Ausbau der B301 bei Hallbergmoos:Das Ding verhindern

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Beim Ausbau der B 301 will die Gemeinde Hallbergmoos notfalls vor Gericht ziehen. Die Pläne des Straßenbauamts gefallen den Gemeinderäten gar nicht.

Von Monika Mayer

Während das Staatliche Bauamt den schnellen Flughafenzubringer München-Ismaning-B 388-B 301 im Bereich Hallbergmoos lediglich noch weiter ausbauen möchte, besteht die Gemeinde auf einer separaten Trasse nahe der S-Bahnlinie. Auch als am Dienstagabend die Ergebnisse einer Voruntersuchung im Rahmen einer Sondersitzung des Gemeinderats vorgestellt wurden, kam es zu keiner Annäherung der Standpunkte. Bürgermeister Harald Reents deutete sogar an, die Gemeinde werde notfalls vor das Verwaltungsgericht ziehen.

Sieben Varianten hat das Staatliche Bauamt Freising insgesamt untersucht. Fünf davon beschäftigten sich mit dem Ausbau auf der Trasse der ehemaligen Kreisstraße FS 44. Die Strecke wurde durch eine Ertüchtigung des Kreisels in Höhe der Ludwigstraße inzwischen provisorisch für die höhere Verkehrsbelastung aufgerüstet. Wie Bauoberrat Peter Döbl vom Staatlichen Bauamt sagte, werden bis 2025 aber bis zu 29 700 Fahrzeuge werktags auf dieser Strecke erwartet. Dass weiterer Handlungsbedarf besteht, ist unstrittig. Mit Erstaunen wurde im Gemeinderat aber aufgenommen, dass eine neu zu bauende Trasse nahe der S-Bahnlinie keineswegs, wie bislang immer behauptet, deutlich teurer käme. Alle Varianten bewegten sich vielmehr in einem Kostenrahmen von 30 bis 34 Millionen Euro. Das Staatliche Bauamt favorisiert die günstigste, die Variante "B1". Eine Verlegung käme je nach Länge auf 32 oder 33 Millionen Euro. Auf Unverständnis stieß im Gemeinderat, dass ausgerechnet der schnelle Flughafenzubringer mit Ampelanlagen ausgestattet werden soll. Die erste steht bereits an der Anbindung der B 301 in Höhe S-Bahnhof. Im Bauamt der Gemeinde rechnet man mit weiteren Ampeln an der Dornierstraße, mit Sicherheit an der Abzweigung Ludwigstraße ins Gewerbegebiet und an der Einmündung zur Autobahn A 92. Weiter kritisiert wurde seitens der Gemeinde die aufwendige Erschließung einzelner Gehöfte über ein komplexes kommunales Wegenetz, das ebenfalls in sechs Varianten vorgestellt wurde. Nach Ansicht der Verwaltung wäre eine Anbindung der Anwesen mit einer S-Bahn nahen Trasse, wie sie von Hallbergmoos seit Jahren gefordert wird, deutlich einfacher zu lösen. Alle diesbezüglichen Beschlüsse fielen bislang einmütig im Gemeinderat. Zu den ärgerlichen Details gehört für die Kommune, dass der Fahrradweg Brandstadl nach wie vor nicht an den Radweg der B 301 angebunden wird. Auch ist den Plänen nach ein Kranverleih im Gewerbepark nur über einen Fahrradweg zu erreichen, der dann aber auf sechs Meter Breite ausgebaut werden soll. Robert Wäger (Grüne) fand den Umgang mit dem Radweg schlicht "phantasielos".

Das Staatliche Bauamt hatte den Schwerpunkt seiner Argumentation seit der letzten Präsentation vor zwei Jahren von der Kostenfrage auf den Umwelt- und Artenschutz verlegt, um die Variante "B1" zu stützen. Eine Studie zur Umweltverträglichkeit weist die Neuversiegelung des Bodens hier mit drei Hektar aus, bei der neuen Trasse je nach Länge mit fünf bis sechs Hektar. Auf eine Nachfrage von Konrad Friedrich (SPD) räumte Döbl ein, der Flächenbedarf für das notwendige, ergänzende kommunale Wegenetz sei nur "überschlägig" in die gesamte Berechnung eingeflossen. Bei einer Verlegung der Trasse wären auch Brutstätten des Kiebitzes tangiert.

Josef Niedermair (CSU) plädierte an dieser Stelle dafür, einzusehen, "dass der Mensch wichtiger ist als das Tier". Fraktionskollege Christian Krätschmer forderte: "Wir brauchen Lärmschutzwälle". An den Ampeln, vor allem an den Zufahrten zum Gewerbepark, sei mit Staus zu rechnen, es gehe auch um die belastenden Emissionen und die Fahrtzeit zum Flughafen verlängere sich. Sein Fazit: "Diese Variante ist ein Schildbürgerstreich. Ich bin dafür jegliche rechtlichen Mittel einzusetzen, um das Ding zu verhindern".

Wie unverändert die Fronten auch nach zweieinhalbstündiger Diskussion blieben, zeigten die Schlussworte. Bauoberrat Peter Döbl, der mit einem Team von fünf Mitarbeitern gekommen war, fand: "Konkret ist jetzt nichts dazugekommen. Wir bleiben bei unserer Variante". Dagegen bekräftigte der Gemeinderat einstimmig seinen Wunsch nach einer separaten Trasse in S-Bahn-Nähe und lehnte das vorgeschlagene kommunale Wegenetz ab. Bürgermeister Harald Reents konstatierte: "Wir konnten nicht überzeugt werden".

© SZ vom 17.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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