Ein Verein könnte die  Kontaktpflege übernehmen:Zu früh für eine feste Bindung

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Kranzberg will mit der griechischen Gemeinde Anogia auf Kreta vorerst keine offizielle Partnerschaft eingehen

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Freundschaft ja, aber bitte keine feste Bindung - so lässt sich die Stimmung in Kranzberg nach einer Anfrage der Deutsch-Griechischen Versammlung (DGV) beschreiben. Die warb nach einem Besuch mehrerer Kommunalpolitiker und Funktionäre in Kranzberg für ein "Freundschaftsübereinkommen", eine Partnerschaft mit der Gemeinde Anogia auf Kreta. Auch zu einer Griechenland-Reise waren Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) und Alfons Berger, Vorsitzender des Fördervereins Pantaleonsberg, eingeladen worden. Beide haben mittlerweile abgesagt. Hammerl aus Zeitgründen, weil er im Nebenerwerb eine Landwirtschaft betreibt. Berger, weil er in einer engen Kooperation zum jetzigen Zeitpunkt wenig Sinn sieht. Die Griechen seien in Kranzberg aber jederzeit willkommen, betonen beide.

Ende Mai hatte die Deutsch-Griechische Versammlung - sie fördert die Zusammenarbeit zwischen Kommunen beider Länder - eine Reise für 15 griechische Bürgermeister, Tourismusbeauftragte und Professoren organisiert. Sie informierten sich über die Arbeit im Kranzberger Rathaus, im Kinderhaus, besichtigten das Erholungsgebiet am Kranzberger See, Bronzezeit-Museum, Gewerbegebiet, Bau- und Wertstoffhof sowie die Kläranlage. Der Bürgermeister von Anogia bot den Kranzbergern daraufhin eine Partnerschaft an.

Einen Erfahrungsaustausch über Probleme und Lösungsansätze hält sein Kollege Hammerl durchaus für sinnvoll - auf Augenhöhe, ohne Bevormundung, "damit auch das gegenseitige Verständnis" wächst. Themen habe man genügend, zum Beispiel Asyl, Umwelt Tourismus. "Es muss nur engagierte Personen dafür geben", so Hammerl. Am liebsten wäre es ihm, wenn dies in Privatinitiative über einen Verein zustande käme. Ob eine Partnerschaft klappt, hänge letztendlich von den Menschen ab, die sie "mit Leben erfüllen". Sollte sich jemand finden, der sich engagieren will, sagte der Bürgermeister seine Unterstützung zu. In der Sitzung des Gemeinderats am Dienstag gab es aber auch Stimmen, die am Sinn einer Partnerschaft zweifelten. Für sie gelte der Slogan: "lieber Gremertshausen als Griechenland", sagte Sonja Kieslinger (FWG). Monika Mühl (FWG) erwiderte, nur in denn nächsten Ortsteil zu schauen, das sei ihr zu wenig. Anton Hierhager (SPD) hielte eine Partnerschaft mit einer Gemeinde in Südtirol oder in der Schweiz für angebrachter. Mit diesen gäbe es mehr gemeinsame Themen, so könnte man sich etwa über Solarnutzung austauschen. Beziehungen zwischen Bernstorf und der mykenischen Kultur in der Bronzezeit stellt er ohnehin in Frage.

In der Gegenwart könnten die beiden Gemeinden jedenfalls kaum unterschiedlicher ein. Kranzberg mit seinen 4120 Einwohnern liegt im Einzugsbereich von München und ist gut erschlossen, die Zahl der Landwirte geht immer weiter zurück. Anogia zählt etwa 2400 Einwohner und ist ein Zentrum der Viehwirtschaft auf Kreta mit etwa 100 000 Schafen und Ziegen. Bekannt ist die Gemeinde für ihre Webereien, bei Touristen ist sie sehr beliebt. In Kranzberg dagegen übernachten überwiegend Geschäftsleute und Monteure. Viele Unterschiede also - eine Annäherung auf kommunaler Ebene könnte aber einen Brückenschlag nach einem leidvollen Kapitel in der Geschichte beider Länder bedeuten. Im Zweiten Weltkrieg galt Anogia als Zentrum des Widerstands gegen die Deutschen und wurde von diesen 1944 zerstört. Über hundert Einwohner wurden während der Besatzung exekutiert.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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