Besonderes Angebot:Ein kühles Blondes im Kochtopf

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Daniela Neufang hat in den vergangenen zwölf Jahren schon 200 VHS-Kochkurse geleitet. Wenn sie Rezepte mit Bier vorstellt, dann kommen auch mehr als die üblichen zwei Quotenmänner

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Gegen Ende fällt der Griff zur Flasche schwer - man will ja niemandem das letzte "Arbeitsmaterial" wegnehmen. "Braucht das noch irgendjemand für irgendwas?", fragt einer der Männer in die Runde. Erst als alle den Kopf schütteln, wagt er die ohnehin fast leere Flasche ganz auszutrinken. Resteverwertung sozusagen. Denn an diesem Abend hat zwar Gerstensaft aller Sorten dran glauben müssen. Das meiste ist aber in Schüsseln und Töpfe gekommen, wurde etwa zu Bierstangerln, Bierhäppchen, Biergulasch oder "Birramisu" verarbeitet. "Ich hätte nicht gedacht, dass man so viel mit Bier machen kann", wunderte sich eine der Teilnehmerinnen des Vhs-Kochkurses, sonst werde doch eher mal mit Wein gekocht. Jetzt wird auch bei ihr daheim öfter mal Bier auf den Tisch kommen - nicht nur zu, sondern auch in diversen Gerichten.

Eine ganze Mappe mit Rezepten hat Kursleiterin Daniela Neufang für die Teilnehmer zusammengestellt. In den vergangenen zwölf Jahren hat die Freisingerin im Landkreis schon rund 200 VHS-Kochkurse zu unterschiedlichsten Themen gegeben. "Meistens sind nur ein oder zwei Quotenmänner dabei", weiß sie, an diesem Abend in Neufahrn ist das anders. Sechs Männer und nur zwei Frauen haben sich angemeldet. "Das liegt am Thema", ist Daniela Neufang überzeugt. Das Thema allein hilft freilich auch nichts: Die Männer an diesem Abend sind bekennende Hobby-Köche. "Ich koche auch sonst wahnsinnig viel", betont einer ausdrücklich.

Ganz zum Schluss kam bei diesem Kochkurs auch noch das eine oder andere Bier im Ur-Zustand auf den Tisch. Vorher wurde mit dem Gerstensaft gekocht. (Foto: Marco Einfeldt)

Carolin und Andreas Pflügler sind dagegen als Ehepaar gekommen. Die beiden betreiben auf ihrem Bauernhof an der Grünecker Straße eine kleine Brauerei und haben somit zweifellos einen besonderen Bezug zu Bier. Mitgebracht haben sie an diesem Abend aber keines, das Bier der Marke "Pflügler-Bräu" ist daheim geblieben. "Das wäre doch zum Verkochen viel zu schade", schmunzelt Andreas Pflügler. In die Malz-Karotten, die er mit seiner Frau zubereitet, kommt deshalb dunkles Bier einer anderen Sorte. Am gegenüberliegenden Herd rührt ein Hobby-Koch aus Fahrenzhausen unermüdlich in einem Weißbier-Risotto -und schnuppert. "Zu lange darf man nicht über dem Topf stehen", lacht er. Immerhin ein halber Liter Bier ist drin, und das kann man beim Kochen schon riechen.

Berauschend im wörtlichen Sinne wird das Gericht am Ende freilich nicht sein. Denn: Je stärker und länger der verwendete Alkohol beim Kochen erhitzt wird, und je mehr Dampf sich dabei bildet, desto weniger Alkohol bleibt im Topf. Gegen den Durst am Herd hilft der Bier-Cocktail: eine gelungene Mischung aus Weißbier, Zitronenlimo und Aperol, die Daniela Neufang ihren "Schülern" serviert. Die Kursleiterin lebt zwar in der Bierstadt Freising und würdigt mit ihrem Kurs auch das 500. Jubiläum des Reinheitsgebotes. Rezepte sammelt sie freilich auch außerhalb Bayerns: Ihre gebackenen Bierhäppchen zum Beispiel (siehe Kasten) sind eine Spezialität aus Wales.

Als Referentin der Volkshochschule will sie den Teilnehmern immer Spaß am Kochen vermitteln - an diesem Abend ist das kein Problem: Nach gut zweieinhalb Stunden stehen Birnen-Käse-Salat mit Weißbier-Vinaigrette, Tafelspitz-Sülze mit Bieressig-Sauce, Ziegenkäse-Tarte mit Biernote und weitere Bier- Köstlichkeiten auf dem Tisch. Und dazu dann doch auch noch das eine oder andere Bier im Ur-Zustand.

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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