Aufräumen nach dem Orkan:Das Sturmholz muss weg

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Orkan "Niklas" ist auch über den Landkreis Freising hinweggefegt. Den Waldbesitzern hat er viel Arbeit beschert. (Foto: Marco Einfeldt)
  • Orkan Niklas beschert den Waldbesitzern Arbeit.
  • Sturmholz muss zügig verarbeitet werden.
  • Angst vor dem Borkenkäfer.

Von Christoph Dorner, Freising

Der Orkan Niklas hat in der vergangenen Woche durch umgestürzte Bäume nicht nur für erhebliche Beeinträchtigungen im öffentlichen Personennahverkehr gesorgt, sondern teilweise auch die Waldbestände in Mitleidenschaft gezogen. Die Bayerischen Staatsforsten meldeten nach "Niklas" im bayerischen Staatswald knapp eine Million Festmeter Sturmholz, das in den kommenden Wochen aufgearbeitet werden muss. Dies ist zwar weniger als die Hälfte der Holzmenge, die der Sturm Kyrill im Jahr 2007 verursacht hatte. Dennoch waren Spaziergänger zu den Osterfeiertagen vor leicht umfallenden Bäumen und lose hängenden Ästen gewarnt worden.

Die Forstämter, -betriebe und privaten Waldbesitzer im Landkreis sind derzeit noch dabei, sich ein genaueres Bild vom Ausmaß der Forstschäden zu machen. Vielerorts haben die Aufräumarbeiten bereits begonnen. Beim Freisinger Forstamt, das zwischen München, Ingolstadt und Landau 15 000 Hektar Staatswald bewirtschaftet, rechnet man mit etwa 20 000 Festmetern Sturmholz, sagt der stellvertretende Forstbetriebsleiter Claus Niewierra.

Umgefallene Bäume müssen so rasch wie möglich aus dem Wald entfernt werden, damit sich der Borkenkäfer nicht ausbreiten kann. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Behörde ist vertraglich verpflichtet, jährlich 136 000 Festmeter Holz einzuschlagen und an Sägewerke abzuführen. Ein Festmeter entspricht dabei einem Kubikmeter Holzmasse. Größere Sturmwurfflächen habe es durch den Orkan nicht gegeben. In erster Linie seien in den Wäldern einzelne Bäume umgefallen, die "ihre Nase draußen hatten", sagt Niewierra. Diese hätten eine größere Angriffsfläche für den Wind geboten und seien oftmals durch Fäule bereits vorgeschädigt gewesen.

Dennoch stünde Niklas in der Tradition der Stürme Kyrill und Lothar im Jahr 1999, die für die Wälder im Landkreis allesamt relativ glimpflich abgelaufen waren. Dass Bäume großflächig umgeworfen wurden und übereinander lagen wie die Holzstäbe beim Geschicklichkeitsspiel Mikado, das habe es zuletzt bei den beiden Orkanen Vivian und Wiebke im Frühjahr 1990 gegeben, sagt Niewierra.

Zwar müssten die staatlichen Waldarbeiter das Sturmholz derzeit zügig aufarbeiten, damit es nicht durch Feuchtigkeit entwertet oder den Borkenkäfer befallen werde, sagt Niewierra. Schwere Holzerntemaschinen würden dafür aber in der Regel nicht benötigt.

Für den Privat- und Kommunalwald, den das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten für die Landkreise Erding und Freising betreut, ergebe sich kein einheitliches Bild, sagt Förster Ralph Kreitz, der am Dienstag damit beschäftigt ist, sein Revier im südlichen Landkreis Erding zu sichten. Dort sei es zu deutlich größeren Sturmschäden gekommen als im Landkreis Freising, weil die Fichte auf den schweren Lehmböden nicht tief wurzeln kann.

Experte warnt vor falschem Aktionismus

Privatwaldbesitzer warnt Kreitz vor falschem Aktionismus bei den Aufräumarbeiten. Viele unter ihnen hätten die Orkane Vivian und Wiebke 1990 noch nicht mitbekommen und würden die immense Spannung, die auf umgefallenen Bäumen liegen könne, unterschätzen. Er rät Privatwaldbesitzern deshalb dazu, zunächst die Forstwege freizuschneiden und dann unter Umständen ein professionelles Forstunternehmen zu beauftragen, um das Sturmholz aus dem Wald zu holen.

Schnelles Handeln sei auch vonnöten, um den Borkenkäfer zu stoppen, sagt Hans Helmut Holzner, Revierleiter im nördlichen Landkreis Freising. Für den seien umgefallene Bäume nämlich ein "gefundenes Fressen". Bei Trockenheit in den kommenden Wochen könne sich der Borkenkäfer rasch einnisten, vermehren und auf stehende Bäume übergreifen. Dies würde weitaus erheblichere Folgeschäden verursachen als der Orkan, glaubt Holzner.

Josef Denk, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung, ist derweil optimistisch, dass sich die Nachwehen von Niklas nicht auf den derzeit relativ hohen Marktpreis auswirken. Er rechnet damit, dass der Holzpreis allenfalls leicht fallen wird.

© SZ vom 08.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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