Neues Tierheim:Vernünftiger und bescheidener Bau

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Es dauert noch, bis die Artgenossen dieses Hundes in das neue Tierheim des Landkreises einziehen können. Jetzt wurde erst mal Richtfest gefeiert. (Foto: Lukas Barth)

Der Tierschutzverein feiert Richtfest für sein Tierheim zwischen Mintraching und Dietersheim. Am 1. März soll dann die Eröffnung des "Brigitte-Seulen-Hauses" stattfinden. Es kostet etwa 1,7 Millionen Euro

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Nach den Ansprachen lädt Josef Popp zur Führung ein, und was er sagt, klingt an manchen Stellen fast ein bisschen nach Wohnungsbesichtigung: "Hier ist das Futterlager, hier die Futterküche, und dort der Wäscheraum", erklärt der Vorsitzende des Tierschutzvereins Freising und deutet dabei in verschiedene Richtung. Wie zur Bestätigung bellen im Hintergrund ein paar Hunde. Bis ihre ersten Artgenossen einziehen können, werden freilich noch ein paar Monate vergehen. Doch Popps Worte beschreiben inzwischen eine Zukunftsvision, die nach jahrelangem Ringen, wiederholten Planänderungen und wetterbedingten Bauverzögerungen inzwischen deutlich handfester geworden ist: Am Sonntag wurde Richtfest für das neue Tierheim gefeiert.

Der Rohbau steht, Fenster sind auch schon eingebaut, die erste Dachschicht ist fertig, ebenso die Erschließung. Anfang 2018 sollen die Arbeiten ganz abgeschlossen sein, und am 1. März ist die Eröffnung des "Brigitte-Seulen-Hauses" - benannt nach der Gründerin des Freisinger Tierschutzvereins - geplant. Damit neigt sich eine "schier unendliche Geschichte allmählich ihrem glücklichen Ende" zu, wie Landrat Josef Hauner (CSU) es ausdrückt.

Unter den Zuhörern ist an diesem Tag auch Patrick Boncourt von der Reptilienauffangstation München, der bei den Ausführungen Popps womöglich fast ein bisschen neidisch geworden ist. Der Trägerverein seiner Einrichtung möchte in unmittelbarer Nachbarschaft ebenfalls bauen und muss dafür noch einige Hürden überwinden. Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie erstellt. Mit dem Ergebnis, so Boncourt am Rande des Richtfests, werde die Auffangstation dann hoffentlich im Nachtragshaushalt des Freistaats endlich berücksichtigt. Die Station nimmt jährlich gut 1200 Tiere auf, die in Südbayern ausgesetzt, abgegeben oder beschlagnahmt werden. Momentan ist sie sehr beengt in der Münchner Innenstadt untergebracht. Wie es ist, um Finanzierungen kämpfen zu müssen, wissen wohl niemand besser als die Aktiven des Tierschutzvereins Freising und allen voran Josef Popp, dem Hauner ein "unglaubliches Maß an Frustrationstoleranz" und Ausdauer bescheinigte.

Alles in allem fast 1,7 Millionen Euro kostet das neue Tierheim zwischen Mintraching und Dietersheim. 15 Landkreis-Gemeinden hat Popp schließlich dazu gebracht, die Finanzierung zu unterstützen. An die betreffenden Bürgermeister appellierte er beim Richtfest, über den Kreistag ihre Kollegen aus den anderen Orten noch zum Mitmachen zu bewegen. Außerdem sollten sie sich Gedanken machen, wie einstweilen mit Tieren umzugehen sei, die aus den finanziell nicht beteiligten Gemeinden gebracht werden, so Popp: "Wir wissen es im Moment nämlich noch nicht."

Um Firmen- und Privatspenden will der Tierschutzverein weiter kämpfen. Popp wird dann in seinen Schreiben wohl weiter aus Albert Schweitzers "Lehre von der Ehrfurcht vor dem Leben" zitieren: "Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will." Das griff beim Richtfest auch Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmier (Grüne) auf: "Die Tierwelt braucht Orte, an denen dieser Geist lebt, sehr dringend", betonte er.

Zwei angestellte Tierpfleger, zwei 450-Euro-Kräfte und ein Tierarzt sollen sich um die Bewohner des Tierheimes kümmern, das Architekt Michael Gaenßer als "vernünftigen" und "bescheidenen Bau" beschrieb, der sich gut in die Landschaft einfüge. Aus finanziellen Gründen fällt der Komplex kleiner als zunächst geplant aus, aber dabei werde es nicht bleiben, meint Popp überzeugt: "Wir werden auf Dauer weiter ausbauen müssen."

Das Tierheim wird die bundesweit 551. Einrichtung unter dem Dachverband des Deutschen Tierschutzbundes sein, der das Neufahrner Haus mit 50 000 Euro unterstützt. Tierheime seien "notwendiger denn je", betonte Justiziarin Evelyn Ofensberger mit Blick auf die "eklatante Zunahme illegaler Tiertransporte". Dafür müssten staatliche Investitionstöpfe geschaffen werden, forderte sie: "Die Tierheime von heute können nicht allein mit Ehrenamtlichen und Spenden geführt werden."

© SZ vom 23.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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