DGB-Veranstaltung:Moosburger Allerlei

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Debatten oder sogar konkrete lokale Lösungsansätze bleiben bei einer Podiumsdiskussion zum Thema Flüchtlinge außen vor

Von Alexander Kappen, Moosburg

Angekündigt war die Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes Moosburg (DGB) am Dienstagabend im Gasthof Drei Tannen als "Podiumsdiskussion mit Aussprache zum Thema Flüchtlinge". Und herausgekommen ist am Ende - ja was eigentlich?

Eine Podiumsdiskussion im eigentlichen Sinne war es nicht, weil die Teilnehmer auf dem Podium - so sah es der Plan des DGB offenbar vor - eher referierten als diskutierten. Eine lebhafte Aussprache wollte auch nicht so recht ins Rollen kommen. Zudem war Referenten wie Zuhörern wohl nicht ganz klar, in welche Richtung die Veranstaltung eigentlich laufen sollte. Letztlich war von weltpolitischen Vorträgen zu den Fluchtursachen über kurze Darstellungen der Flüchtlingssituation in Stadt und Landkreis bis zu vereinzelten Besucher-Anfragen für den konkreten Einzelfall alles dabei.

Irmgard Eichelmann, Asylsozialberaterin im Landratsamt, hob einmal mehr die Bedeutung der ehrenamtlichen Helfer hervor, ohne die die Betreuung der aktuell 1325 Asylbewerber in den 64 Unterkünften im Kreis Freising "nicht funktionieren würde". Für Moosburgs Migrationsreferent Hans Reif "ist das Thema Asylbewerber mittlerweile die Hauptaufgabe in diesem Amt". Als er den Posten übernommen habe, sei er bereits im Helferkreis aktiv gewesen, aber die rasante Entwicklung der Flüchtlingssituation habe auch ihn überrascht.

Derzeit leben in Moosburg knapp 50 Flüchtlinge in vier Unterkünften in der "Sternesiedlung", der Bonau, der Neustadt und an der Lände. Die 54 Asylbewerber im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Firma Normstahl gehören zwar zum Gemeindegebiet von Wang, werden aber vom Moosburger Helferkreis betreut. In der Neustadt soll demnächst eine weitere Unterkunft für gut 150 Flüchtlinge gebaut werden. Die Notunterkunft für Neuankömmlinge in der Realschulturnhalle ist vorerst aufgelöst worden.

Einen Schwenk vom Lokalen zum Globalen vollzogen die beiden Stadträte und Gewerkschaftsmitglieder Hans Zitzlsberger (Verdi) und Martin Pschorr (GEW), die sich mit den Fluchtursachen beschäftigten und deren konsequente Bekämpfung anmahnten. "Die Leute, die zu uns kommen, fliehen nicht vor Naturkatastrophen, sondern vor Bombardierungen und Krieg", die auch auf die Kriegspolitik der USA und ihrer Nato-Verbündeten zurückzuführen sei, so Pschorr. Man müsse "diese Fluchtursachen bekämpfen, nicht die Flüchtlinge". In dieselbe Kerbe schlug Zitzlsberger, der zudem betonte: "Asylrecht ist ein Menschenrecht, kein Geschenk. Und Helfen ist die Basis jeder Menschlichkeit". In Moosburg, so der Stadtrat, engagierten sich für die Flüchtlinge neben dem Helferkreis auch die Moschee mit ihren Flohmärkten und der Gebrauchtwarenladen "Nowaswert". Die Stadt selbst habe bisher "nichts Nennenswertes für die Asylbewerber getan".

Der ehrenamtliche Flüchtlingsberater Reinhard Kastorff - er komplettierte das Podium - verzichtete auf ein Referat und hätte die Veranstaltung gerne zu einer interaktiven Frage- und Diskussionsrunde mit den Besuchern umfunktioniert, für die er auskunftswillige Flüchtlinge dabei hatte. Er wurde jedoch vom DGB-Ortsvorsitzenden Ludwig Würfl ausgebremst. Der wiederum verlor sich in seinen eigenen, ausschweifenden Vorträgen und verwischte als Gesprächsleiter die Grenzen zwischen "moderieren" mit "monologisieren", womit er sich den Unmut einiger Besucher zuzog.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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