Echinger Brass Wiesn:Alle gut drauf

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Drei Tage Blasmusik, 7000 Besucher. Die Veranstalter sind mehr als zufrieden. (Foto: Marco Einfeldt)

7000 Besucher feiern drei Tage bei der Echinger "Brass Wiesn", auch bei Regen. Die Polizei spricht von bierseliger Friedfertigkeit und der Kioskbesitzer am Bahnhof freut sich über ausgesprochen fröhliche Kundschaft.

Von Clara Lipkowski, Eching

Für den Kioskbesitzer am Echinger Bahnhof war das "Brass Wiesn"- Festival geradezu ein Segen. Die S-Bahn hält wenige Schritte neben Thomas Bachers Geschäft und der Shuttle-Bus zum Festivalgelände sammelte alle 20 Minuten genau vor dem Kiosk-Eingang die Feierwütigen auf. Darauf hatte der Bacher natürlich reagiert, mit dem "Brass Wiesn Spezial", einem Bier und einer Leberkäs-Semmel zum Sonderpreis, konnten die Besucher sich noch schnell stärken, bevor es losging.

Während Thomas Bacher ansonsten vor allem Zigaretten, Bier und Pommes verkaufte, hatten sich auf dem Festivalgelände mit vier Bühnen am Echinger See am Samstagnachmittag schon mehrere Tausend Besucher eingefunden. Vor der großen Open-Air-Bühne tanzten Besucher in Gummistiefeln, Wanderschuhen oder einfach barfuß zur Musik der Band Quattro Poly, die gerade "Maus, Maus, du zuckersüße Maus", anstimmte. Danach sammelten sich Hunderte Besucher vor der kleineren, links davon gelegenen Bühne und lauschten den Klängen der bayerischen Indiepop-Band Lischkapelle, die die Zuhörer mit dreistimmigem Gesang und eingängigen englischen Texten schnell für sich gewann.

Am ersten Tag war es ziemlich nass. Gefeiert wurde trotzdem. (Foto: Marco Einfeldt)

Etwa 7000 vorwiegend junge Besucher waren an diesem Wochenende gekommen, um traditionelle und moderne Brass-Musik, also Blechbläser, zu hören. "Ein paar weniger als im Vorjahr", sagte Veranstalter Alexander Wolff und gab zu bedenken, dass einige aus Angst vor Anschlägen Tickets im Vorfeld zurückgegeben hatten. Dennoch sei er "wunderbar zufrieden" mit der Auslastung gewesen. Selbst der heftige Regen am ersten Veranstaltungstag hatte den Festivalbesuchern die Laune nicht verdorben, getanzt wurde dann eben - ja mei - im Regen.

Wem es aber zu nass wurde - denn auch am Samstag regnete es zwischendurch - der zog sich in das Zelt, den Wohnwagen oder in eine der Almhütten zurück. Die acht Holzhütten für insgesamt 14 Parteien waren in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Gelände an Festivalbesucher vermietet worden. Eine fünfköpfige Gruppe aus Sumpfohren im Schwarzwald hatte die Hütte gemietet, um sich bei Regen auch mal zurückziehen zu können: "Wer weiß denn schon, wie das Wetter wird", sagte eine Besucherin, "da wollten wir lieber auf Nummer sicher gehen." Außerdem hätten sie einen älteren Herrn dabei, sagte sie und lachte, mit über 50 wolle der nicht mehr im Zelt schlafen.

Eine andere Hütte hatten Mitglieder des Vereins "Bergangerer Goaßlschnoiza" aus Ebersberg in Beschlag genommen. Am Nachmittag hatten sich die etwa zehn jungen Männer und Frauen vor der Hütte getroffen, einige mit Blechblasinstrumenten, alle in Dirndl oder Lederhose. "Wir sitzen hier gerne zusammen, machen Musik und plaudern", sagte der 22-jährige Jakob Huber. Am Abend wollten sie dann zu den Konzerten, sagte er und auf jeden Fall auch zu den Cuba Boarischen. Die waren zum ersten Mal bei der Echinger "Brass Wiesn" und neben Django S einer der Höhepunkte des Festivals.

Auch Dani, Nina, Simone, Corinna und Sabine aus Geislingen hatten ihren Spaß. (Foto: Marco Einfeldt)

Auf die Band freuten sich auch schon Luisa und Martina aus Ebersberg. Die beiden 19-Jährigen hatten sich allerdings mit knapp 20 Freunden für die weniger komfortable Unterbringung in Zelten auf dem Campingplatz entschieden. Und waren trotz des schlechten Wetters am ersten Festivaltag in bester Stimmung. "Also unser Zelt war dicht", sagte Luisa, gekleidet mit einem bunten Dirndl. "Der Regen hat uns nichts ausgemacht." In der Zeltstadt hatten sich Hunderte Brass-Fans einquartiert. Während aus mehreren Richtungen Musik zum Campingplatz herübertönte, ließen ein paar Camper die Füße aus Zelten herausgucken, andere schlurften mit dem Handtuch über der Schulter Richtung Dusche und wieder andere saßen unter Pavillons zusammen, spielten Karten, hörten Musik und tranken Bier.

Franziska und Lena waren aus Piding nahe Bad Reichenhall angereist. Mit 13 Freunden hatten sie einen Tiertransporter und mehrere Autos vollgepackt und sich mit Zelten und Kühlschrank bereits am Donnerstag auf dem Campingplatz eingerichtet. Morgens entschieden sie dann, welche Bands sie hören wollten, zwischendurch sollte noch Zeit sein, in den See zu springen. Die Fexer hatten sie schon gesehen, erzählte die 22-jährige Lena, die seien "richtig super" gewesen, überhaupt sei die Stimmung "locker und stressfrei". Das bestätigte auch ein Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst, der am Eingang zum Bühnengelände Einlass und Taschen kontrollierte. "Die Leute sind richtig gut drauf", sagte er, negative Vorkommnisse habe es keine gegeben. Auch die Polizei zeigte sich hochzufrieden und sprach von "geradezu bierseliger Friedfertigkeit".

Alle gut drauf: Wer wollte, konnte auch selber ein bisschen tröten. (Foto: Marco Einfeldt)

Kioskbesitzer Bacher konnte sich ebenfalls nicht über die Kunden beschweren. "Die sind vielleicht etwas angetrunken, aber alle sehr gut drauf", sagte er. Als es am ersten Festivaltag einfach nicht aufhören wollte zu regnen, sammelten sich die Wartenden eben in seinem Geschäft. "95 Prozent der Leute haben dann etwas gekauft", sagte Bacher und lachte, "das ist schon gut fürs Geschäft."

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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