Einsatzbereitschaft gefährdet:Tagsüber ohne Feuerwehr

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Der Platz vor dem Haindlfinger Feuerwehrgerätehaus muss dringend hergerichtet werden - auch das ist im Feuerwehrbedarfsplan festgehalten. (Foto: Marco Einfeldt)

Viele Freisinger Feuerwehrmänner stehen bei Alarm nicht zur Verfügung. Als Pendler sind sie tagsüber zu weit weg.

Von Kerstin Vogel, Freising

Knapp ein Jahr lang hat es gedauert, das 400 Seiten starke Werk fertigzustellen, 12 000 Euro hat sich die Stadt ihren Feuerwehrbedarfsplan kosten lassen - und am Ende gibt es nun eine gute und eine eher besorgniserregende Nachricht.

Die frohe Botschaft fasste Grünen-Stadtrat Sebastian Habermeyer am Montag im Finanzausschuss zusammen: "Ich freue mich, dass nach 400 Seiten nicht dasteht, dass wir 20 Millionen Euro ausgeben müssen", sagte er. Im Hinblick auf die in den nächsten Jahren anstehenden Investitionen sehe er "keine unlösbaren Aufgaben".

"Die Tagesalarmstärke weiter zu garantieren, wird zum Problem"

So hat die Bestandsaufnahme, die in Freising und bei den Ortsteilfeuerwehren durchgeführt wurde, zwar ergeben, dass bis zum Jahr 2032 zahlreiche Fahrzeuge an den verschiedenen Standorten ersetzt werden müssen, große Überraschungen birgt diese Auflistung für die Stadträte jedoch nicht. Was die Feuerwehrgerätehäuser angeht, so müssen an einigen kleineren Standorten die Absauganlagen für Abgase an die DIN-Norm angepasst werden. In Attaching wird zudem eine Erweiterung des Gerätehauses um einen Stellplatz für ein Großfahrzeug als notwendig angesehen, die Ausweisung zusätzlicher Parkplätze ist nahezu überall ein Thema - und in Lerchenfeld ist bekanntlich auf dem Gelände der Feuerwache 2 ein Neubau geplant. Unerwartet kommt all das für die Freisinger Stadträte nicht.

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Wenn der Piepser ruft, eilen längst nicht mehr alle Feuerwehrleute an die Einsatzorte - denn die wollen deswegen nicht mehr ihren Job riskieren. Vor allem für kleinere Orte wird das zum Problem.

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Ausrüstung und Material seien in den kommenden Jahren sicher nicht das Problem, kommentierte Hans Hölzl (FSM) die Erkenntnisse aus dem Bedarfsplan: "Aber mit dem Personal wird es schwierig." Tatsächlich ist das die schlechte Nachricht, die Ordnungsamtsleiter Robert Zellner zuvor bei der Präsentation des Zahlenwerks schon angesprochen hatte: "Die Tagesalarmstärke weiter zu garantieren, wird zum Problem", warnte er - das habe die Erhebung zu den Stärken und Schwächen des Freisinger Feuerwehrwesens aufgezeigt. Schuld an dieser Entwicklung ist nach übereinstimmender Einschätzung gar nicht so sehr eine schwindende Zahl an Aktiven bei den Feuerwehren. Das Problem sei vielmehr, dass die Mitglieder nicht mehr an ihren Wohnorten arbeiteten - und deshalb tagsüber nicht für eine Alarmierung zur Verfügung stünden.

Auf der Suche nach der Lösung: Mehr Frauen in der Feuerwehr, Mitglieder aus der Stadtverwaltung, Werbung bei großen Firmen

Wie das zu ändern ist, dafür ist bis jetzt keine Patentlösung gefunden. Die Ideen reichen von der Forderung nach mehr Frauen in der Feuerwehr bis zur Mitgliederwerbung in den Reihen der Stadtverwaltung oder bei Bankmitarbeitern und in anderen großen Firmen in der Stadt. Hier sei die Politik auf Landes- und Bundesebene gefordert, sagte CSU-Stadtrat Rudi Schwaiger. Vielleicht müssten den Betrieben künftig finanzielle Entschädigungen gezahlt werden, wenn sie ihre Mitarbeiter für die Arbeit bei der Feuerwehr motivierten und damit bei Einsätzen auf deren Arbeitskraft verzichteten.

Dass eine Berufsfeuerwehr für eine Stadt wie Freising keine Alternative sein kann, darin herrschte Einigkeit am Montag. Allein die Hauptwache für das Ausrücken eines Löschfahrzeugs dauerhaft zu besetzen, würde vier Millionen Euro Personalkosten im Jahr bedeuten, rechnete Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher vor. Der Feuerwehrbedarfsplan habe gezeigt, dass man eine Feuerwehr auf sehr hohem Niveau unterhalte, sagte Mobilitätsreferent Robert Weller (FW), "aber wir müssen diesen Plan jetzt auch immer wieder aus der Schublade holen", so sein Appell: "Das muss eine Arbeitsbibel für die Stadträte werden."

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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