Erzieherinnen dringend gesucht:Fataler Personalmangel

Lesezeit: 2 min

In den Kranzberger Kindertagesstätten müssen im Herbst schlimmstenfalls bis zu drei Gruppen geschlossen werden

Von Petra Schnirch, Kranzberg

"Wir sind alle ratlos", sagt der Kranzberger Pfarrer Anton Erber im Gespräch mit der SZ. Im Pfarrkindergarten Sankt Pantaleon können im Herbst möglicherweise nicht alle angemeldeten Kinder aufgenommen werden. Plätze gäbe es genug, doch die Pfarrei kann derzeit eine vakante Stelle nicht besetzen, weil sie keine Erzieherin findet. Ändert sich dies bis Herbst nicht, muss eine von drei Gruppen geschlossen werden. Ähnlich ist die Situation im Gemeindekindergarten Kleeblattl. Auch dort könnte je eine Gruppe im Kindergarten und in der Krippe wegfallen. Eine Familie hat sich in ihrer Not bereits an Bürgermeister und Gemeinderat gewandt.

Verena und Christoph Nerl wollen nach ihrer vierjährigen Tochter Cordelia auch deren jüngere Brüder im Pfarrkindergarten betreuen lassen. Die aktuelle Entwicklung sehen sie mit Sorge. Es sei inakzeptabel, dass eine größere Zahl von Kindern wahrscheinlich abgewiesen werden muss, da dies "erhebliche Beeinträchtigungen für die angestrebte Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit sich bringt", heißt es in ihrem Brief an die Gemeinde. Sie verweisen auf den Anspruch auf einen Kindergartenplatz, der ab dem vollendeten dritten Lebensjahr gesetzlich verankert ist - und darauf, dass dieser gegebenenfalls eingeklagt werden kann, wie dies einige Eltern in Neufahrn beabsichtigen. Verena und Christoph Nerl fordern, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, um die offenen Stellen in beiden Kranzberger Kindergärten schnellstmöglich mit Fachpersonal nachzubesetzen. Darum aber bemühen sich Gemeinde und Pfarrei seit Wochen und Monaten, wie Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) und Pfarrer Erber versichern. Beide haben für etwa 2000 Euro in der weiteren Umgebung Stellenanzeigen geschaltet. Doch vor allem Erzieherinnen sind nur schwer zu finden.

Für den Pfarrkindergarten haben sich bisher zwei Kinderpflegerinnen beworben, als Leiterin der auf der Kippe stehenden dritten Gruppe ist jedoch eine Erzieherin erforderlich. Etwas besser stehen die Chancen aktuell im Kinderhaus Kleeblattl. Im Rathaus sind immerhin drei Bewerbungen eingegangen, darunter ist eine Erzieherin, wie Geschäftsleiter Klaus Burgstaller am Dienstag im Gemeinderat erläuterte, eine weitere hat telefonisch angefragt. Im Kinderhaus ist eine Erzieherin vor kurzem ausgefallen, weil sie schwanger ist. Eine erfahrene Kinderpflegerin hat vorübergehend die Leitung der Gruppe übernommen, im neuen Kindergartenjahr ist das laut Hammerl aber nicht mehr möglich. Für die Krippe sucht die Gemeinde bereits seit September Personal. Das Hauptproblem sieht Hammerl in der fünfjährigen Ausbildung zur Erzieherin, während der die jungen Leute fast nichts verdienen. Hier müsse sich die Politik etwas einfallen lassen. Sebastian Ströhl (Kranzberger Gemeindeliste) schlug eine interkommunale Zusammenarbeit mit Springern vor. Fast alle Bewerberinnen suchten aber eine feste Gruppenleitung, sagt Burgstaller.

Ob einige Eltern im Herbst tatsächlich keinen Platz bekommen werden, ist offen. Nach aktueller Berechnung könnten im Gemeindekindergarten neun Kinder eine Absage bekommen und sechs in der Krippe, sollte sich kein Personal finden, hinzu kommen mehrere Kinder im Pfarrkindergarten. Es gibt aber sechs Doppelanmeldungen. Im Juni oder Juli werde man mehr wissen, sagt Erber. Personal könne man aber nicht her zaubern.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: