Feuer in Neustift:Brandkatastrophe verhindert

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Mit Atemschutz auf den Kirchturm: Die Freisinger Feuerwehr löscht bei einem spektakulären Einsatz ein Feuer im Turm der Neustifter Kirche.

Peter Becker

Es war der spektakulärste und aufwendigste Einsatz der Freisinger Feuerwehr seit Jahren: Um 14.08 Uhr ging am Donnerstag bei der Rettungsleitstelle ein Notruf ein. Ein Arbeiter meldete, dass auf dem Turm der Neustifter Kirche ein Feuer ausgebrochen sei. Drei Stunden später saßen die Einsatzkräfte stolz in der Feuerwache 1 an der Dr.-von-Daller-Straße zusammen und besprachen die Löscharbeiten in der luftigen Höhe von 55 Metern.

Einsatz unter "hochhausähnlichen Bedingungen": die Freisinger Feuerwehr leistete beim Einsatz am Neustifter Kirchturm ganze Arbeit. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Sache hätte auch ganz anders ausgehen können. Im Gegensatz zum Dom und der Heiliggeistkirche ist Sankt Peter und Paul in Neustift nicht mit Brandmeldern ausgerüstet. "Der Brandschutz im Dom ist vorbildlich", sagt Stadtbrandinspektor Anton Frankl. Dort seien Brandmelder sogar im Turm angebracht. Es gebe eine eigene Steigleiter und ein Wasserzugang sei auch vorhanden. Ganz im Gegensatz dazu die Neustifter Kirche: "Der Arbeiter hat ganz richtig reagiert und gleich angerufen."

Hätte er gezögert oder wäre der Schwelbrand erst am späteren Abend ausgebrochen, hätte der Turm der Neustifter Kirche richtig Feuer fangen können. Dann wäre es, sagt Frank, unverantwortlich gewesen, die Kirche zu betreten. "Wir hätten nur die Leiter ausfahren und mit dem Wasser draufhalten können."

So begann eine Löschaktion "unter Hochhausbedingungen", beschreibt Stadtbrandmeister Oliver Sturde die Situation. Pressesprecher Ullrich Kachel berichtet, es sei Alarmstufe B5 ausgelöst worden - die höchste seit Bestehen der Rettungsleitstelle. 89 Einsatzkräfte aus allen Ortsteilen Freisings sowie aus Zolling, Marzling, Langenbach und von der Kreis-Feuerwehr waren schließlich an der Neustifter Kirche versammelt. "Eine schlagkräftige Truppe", meint Kachel.

"Es brannte wirklich", beschreibt Gruppenführer Jürgen Kirchmann die Situation auf dem Kirchturm. "Wir sind auf den Turm rauf", erzählt er. Das geschah über den Lastenaufzug. Der Gruppenführer und sein Trupp waren mit Atemschutzgerät und Feuerlöschern auf den Kirchturm vorgerückt. Ein Arbeiter sei "vor Ort" gewesen. Der habe ihm das Loch im Blech gezeigt. Dort waren im Zuge der Sanierung des Turms Lötarbeiten ausgeführt worden.

Untersuchungen mit der Wärmebildkamera

Mit einer Wärmebildkamera begannen die Einsatzkräfte die Größe des Brandherds zu untersuchen. Es stellte sich heraus, dass sich das Holz im Innern der Kuppel auf einer Fläche von etwa zehn Quadratmetern entzündet hatte. Mit Werkzeug beseitigten die Einsatzkräfte auf einer Höhe von sechs Metern einen Streifen der Kupferverkleidung des Turms, damit die brennenden Holzbalken der Kuppelkonstruktion gelöscht werden konnten.

Ebenfalls unter schwerem Atemschutz verlegte ein Trupp von Einsatzkräften unter der Leitung von Gruppenführer Florian Wöhrl drei sogenannte C-Rohre auf den Turm. Die Schläuche wurden über das Gerüst, das insgesamt über zwanzig Etagen hoch war, Richtung Brandherd nach oben befördert. Unterhalb der Kuppel mussten die Feuerwehrmänner ein Depot anlegen, auf dem Material gelagert wurde und Einsatzkräfte bereitstanden.

Möglicherweise Schaden im sechsstelligen Bereich

"Die Schläuche mussten auch befestigt werden", sagt Wöhrl. Sonst wären sie wieder den Turm heruntergerutscht. Um 15.30Uhr war es dann soweit. Es sei "Feuer unter Kontrolle" gemeldet worden, sagt Kachel. Die Brandstelle war noch einmal mit der Wärmebildkamera abgesucht worden. Ohne Befund.

Unterdessen hatten sich viele Schaulustige rund um die Neustifter Kirche versammelt. Nur wenige wagten sich allerdings so nahe an den Einsatzort heran, dass sie von der Feuerwehr zurückgewiesen werden mussten. "Die meisten verhielten sich vernünftig", sagt Kachel. Auf Anordnung der Landshuter Staatsanwaltschaft ist ein Gutachter des Landeskriminalamts mit weiteren Überprüfungen beauftragt. Ersten Schätzungen des Polizeipräsidiums in Ingolstadt zufolge, könnte der entstandene Schaden eine sechsstellige Summe betragen.

© SZ vom 02.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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