"Einseitige Darstellung":Heillos überfordert

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Seit 1965 wurden mehr als 4700 Leopard-1-Panzer gebaut. Einen davon hätten die Bulldog- und Bremswagenfreunde Notzing gerne bei ihrem Fest gehabt. (Foto: dpa)

Hallbergmoos Gemeindeamtschef wehrt sich gegen die Unterstellung, einen Leopard I Panzer beim "5. Bremswagenziehen" ausgebremst zu haben

Von Gerhard Wilhelm, Hallbergmoos

Der Versuch der Bulldog- und Bremswagenfreunde Notzing, bei einem großen Fest auf dem Hausler-Hof bei Hallbergmoos einen alten deutschen Kampfpanzer vom Typ Leopard I zu präsentieren, hatte nun ein Nachspiel im Gemeinderat. Ein doppeltes. Zum einen missfiel der Gemeindeverwaltung die ihrer Meinung nach "einseitige Darstellung" einer Lokalzeitung über die Gründe für das Scheitern, zum anderen gab es massive Vorwürfe gegen die Veranstalter, die ihrer Sicherungspflicht bei so einer großen Veranstaltung - am 14. Juni kamen mehr als 2500 Menschen - nicht nachgekommen seien. Sie erweckten den Eindruck, dass sie "völlig überfordert" waren, wie Gemeindeamtsleiter Herbert Kestler in der Gemeinderatssitzung am Dienstag sagte.

Es war bereits das fünfte Bremswagenziehen der Bulldogfreunde. Dabei wird von unterschiedlichen Bulldogs oder anderen Fahrzeugen ein tonnenschweres Gewicht auf einem Wagen möglichst weit gezogen. Diesmal hatte man eine besondere Publikumsattraktion aufbieten wollen: einen rund 42 Tonnen schweren Kampfpanzer. Doch der durfte dann doch nicht kommen. "Leider kann der angekündigte Kampfpanzer vom Typ Leopard nicht wie geplant am 5. Bremswagenziehen teilnehmen. Grund dafür sind die trotz intensiven Bemühungen nicht lösbaren Probleme mit einigen Behörden bei der Genehmigung des notwendigen Schwertransports", heißt es auf der Homepage des Vereins. Außerdem wird auf einen Zeitungsartikel verwiesen. Titel: "Hallbergmoos bremst Kampfpanzer aus".

Für Gemeindeamtsleiter Kestler völlig falsch. In Vorbesprechungen mit den Veranstaltern sei kein Panzer erwähnt worden. "In dem Landwirtschaftsschutzgebiet dort wäre dies sowieso gar nicht zulässig. Da hätte die Untere Naturschutzbehörde zustimmen müssen", sagte Kestler. Erst aus einem Artikel in einem Erdinger Anzeigenblatt am 9. Juni habe man davon erfahren. Die Gemeinde habe daraufhin erneut das Gespräch gesucht und auf das Problem hingewiesen. Die Bulldogfreunde hätten das Argument der Gemeinde als vernünftig angesehen. Anders als es später dargestellt worden sei, habe die Gemeinde nicht aktiv gehandelt. "Darin wurde unsere schriftliche Stellungnahme nicht wiedergegeben, der klare Verstoß gegen das Naturschutzgesetz wurde nicht erwähnt." Der Panzer hätte aber auch aus einem anderen Grund nicht kommen dürfen: Der Weg zum Hausler-Hof ist auf 7,5 Tonnen beschränkt.

Die Veranstalter aus dem Landkreis Erding fielen der Gemeinde aber auch aus einem anderen Grund negativ auf, wie Kestler sagte. Er hatte zusammen mit einer Gemeindemitarbeiterin der Veranstaltung am Wochenende einen Besuch abgestattet. Was er sah: kein einziger Ordner auf dem Parkplatz, obwohl vier ausgemacht waren, auch sonst seien keine zu sehen gewesen. Die Rettungs- und Zufahrtswege seien ebenfalls von niemandem frei gehalten worden. "Die Autos standen im Naturschutzgebiet und auf den ökologischen Ausgleichsflächen kreuz und quer", sagte Kestler. Sein Eindruck sei gewesen, dass die Veranstalter völlig überfordert gewesen seien. Als er dann versucht habe, den Bulldogvereins-Vorsitzenden auf dem Handy anzurufen, sei dieser nicht erreichbar gewesen. Erst nach einigem Suchen nach einem Verantwortlichen seien Ordner eingesetzt und Absperrungen errichtet worden.

Jetzt soll in einem "Nachgespräch" mit den Bulldog- und Bremswagenfreunden Notzing alles aufgearbeitet werden. "Wir wollen das Fest 2016 ja nicht verhindern", sagte Kestler in der Sitzung, "aber dann muss ein professioneller Securitydienst her".

© SZ vom 18.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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