Band Clash in Freising:Zehn Minuten Ruhm

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Von Samba bis Speedmetal: Beim "Rock Sie! Band Clash" haben 23 Gruppen jeweils zehn Minuten Zeit, das Publikum für sich zu gewinnen - was entsteht, ist ein Musikmix der Extraklasse.

Piotr Grochocki

Ein Großstädter, der die Freisinger Musikszene nicht kennt, mag sie für provinziell halten. Am Samstag wurde er im Lindenkeller eines Besseren belehrt. Dort fand zum siebten Mal der "Rock Sie! Band Clash" statt. "Zwischen 60 und 70 Bands aller Stilrichtungen aus Freising und Umgebung haben sich gemeldet. Davon haben wir 23 ausgewählt, die auftreten", so Michi Kasper, einer der beiden Organisatoren.

Die Zeit läuft - auch für die "Red Blood Cells". Gemeinsam mit 22 anderen Bands brachten sie den Lindenkeller zum kochen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Band Clash sei ausdrücklich nicht als Wettbewerb gedacht. Jede Band hat nur zehn Minuten Zeit für ihren Auftritt. Am Ende wisse man nicht mehr, wie welche Band gespielt habe. Außerdem sei es schwierig, Musik fair zu bewerten. Jede Performance stehe für sich stehe. "Der Band Clash war aber schon für manche Freisinger Band ein Sprungbrett, wie beispielsweise für Schein, die mittlerweile über die Grenzen Freisings und Bayerns hinaus bekannt ist", so Vipo Maat, der zweite Mitorganisator des Abends.

Die Teilnahmeschwelle für junge Bands werde absichtlich niedrig gehalten, so sei das Mitmachen kostenlos und in zehn Minuten hätten auch Bands ohne lange Bühnenerfahrung Gelegenheit, sich dem Freisinger Publikum zu präsentieren. Dem konnte sich die vierköpfige Band "Path of Samsara" anschließen, die sich dem Psychedelic Rock verschrieben hat und teils aus Au und teils aus Bruckberg in der Nähe von Landshut stammt.

Benni (Bass/Gesang) und Sebastian (Gitarre) studieren beide Musik, können aber mit dem Begriff "Profi" noch nichts anfangen. Sie haben sich erst vor einem Jahr gegründet und waren zum zweiten Mal beim Rock Sie!-Festival dabei. "Der Band Clash ist wie ein Klassentreffen, bei dem man einmal im Jahr alle jungen Freisinger Musiker trifft", berichtet Sebastian. Der 10-Minuten-Rhythmus sei zwar etwas stressig, da kein Soundcheck stattfinde, aber die Form sei einzigartig.

"Durch die große Vielfalt der Bands hier, von Hiphop über Samba bis Speedmetal, ist auch das Publikum sehr verschieden und man kann Leute erreichen, an die man sonst nicht rankommt", beschreibt Benni den großen Vorteil des Rock Sie!-Festivals. Wer "Path of Samsara" verpasst hat, kann sie am Samstag, 16. Oktober, in den Räumen des SzeneKulturForums in der Steinkaserne noch einmal erleben. Dort stellen sie ihr erstes Album vor.

Ein neues Instrument: das Lederhosenmikrophon

Dass viele der Bands in der familiären Atmosphäre im Lindenkeller neue Sachen ausprobieren und sich auch mal an witzigen Einlagen versuchen, zeigte beispielhaft der Auftritt der Gruppe

"Rainmann & Snaretom", die aus Rainer an der Akustikgitarre und Tom am Schlagzeug besteht. Wobei unter Schlagzeug an diesem Abend nicht die klassische Percussion zu verstehen war, sondern zunächst eine Konservendose, auf die Tom in der Nähe des Mikros mit einem Stick einhämmerte. Das Highlight des Auftritts war aber das dritte und letzte Stück der Band, bei dem sich Tom das Mikro in die Vordertasche der Lederhose schob und das so entstandene "Instrument" von außen traktierte. Das Publikum konnte sich bei dieser Einlage vor Lachen kaum noch halten.

Die beiden gibt es seit 2006. "Man darf sich als Musiker nicht zu ernst nehmen, die Songs sollen gut klingen und Spaß machen", beschreibt Tom das Erfolgsrezept von "Rainman & Snaretom". Sein Partner Rainer ergänzt: "Ein guter Song funktioniert auch akustisch und live. Mit der Dose auf der Bühne wollten wir die ,Musik aus der Konserve' auf die Schippe nehmen und zeigen, dass unsere Musik das genaue Gegenteil ist". Die Idee mit dem Mikro in der Lederhose sei übrigens auf dem Heimweg vom Freisinger Volksfest entstanden.

© SZ vom 11.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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