Das Interesse ist groß:Jugendweihe im Landkreis Freising

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Zum vierten Mal veranstaltet die Münchner Initiative das Fest zum Eintritt in das Erwachsenenalter. (Foto: Wolfgang Kluge/dpa)

Eine Elterninitiative informiert in Eching über die Jugendweihe als Alternative zu kirchlichen Festen beim Start ins Erwachsenenalter.

Von Alexandra Vettori, Eching

Gut 90 interessierte Jugendliche und Eltern sind am Sonntagvormittag zum Informationstag der Elterninitiative Jugendweihe in das Echinger Bürgerhaus gekommen. So viele, dass noch Stühle herbei geschafft werden mussten und Sybille Lampenscherf, die Vorsitzende der Ortsgruppe München und Umgebung, überrascht war. Die meisten der Anwesenden, so wusste sie von den Anmeldungen, kämen gar nicht aus der Landeshauptstadt, sondern aus dem ganzen Umland, "die Weitesten sind von Pegnitz gekommen", sagte sie. Zum vierten Mal veranstaltet die Münchner Initiative das Fest zum Eintritt in das Erwachsenenalter.

Jugendweihe, das klingt vielen noch nach DDR. Doch dass es die Jugendweihe als Fest schon viel länger gibt, erklärte Rebecca, eine junge Frau, die im vergangenen Jahr daran teilgenommen hat. Die Idee geht auf Eduard Baltzer zurück, der nicht nur den ersten Vegetarier-Verein in Deutschland gründete und der erste Präsident des Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands war, sondern 1852 auch den Begriff der "Jugendweihe" prägte, bevor 1889 die erste Jugendweihe in Berlin mit 37 Teilnehmern stattfand. Gedacht war das Angebot schon damals als Alternative zu den religiösen Festen zum Eintritt in die Erwachsenenwelt. Während der Nazi-Diktatur war sie verboten, nach dem Krieg auch in der DDR.

"Weil es eine demokratische Bewegung mit humanistischen Werten war"

"Weil es eine demokratische Bewegung mit humanistischen Werten war", wie Rebecca erklärte. 1954 wurde die Jugendweihe dann erlaubt, allerdings jetzt unter der Regie der DDR-Führung und mit entsprechender ideologischer Einfärbung. In der Bundesrepublik dagegen verlor die Bewegung ihre Bedeutung. Erst 1990 gründete sich der Bundesverband Jugendweihe, seither haben mehr als 1,5 Millionen junge Menschen mitgemacht.

Heute hat die Jugendweihe nichts mehr mit real existierendem Sozialismus zu tun, wie die Elterninitiative versichert. Vielmehr geht es um eine weltlich-humanistische Wertevermittlung und laut Sybille Lampenscherf auch darum, den jungen Menschen in einer Zeit der Informations- und Unterhaltungsflut ernsthafte Themen wie Freundschaft, Geschichte, Umweltbewusstsein und Verantwortung für und in der Gesellschaft zu vermitteln. "Kurz, ein wohl behaltener Erwachsener zu werden", wie Lampenscherf es ausdrückte.

So stehen im Veranstaltungsplaner der Vorbereitungskurse für die Jugendweihe 2016/17 zum Beispiel ein Erste-Hilfe-Kurs im Eine Welt-Haus in München oder ein Knigge-Kurs im Forsthaus Wörnbrunn. Weitere Themen sind eine Informationsveranstaltung zum Thema Sucht bei Condrobs in München, ein Besuch im KZ Dachau und eine Waldführung mit Greenpeace. Auch ein Projekttag mit Eltern im Klettergarten Fürstenfeldbruck und ein Pfingstcamp gehören zu den Aktionen. Die Feierstunde zur Jugendweihe findet dann am 27. Mai in München statt.

Gedacht ist das Angebot für Mädchen und Jungen im Alter von 13 bis 16 Jahren. Mit zum Betreuerteam der Ehrenamtlichen gehört auch eine Jugendgruppe, die im vergangenen Jahr an der Jugendweihe teilgenommen hat und ihre Erfahrungen jetzt an die Nachkömmlinge weiter gibt. Mehr Infos gibt es unter www.jugendweihe-bayern.de.

© SZ vom 09.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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