Freising:"Die Schule ist meine geistige Heimat"

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Zum Abschied gab es für Charlotte Vögele (links) ein Geschenk von Lukas Ernle und Melina Francine Schmitz vom Abschlussjahrgang. (Foto: Marco Einfeldt)

Charlotte Vögele verlässt nach 28 Jahren die Fachschule für Blumenkunst Weihenstephan. Jetzt will sie sich ganz der Kunst widmen

Von Anne Gerstenberg, Freising

Die staatliche Fachschule für Blumenkunst Weihenstephan hat sich nach knapp 30 Jahren von ihrer stellvertretenden Direktorin und Lehrerin Charlotte Vögele verabschiedet. Seit 1987 hatte sie an der Schule gelehrt, nun geht sie in Rente.

Die Abschiedsfeier, bei der auch die diesjährigen Absolventen der Schule verabschiedet wurden, war "genau in meinem Sinne", sagt Vögele, "nicht zu sentimental, aber mit großer Würdigung. Ich hatte mich lange auf diesen harten Abschied vorbereitet. Schöner hätte es gar nicht sein können." Nun sei eine neue Generation an der Reihe. "Ich habe der Schule alles gegeben, was ich kann. Es ist der richtige Zeitpunkt zu gehen." Lehrerin war Vögele mit Leidenschaft. Die Schüler mochten sie, weil sie nicht einfach nur Wissen vermittelte, sondern in ihrer Begeisterung für die Sache mitreißend sein konnte.

Vögele wird der Schule weiterhin eng verbunden bleiben. Dort hatte auch die Initialzündung für ihre künstlerische Tätigkeit stattgefunden. Zu ihrer Kunst sagt sie: "Wie ich das mache und was ich da mache, hat alles seine Wurzeln hier in der Schule. Sie ist meine geistige Heimat." Besonders schätze sie das familiäre Klima, das durch die kleinen Klassen und das kleine Kollegium vorherrsche. "Die Schüler kommen freiwillig hierher. Sie wollen lernen, das hat immer für eine gute Zusammenarbeit gesorgt."

Ganz in den Ruhestand will Charlotte Vögele aber nicht gehen. Sie wird sich in Zukunft auf ihre Arbeit als freischaffende Künstlerin konzentrieren. "Vorher war das sehr kompliziert, da ich neben meinen Unterrichtsstunden und den Leitungsaufgaben an der Schule auch manchmal noch den zweitägigen Aufbau für eine Ausstellung organisieren musste. Das fällt jetzt weg."

Ihr künstlerisches Lebensthema sei das Unerwartbare, sagt sie: "Ich verarbeite Materialien aus der Natur, die massenhaft vorkommen, an denen aber jeder vorbei geht, also Blätter, Rinde oder Dornen." Im Entstehungsprozess sei die Pflanze für sie ein Partner, nicht einfach nur ein Material. "Einerseits verfremde ich die Pflanze in meinen Werken von ihrem natürlichen Ausdruck. Er soll sich aber trotzdem darin widerspiegeln", erklärt Vögele. "Ich will, dass die Menschen in meiner Kunst etwas sehen, das von weitem anziehend wirkt und beim Näherkommen Irritation auslöst, weil die Erwartung des Betrachters nicht eingelöst wird."

Wer schon einmal die Werke von Charlotte Vögele bewundern durfte, fragt sich, wie sich ihre Materialien über die Jahre halten. "Ich konserviere nicht, sondern versuche besonders robuste Werkstoffe zu benutzen. Dadurch, dass ich sie dem Vegetationszyklus entnehme, findet keine Verrottung statt. So wie der Blumenschmuck der Pharaonen, der bei Graböffnung noch erhalten war", erklärt sie. Ihre ganze Inspiration beziehe sie aus dem Erleben der Natur. In Zukunft hat Vögele vor, noch viel künstlerisch tätig zu sein. Im Europäischen Museum für modernes Glas in Coburg werden derzeit Objekte von ihr ausgestellt. Und auch in München plant Vögele bereits wieder eine Ausstellung.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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