, informiert Aigner Besucher der Plantage außerdem an einem Stand über die nachtaktiven Säugetiere.

Ein großes Problem sei nach wie vor, dass die Lebensräume immer kleiner werden. Durch viel Aufklärungsarbeit habe sich die Situation zuletzt aber etwas verbessert, schildert Aigner. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern in der örtlichen Fledermausgruppe des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) hat er viele Fledermauskästen aufgehängt und kontrolliert sie regelmäßig, zu Hause betreibt Aigner zudem ein "kleines Krankenhaus". Jungtiere und verletzte Fledermäuse päppelt der 47-Jährige mit viel Geduld auf.

Wichtig ist ihm auch die Öffentlichkeitsarbeit, deshalb bietet er immer wieder Führungen an. Außerdem sucht er das Gespräch mit Förstern und Waldarbeitern, um zu erreichen, dass alte Bäume mit Spechthöhlen möglichst nicht gefällt werden. Diese sind rar geworden, deshalb markiert Aigner die Stämme mit Farbe - und hofft, dass sie stehen bleiben. In den kleinen Höhlen können die Fledermäuse nicht nur nisten, sondern auch überwintern - in den Kästen ist das nicht möglich, sie sind nicht frostsicher.

Dass Aigner den Fledermäusen so viel Zeit widmet, ist auch ein bisschen dem Zufall zu verdanken. Vor etwa 25 Jahren sei er der LBV-Ortsgruppe beigetreten, erzählt er. "Nur zahlendes Mitglied zu sein", habe ihm nicht ausgereicht. Ein Vereinskamerad aus einem benachbarten Ortsverband weckte sein Interesse für die Fledermaus - und längst ist Aigner selbst zum Experten geworden.

Seine Bilanz, was den Bestand im Landkreis angeht, fällt gar nicht so schlecht aus: "Es geht aufwärts", sagt er, wenn auch langsam, wie er hinzufügt. Es gebe Privathäuser, in denen bis zu 400 Tiere leben. In den Kirchen seien es im Schnitt 50 bis 60. Allerdings: In der Dreißigerjahren seien 1000 bis 2000 Fledermäuse in Kirchen "ganz normal" gewesen, sagt Alfons Aigner. Immerhin sei der Trend, dass die Zahl der Tiere weiter zurückgeht, gestoppt worden. Viele Menschen zeigten heutzutage Interesse und Verständnis für die Tiere. Gerüchte, die sich lange hartnäckig gehalten haben, etwa dass Fledermäuse in Haare fliegen, spielten kaum noch eine Rolle. Wer in Freising Fledermäuse beobachten will, dem empfiehlt Aigner abends einen Besuch auf der Roseninsel. Auch die alte Isarbrücke sei ein guter Standort, ebenso der Walderlebnispfad an der Plantage. In der Luitpoldanlage sind die Tiere vor allem dann gut zu sehen, wenn die Stockschützen ihre Flutlichtanlage einschalten - das lockt Fledermäuse auf Insektenjagd an.

Im Herbst ziehen viele der Tiere fort. In Freising biete eigentlich nur noch der Lindenkeller "ein tolles Winterquartier", sagt Aigner, die meisten anderen Bierkeller existieren nicht mehr. Im September, zur Paarungszeit, kann man die Fledermäuse übrigens nicht nur sehen, sondern auch hören, beispielsweise in den Isarauen: Mit seinem Gesang, einem helles Pfeifen, werben die Männchen dann um die Weibchen.

Im Winter bittet Alfons Aigner alle, die im Garten Holz für den Kachelofen lagern, vorsichtig zu sein. Die Rauhautfledermaus überwintere gerne in solchen Holzstapeln. Die Scheite sollten deshalb vorsichtig abhoben und nicht geschoben werden, sonst könnten die Tiere verletzt werden. Er ist schon mehrmals zu Hilfe gerufen worden, weil schlafende Fledermäuse mit dem Holz in den Wohnraum gelangten und bei den warmen Temperaturen dort wieder aufwachten. Aigner bringt sie dann in einen Bunker, wo sie den restlichen Winter ungestört übersehen können.

© SZ vom 29.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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