Ausstellung:Abstrakte Malerei und Religion

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Dieses Bild von Karl Casper ist in der neuesten Ausstellung im Künstlerhaus im Schafhof zu sehen. Sie trägt den Titel "Die Macht der Bilder - Andachtsbilder und abstrakte Malerei". (Foto: Marco Einfeldt)

Künstlerhaus zeigt in neuer Ausstellung Leihgaben vom Domberg und moderne Kunst

Von Katharina Aurich, Freising

In seiner bisher teuersten und aufwendigsten Ausstellung zeigt das Europäische Künstlerhaus im Schafhof gemeinsam mit dem Diözesanmuseum die "Macht der Bilder", eine Zusammenstellung von Leihgaben vom Domberg und moderner Kunst. Nur wenige Exponate sind in dem abgetrennten Raum im Erdgeschoss zu sehen, "exquisite Objekte", die umfassend gesichert wurden, wie Kurator Björn Vedder erläuterte. Man müsse nicht immer viel zeigen, um eine große Wirkung zu entfalten.

Das gelingt in diesen "szenischen Konstellationen, in denen christliche Andachtsbilder und abstrakte Malerei zueinander in Beziehung treten". Die Leihgaben aus dem Diözesanmuseum sind eine Augenweide, eine Grablegung Christi, die ein anonymer Künstler um 1470 schuf oder die Ikone "Gottesmutter Petrovskaya", die voller Hingabe und Liebe ihr Kind hält.

Vedder habe mit "spitzem Finger" einige der bedeutendsten Kunstwerke ausgesucht, deren Macht in ihrer unmittelbaren Präsenz liege, teilt Christoph Kürzeder, Leiter des Diözesanmuseums, in seinem Grußwort mit. Aber was bewirken diese Andachtsbilder, worin besteht ihre Macht? Für Kürzeder führen diese Bilder den Menschen an die "eigenen Grenzen der Weltauffassung". Für Kurator Björn Vedder geht es in dieser Ausstellung um Gefühlsbeziehungen und die Frage: "Ist abstrakte Malerei religiös?" Dafür hat er ein Werk der Schweizer Künstlerin Christine Streuli, das "Big Warpainting 04", das in dieser Ausstellung zum ersten Mal gezeigt wird, zwischen eine Hinterglasmalerei vom Ende des 18. Jahrhunderts und dem Bild einer anonymen Grablegung aus dem 15. Jahrhundert gehängt.

Streuli sei eine der bedeutendsten zeitgenössischen Künstlerinnen, erläuterte Vedder. Ihre Werke waren bereits in umfangreichen Ausstellungen überall in Europa zu sehen, inzwischen unterrichtet Streuli als Gastprofessorin an der Universität der Künste in Berlin. Ihre großformatiges, grell-buntes Werk "Warpainting" lässt sich weder der gegenständlichen noch der abstrakten Malerei zuordnen. In mehreren Schichten hat sie zunächst Strukturen, die man von Tarnanzügen oder -netzen kennt aufgebracht und sie dann mit grellen Farben aus der Sprühpistole, die teilweise verlaufen, überlagert.

Besonders wichtig ist Vedder das Bild von Ruppert Geiger, einem der bedeutendsten Künstler der abstrakten Malerei in Deutschland, der in dem gezeigten Werk ein Portrait der Farbe "Gelb" schaffe. Nicht die Form, in diesem Fall ein Kreis, sei wichtig, sondern die fluoreszierende, gelbe Leuchtfarbe, erläuterte der Kurator. Das mit Sicherheit wertvollste Bild der Ausstellung ist "Meditation XXIV" von Alexej Jawlensky, einem der wichtigsten Maler der russischen Kunst des 20. Jahrhunderts, der lange in München lebte. Das düstere Bild "Meditationen" vermittelt eine Ahnung von den politischen Zuständen im Jahr 1936, als es entstand. Ein Jahr später wurden Jawlensky's Werke von den Nationalsozialisten als entartete Kunst aus öffentlichen Sammlungen verbannt.

Ähnlich düster wie Jawlensky's Bild wirkt "Undead" von Sven Brühl. Auf 2,40 mal 5,40 Meter hat der 1968 geborene Künstler aus Öl und Silikon auf Leinwand einen Wald erschaffen, der nur aus dem Licht entsteht, das sich auf dem Silikon bricht. Dieses Verfahren habe der Künstler erfunden, erläuterte Vedder. Jeder Baumstamm, jeder Zweig, jedes Blatt und jeder Grashalm stamme aus einem Bild von Künstlern wie Caspar David Friedrich oder Heinrich Vogler, aus denen Brühl zitiert und ein eigenes, monumentales Triptychon erschaffen hat. Die Ausstellung "Die Macht der Bilder - Andachtsbilder und abstrakte Malerei" ist bis zum 12. Februar im Schafhof zu sehen.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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