Die ersten Auer Realschüler:61 Glückspilze

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In Au hat die neue Realschule ihren Betrieb aufgenommen - vorläufig in Containern, doch in einem Jahr dürfen die Kinder in die renovierte Mittelschule umziehen. Die provisorischen Klassenzimmer zieren Kreuze aus Assisi

Von Peter Becker, Au

Die eigentlichen Helden des Tages waren zunächst zum Schweigen verdonnert. Ergeben kauerten 61 zehnjährige Kinder in der Hopfenhalle auf Turnmatten und lauschten den Reden, welche die dazu auserkorenen Erwachsenen anlässlich der besonderen Stunde vortrugen. Der erste Schultag an der neuen Auer Realschule stand an diesem Dienstag bevor. Sofern überhaupt ein Unterricht stattfand, ging dieser allerdings nicht in herkömmlichen Klassenzimmern über die Bühne. Denn die Kinder müssen zunächst für ein Jahr mit modern ausgestatteten Räumen in Schulcontainern vorlieb nehmen. Erst in einem Jahr dürfen sie dann in die renovierte ehemalige Auer Mittelschule umziehen.

Bis es soweit ist, nimmt die Freisinger Realschule ihre einstweilige Dependance in der Hallertau unter ihre Fittiche. Die kommissarische Direktorin Kerstin Liese nutzte die Gelegenheit, ihre 61 Schüler willkommen zu heißen. Diese seien Glückspilze, denn in einem Jahr dürften sie in eine "nagelneue Schule ziehen". Und noch ein ganz großer Vorteil liege auf Seiten der Realschulnovizen. "Ihr werdet immer die Ältesten sein", hob Kerstin Liese hervor. Zumindest die nächsten sechs Jahre lang.

Gespannt wandern die ersten Schüler der neuen Auer Realschule von der Hopfenlandhalle, dem Ort der Festreden, zur Grundschule. (Foto: Marco Einfeldt)

Dass die Kinder alle Hürden meistern werden, daran hegt Liese keinen Zweifel. Sie habe sich die Übertrittszeugnisse angesehen, sagte sie. Alle hätten den Sprung von der Grund- in die Realschule "mit Bravour gemeistert". Liese wagte gar einen Blick ins Jahr 2022. Die Schüler würden da zumindest nicht durch eine Fußball-Weltmeisterschaft vom Lernen auf ihre Abschlussprüfungen abgelenkt. Diese finde bekanntlich in Katar statt. Und weil es da im Sommer sehr heiß sei, sei die WM in den Winter verlegt worden. Liese sagte, dass sie selbst seit vielen Jahren in der Hallertau lebe. Sie habe sich zur Aufgabe gemacht, deren Traditionen zusammen mit den Schülern, deren Eltern und Großeltern am Leben zu erhalten.

Ein ganzes Füllhorn an Geschenken schüttete Ministerialbeauftragter Wilhelm Kürzeder aus. Zunächst überreichte er symbolisch für alle einem Mädchen und einem Buben eine Schultüte mit Süßigkeiten. Dann zog er eine Flöte hervor. "Es ist wichtig, immer die richtigen Töne zu treffen", beschwor Kürzeder. "Denn die Schule soll Freude machen und alle sollen sich wohlfühlen. Flugs hielt er drei Bücher in der Hand, die er als ersten Grundstock für eine Bibliothek beisteuerte. Doch die Schüler sollen nicht nur Wissen anhäufen, sondern auch Sozialkompetenzen erwerben. Dazu gehört auch, zu erkennen, wenn es einem Mitschüler mal nicht gut geht und er des Trostes bedarf. Für den Fall, dass der Kummer so groß ist, dass gar Tränen fließen, hat Kürzeder zwei Päckchen Taschentücher mitgebracht, in der Hoffnung, dass sie nie gebraucht würden. In seinem Urlaub hat Kürzeder überdies in Assisi zwei Kreuze gekauft, welche vorerst die provisorischen Klassenzimmer zieren.

In diesen Modulen, ausgestattet mit modernster Technik, beginnt der Unterricht an der Hallertauer Realschule. (Foto: Marco Einfeldt)

Stellvertretender Landrat Robert Scholz rekapitulierte noch einmal die ganzen Beschlüsse, die notwendig gewesen waren, um die Auer Realschule auf den Weg zu bringen. Er erinnerte daran, dass diese zweizügig sei und im Kooperationsmodell mit der Nandlstädter Mittelschule geführt werde. Die Kosten für die Klassencontainer und die Einrichtung des einstweiligen Lehrerzimmers in der Grundschule übernimmt die Marktgemeinde Au. Diese will die Container später weiter nutzen, wenn sie ihre Grundschule saniert. Die Kosten für die Ausstattung trägt der Landkreis Freising als Sachaufwandsträger.

Bürgermeister Karl Ecker (FWG) wollte gar nicht mehr so sehr auf die Mühen eingehen, die es gekostet hat, die Realschule gegen viele Widerstände nach Au zu holen. "Viel mehr schauen wir heute alle auf diesen Freudentag", betonte er. Der Start der neuen Realschule sei eine außerordentliche Premiere und wichtige Station für die Schüler und diejenigen, die sich für die Schule eingesetzt haben.

© SZ vom 14.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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