Fast einstimmiger Beschluss:Beitritt zu Arbeitsgemeinschaft

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Die Bahnhofstraße gilt als gefährliches Pflaster für Radfahrer. Man darf gespannt sein, welche Lösungsvorschläge die fahrradfreundliche Kommune da hat. (Foto: Marco Einfeldt)

Neufahrn will mehr für Radfahrer tun - eine Postkartenaktion des ADFC im Vorfeld der Abstimmung verärgert die Gemeinderäte allerdings. Manche nenen die Wortwahl "unglücklich"

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne) hat in den vergangenen Tagen noch mehr Post als sonst bekommen: rund 500 gelbe Postkarten und alle mit dem gleichen Anliegen. Die Unterzeichner fordern den Gemeinderat auf, den Beitritt in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern zu beschließen. Genau das hat der Gemeinderat am Montagabend auch fast einstimmig getan.

Wie es aussieht, hatte das aber nicht unbedingt mit der Postkartenaktion des ADFC zu tun. Die Wortwahl auf den Karten wurde von vielen als "unglücklich" empfunden, wie Matthias Caven (Grüne) es formulierte. "Vom Tonfall her eine Unverschämtheit", urteilte Ingrid Funke (FDP), die sich auch sonst nicht mit einem Beitritt anfreunden mochte. Von ihr und Markus Funke (FDP) kamen die einzigen Gegenstimmen.

Der ADFC hatte mit mehr Gegenwind gerechnet. Zwar hatte der Flughafen-, Planungs- und Bauausschuss bereits grünes Licht für den Beitritt gegeben. Der Fahrrad-Club fürchtete aber, dass sich der Gemeinderat trotzdem dagegen entscheiden könnte, "weil bei einigen Räten die Meinung vorherrscht, dass das Auto das einzig wahre Verkehrsmittel für Neufahrn sei", wie auf der Postkarte stand. Die Karten waren an vielen Stellen ausgelegt und teils an die Haushalte verteilt worden - verbunden mit der Aufforderung, sie ausgefüllt an das Rathaus zu schicken oder zur Gemeinderatssitzung zu gehen, um "durch Ihre Anwesenheit Ihren Willen" zu zeigen. Gut 15 Radler waren dann auch offensichtlich genau deswegen gekommen. Das Abstimmungsergebnis quittierten sie mit Applaus.

Für den Beitritt geworben hatte freilich auch Bürgermeister Heilmeier selbst. Für ihn geht es zum einen um ein "öffentliches Signal". Zum anderen verspricht er sich einiges durch die fachliche Begleitung in der Arbeitsgemeinschaft und den Austausch mit anderen Gemeinden. Ziel ist letztlich, eine zertifizierte "fahrradfreundliche Kommune" zu werden. Schon vor der Abstimmung hatte der Rathauschef aber auch betont, dass eine skeptische Haltung zum Beitritt noch lange nicht bedeute, dass denjenigen nicht trotzdem an mehr Fahrradfreundlichkeit gelegen sei.

Einig ist man sich unterdessen, wo die neuralgischen Punkte für Radler im Ort sind, immer wird als Erstes die Bahnhofstraße genannt. In der SPD werde überlegt, wie man für Radler eine Parallelstrecke schaffen könnte, berichtete Ulla Schablitzki Die Grünen wiederum wünschen sich eine Art Radlparkhaus am Bahnhof. Die jetzigen Abstellmöglichkeiten seien eine "pure Kastastrophe", ein Zertifikat als fahrradfreundliche Gemeinde sei womöglich eine "Argumentationshilfe" bei der Bahn, so Nobert Manhart.

© SZ vom 16.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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