Freising:Auf der Kurzwelle um die Welt

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Werner Hlawatschek - Rufzeichen DL2JA - ist einer von 60 Amateurfunkern im Freisinger Ortsverbands des Deutschen Amateur-Radio-Clubs. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Freisinger Ortsverband des Deutschen Amateur-Radio-Clubs wird 50 Jahre alt. Während die Digitalisierung der Kommunikation voranschreitet, halten die Mitglieder die Technik und die Tradition des Amateurfunkens aufrecht

Von Isabella Lößl, Freising

Ein besonderes Jubiläum wird am Samstag, 11. Juli, in Attaching gefeiert: Der Freisinger Ortsverband des Deutschen Amateur-Radio-Clubs wird 50 Jahre alt. Was sich hinter dem Verein verbirgt, ist für Laien heutzutage nicht mehr ganz so einfach zu erraten. Irmtraut Hlawatschek, die seit 1969 im Verein ist und auch für die Pressearbeit des Klubs zuständig ist, erklärt es so: "Der Verein stellt Funkverbindungen her. Die Funkamateure, die bei uns sind, machen viele verschiedene Dinge. Sie bauen zum Beispiel Geräte, um zu sehen, wie weit man eigentlich funken kann. In erster Linie sind sie natürlich an den neusten Techniken interessiert."

Irmtraut Hlawatschek kam damals über ihren Freund zum Funk. "Er hat damals eine Station gebaut und ich habe wohl einige blöde Fragen dazu gestellt. Mein Freund empfahl mir daraufhin, ich möge es doch bitte richtig lernen, oder gleich bleiben lassen. Diesen Mann habe ich übrigens dann auch geheiratet", sagt sie. Das Grundinteresse war bei ihr aber vorher schon da. Es war beim Lesen eines Buches zum Thema Funken entstanden. "Ich habe nach meiner erfolgreichen Lizenzprüfung ein Rufzeichen zugeteilt bekommen. So ist es bei jedem, der diese Prüfung macht. Sein Rufzeichen gibt es nur einmal auf der Welt."

Um sich per Funk zu unterhalten, sind Wellen notwendig, sagt Hlawatschek. Früher waren die langen Wellen nur für den Staat gedacht, die Amateure bekamen die Kurzwelle, die, so bemerkten sie bald, zum Teil sogar besser funktionierte. Eine Europameisterschaft der Amateurfunker gibt es bis heute. "Sie finden im Gelände statt. Wie das funktioniert, das können Kinder auch auf unserem Jubiläumsfest erleben", sagt Hlawatschek. Dann wird im Gelände ein Sender versteckt, der gefunden werden muss. Auch Bastelkurse stehen auf dem Programm. "Es können einfach Schaltungen gebaut und zusammen gelötet werden. Außerdem gibt es Bausätze für Blinker, bei denen dann bunte LED-Lichter blinken. Es soll einfach ein kleiner Einblick in das sein, was uns so viel Spaß macht. Natürlich haben die Kinder eine fachkundige Anleitung von uns dabei."

Deutschlandweit gibt es laut Hlawatschek gut 70 000 Menschen, die noch im Deutschen Amateur-Radio-Club organisiert sind. Die Vernetzung sei gut, man treffe sich öfter einmal mit internationalen Kollegen. Der Freisinger Klub zählt im Moment 60 Mitglieder, die überwiegend männlich sind. "Wir haben nur drei, vier Frauen, das ist einfach eine Männerdomäne", sagt sie. Aber Irmtraut Hlawatschek rührt auch die Werbetrommel für weibliche Neumitglieder. "Man muss keineswegs einen technischen Beruf erlernt oder wahnsinnig viel Vorkenntnisse haben. Ich hatte auch beides zunächst nicht."

Was dem Verein in Zeiten einer immer rasanteren Digitalisierung fehlt, ist der Nachwuchs. "Da sieht es schlecht aus. Wir haben nur ein paar wenige Mitglieder unter 30 Jahren", gesteht Hlawatschek. "Die Handys ziehen uns ein bisschen den Zahn."

Sie hofft, dass das Fest dazu beiträgt, dass die junge Generation vielleicht einen neuen Zugang zu der Welt des Amateurfunkens findet. Hlawatscheks persönliches Highlight wird dabei eine Funkverbindung zur internationalen Raumstation ISS sein. "Das ist ein großer Moment, das haben noch nicht viele gemacht."

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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