Blues aus München:Der besondere Groove

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Jungenhaftes Aussehen, rauchige Stimme: Jesper Munk. (Foto: Warner Music Germany)

Kennzeichen von Jesper Munk ist die rauchige Stimme

Von Rebecca Seeberg, Freising

Vom Straßenmusiker zum Star, für den Münchner Jesper Munk ist dieser Traum Wirklichkeit geworden. Der gerade mal 22-jährige Deutsch-Däne mit dem Posterboy-Look besitzt eine Stimmgewalt, als käme er geradewegs aus dem Mississippi-Delta. An diesem Montag, 11. Mai, wird er am Uferlos-Festival von 22 Uhr an im Sparkassenzelt zu hören sein.

Jesper Munk ist auf den Blues gekommen. In den Tiefen der Plattenläden fand er seine Vorbilder - Blues-Legenden der 1930er und 1940er Jahre. "Das sind so rohe und direkte Songs, die allein durch ihre Intensität so viel aussagen", schwärmt er in einem Interview mit der Welt. Dass er mittlerweile selber zum Star wird und als "Wunderknabe" des Blues durch die Presse geht, entlockt dem blonden Strubbelkopf ein Lachen und Kopfschütteln. Von Erwartungen an seine Person halte er sich fern, betont er in fast jedem seiner Interviews. Seine Songs schreibe er nur für sich selber.

Wer den Mann kennenlernen will, der muss einfach nur seinen Liedern lauschen. Bereits sein nach einem Shakespeare-Zitat benanntes Debüt "For In My Way It Lies" führte 2013 zu drei Solo-Tourneen durch Deutschland und zu einer Unterstützung durch Größen wie Michael Hurley, Willard Grant Conspiracy und die Sportfreunde Stiller. Selbst das für erfolgreiche Musiker oft so schwierige zweite Album schien ihm aus den Fingern zu fließen. Mit "Claim" hat Munk in diesem Jahr seinen Erfolg nun endgültig besiegelt. Und das ist nicht verwunderlich bei dieser rauchigen Stimme, die irgendwo aus einem wilden Teil der Seele des jungenhaft aussehenden Musikers kommen muss.

An einem Freitag vor fünf Jahren, erzählt Munk im Gespräch mit der Welt, machte er wohl die denkwürdigste Entdeckung seines bisherigen Lebens. "Wir haben geschwänzt, sind zu fünft zu einer Freundin, die sturmfrei hatte und haben einen Track von Amy Winehouse gejammt." Alle wurden lauter und lauter und Munk - "ich hatte so eine klare Chorstimme" - zog mit. "Plötzlich hat meine Stimme einen Sprung gemacht und klang auf einmal total dreckig."

Ob auf den Münchner Straßen zwischen Gärtnerplatz und Viktualienmarkt, wie am Anfang seiner Musikerkarriere, oder auf der Bühne, überall haut Jesper Munk diesen kratzigen Groove raus. Ein bisschen von Tarantino und Glamrock-Sound sei dabei, so der Ankündigungstext für das neue Album. In dem Song "Morning Coffee" klingt Munk wiederum melancholisch und weich - nicht umsonst kommt Blues von "having the blues", also traurig sein. Mit seiner Künstlerkarriere tritt Jesper Munk gewissermaßen in die Fußstapfen seines Vaters Rainer Germann, der selber leidenschaftlicher Musiker ist. Er unterstützte seinen Sohn bei der Produktion des ersten Albums und war auch in den ersten zwei Jahren als Bassist mit auf Tour.

Munk hätte sich das in seiner früheren Teenager-Trotzphase wohl nie träumen lassen. Die Gitarre bekam er erst mit 16 von seinen Kollegen der Garagen-Rock-Band Lila's Riot in die Hand gedrückt und begann so nach und nach die Musik und insbesondere den Blues zu lieben, so erzählt Munk es in TV Noir.

Mit "Claim" beschreitet er neue Wege, wagt sich auch an Rock, Postpunk, Folk und Soul und wird wohl auch sein Freisinger Publikum auf dem Uferlos damit begeistern. Allein der erste Song auf der Track-Liste, "Courage for Love", beweist, dass Jesper Munk ein Muss ist - live umso mehr.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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