Filigranes Hobby:Historisches Landleben in Miniaturformat

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Mit einem Pferdchen für die Enkelin fing alles vor gut 15 Jahren an. Bis heute bastelt Josef Neumeier an den originalgetreuen Modellen historischen Landlebens. (Foto: Marco Einfeldt)

Der 80-jährige Josef Neumeier aus Neufahrn fertigt mit unendlicher Geduld Figuren, Gebäude und funktionstüchtige Erntemaschinen, wie es sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab. Auf Messen und Oldtimer-Treffen stellt er sie aus

Von Gudrun Regelein, Neufahrn

Sogar der Dreschwagen in Miniaturformat ist funktionstüchtig: Angetrieben von einer kleinen Dampfmaschine werden zwischen der Trommel gemächlich die Ähren entkörnt. Die dem Original detailgetreu nachgebaute Dampfmaschine, die mit Druckluft betrieben wird, aber ist es, für die sich die Leute am meisten begeistern, sagt Josef Neumeier. Der Neufahrner hat in unzähligen Arbeitsstunden naturgetreue Bauernhofmodelle erschaffen, die die Ernte zu Beginn des 20. Jahrhunderts darstellen.

Er habe die Ernte mit Dreschwagen in seiner Kindheit in Wartenberg noch selber erlebt und dabei geholfen, erzählt der 80-Jährige. "Das ist noch eine ganz andere Zeit gewesen", meint er. Damals, als Bub, sei er von dem Dreschwagen, der wenig später vom Mähdrescher ersetzt wurde, begeistert gewesen. Aber erst als Rentner habe er damit begonnen, Modelle zu bauen. Als erstes ein fast lebensgroßes Pony aus Holz, das er auf einer Art Skateboard befestigte, um darauf seine Enkelin durch Neufahrn zu schieben. Später dann folgten die Bauernhofmodelle: "Ich habe in einer Ausstellung so etwas gesehen und mir gedacht, dass ich das auch machen könnte", erzählt Neumeier. Die Werkzeuge habe er als gelernter Mechaniker daheim gehabt, so wie einen Teil der notwendigen Materialien. Und da Neumeier damals mit einem Freund deutschlandweit viel auf Echtdampf-Messen unterwegs war, begann er, diese detailgetreu nachzubauen. Die Pläne habe er sich extra bei der Firma Ravensburger Dampfmodelle besorgt, erzählt er. Im Laufe der nächsten sechs Jahre folgten immer mehr Modelle. "Irgendwann haben die Leute gesagt, es wäre ja schön, wenn man in den Dreschwagen schauen könnte - und dann habe ich halt auch noch einen offenen gebaut", sagt Neumeier.

Seine Modelle lagert er sorgfältig in Kisten in seiner Garage. Packt sie dann aber für die Besucherin bereitwillig aus: Neben der Dampfmaschine und dem Dreschwagen kommen Pferdefuhrwerke, ein Ochsengespann und von Hand geschnitzte Figuren aus Lindenholz - neben Bauer und Bäuerin, Knechte, Mägde - zum Vorschein. Sogar winzige, mit Korn gefüllte Leinensäcke holt er heraus und legt sie auf einen Anhänger. Die originalgetreuen Modelle baut er neben einen Miniatur-Holzstadel mit etwa 13 000 aus Holz geschnitzten Dachplatten auf, auch hier alles Handarbeit. Dann stellt er noch ein Bäumchen dazu - und die Ernteszenerie ist perfekt. Er werde immer wieder gefragt, ob er seine "Ernte im Miniaturformat" ausstellen wolle, erzählt Neumeier. "Ich bin beispielsweise bei Modellbauausstellungen, bei Messen oder bei Oldtimer-Treffen." Kürzlich war er beim Tag des Offenen Denkmals im Heimatmuseum Eching zu sehen. "So lange es gesundheitlich geht, ich meinen Spaß habe und die Leute begeistert sind, mache ich das", sagt Neumeier mit leuchtenden Augen.

Interessierte können das von Josef Neumeier gestaltete ehemalige Leben auf dem Lande am Samstag, 7. Oktober, beim Tag der Offenen Tür der Feuerwehr in Neufahrn sehen.

© SZ vom 27.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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