Freising:Eine Baracke zum Experimentieren

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Kinder mit Experimenten für Technik und Naturwissenschaften zu begeistern - das ist das Ziel der Ausbildungsoffensive Freising. (Foto: privat)

In der Gegenwart bildet das Begeistern von Schülern für Naturwissenschaften den Schwerpunkt der Ausbildungsoffensive

Von Petra Schnirch, Freising

Zehn Jahre lang gibt es die Ausbildungsoffensive im Landkreis nun schon. Ein Indiz dafür, dass sich das Angebot bewährt hat. Und doch ist der gemeinnützige Verein, verglichen mit den Anfängen, kaum wiederzuerkennen. Neben der Vermittlung von Jugendlichen nimmt der Aufbau Freisings zur Mint-Region immer mehr Raum ein. Schon Kinder sollen dabei spielerisch für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik begeistert werden.

Die Jubiläumsfeier des Vereins fand praktischerweise gleich nach dem Bürger-Dialog mit Entwicklungshilfeminister Gerd Müller im Innenhof des Kardinal-Döpfner-Hauses statt, sodass der Gast aus Berlin die Rolle des Festredners übernahm. "Jeder wird gebraucht", sagte er. Die Schulen seien sehr auf Auslese ausgerichtet. Man müsse aber auch an die Schwachen denken und ihnen eine Chance geben. Eben um die kümmere sich die überparteiliche Initiative derzeit sehr intensiv, sagte Erich Irlstorfer, seit zehn Jahren Vorsitzender der Ausbildungsoffensive. Etwa 30 Jugendliche betreue man pro Jahr, meist seien es keine einfachen Fälle.

In den Anfangsjahren wandten sich sogar bis zu 300 junge Leute an das ehrenamtlich arbeitende Team. Bei Telefonaktionen in den örtlichen Zeitungsredaktionen versuchten die Helfer, neue Ausbildungsplätze zu akquirieren sowie Betriebe und Schulabgänger zusammenzubringen. Damals war es auch für junge Leute mit Schulabschluss nicht leicht, eine Lehrstelle zu finden. Die Situation 2004 gab deshalb den Anstoß zur Gründung der Ausbildungsoffensive: 522 junge Menschen standen ohne Ausbildungsplatz da. Zum Vergleich: In diesem Jahr sind es aktuell 115.

Die Richtung habe der damalige Wirtschaftsminister Otto Wiesheu vorgegeben, sagte Irlstorfer. Auch Freisings Altoberbürgermeister Dieter Thalhammer habe die Aktion "von der ersten Stunde an unterstützt". Beide waren zu der Feier am Montagabend gekommen, ebenso Helfer und Firmenvertreter.

Da sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt für die Bewerber mittlerweile deutlich verbessert hat, erweiterte die Ausbildungsoffensive ihre Aktivitäten: 2012 nahm die Mint-Region Freising ihre Arbeit auf. In dem emeritierten TU-Professor Wilfried Huber fand man einen engagierten Kümmerer, der das "fast hauptberuflich macht", wie Irlstorfer sagte. Auch 45 bis 60 Studenten machen mit, gehen in Schulen und experimentieren mit Kindern und Jugendlichen. Ziel ist es, ihr Interesse an technischen und naturwissenschaftlichen Fächern zu fördern - vor allem in diesem Bereich sagen Experten einen Arbeitskräftemangel voraus.

Huber stellte am Montag gleich mehrere neue Projekte vor. In Freising soll eine "Mint-Garage" etabliert werden, ein Treffpunkt für Kinder, an dem sie regelmäßig experimentieren können. In Buch am Erlbach bei Landshut - Hubers Wohnort - gibt es so etwas mit Unterstützung der Gemeinde bereits. Etwa 70 Kinder treffen sich jeden Samstag. Bundeskanzlerin Angela Merkel stattet der Werkstatt in dieser Woche einen Besuch ab. Räume in Freising sind bereits gefunden: Die TU München stellt eine leer stehende Baracke an der Blumenstraße zur Verfügung. Sie sei "hervorragend geeignet", sagte Huber. Anlässlich des Ferienprogramms fanden dort schon Veranstaltungen statt.

Den Kontakt zu Grund- und Mittelschulen will Huber noch ausbauen. Mit der Lebenshilfe besteht ebenfalls eine Kooperation. Behinderte und nicht behinderte Kinder hätten bereits erfolgreich zusammen experimentiert, schilderte er. Solche Aktionen sollen künftig regelmäßig stattfinden. Huber denkt zudem an ein Projekt für junge unbegleitete Asylbewerber.

Angesichts der Bandbreite an Aktivitäten sollte die Kern-Mannschaft etwas breiter werden, sagte Florian Herrmann, zweiter Vorsitzender der Ausbildungsoffensive. Auch Huber würde sich etwas Entlastung wünschen.

© SZ vom 02.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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