Asylbewerber im Landkreis:Für alle Fälle gerüstet

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Was mit der Notunterkunft in dem Gebäude des früheren Praktiker-Baumarkts im Attachinger Gewerbegebiet geschieht, steht noch nicht fest. (Foto: Marco Einfeldt)

2016 sind deutlich weniger Asylbewerber angekommen als im Jahr zuvor, dennoch geht im Frühjahr eine neue Unterkunft in Lerchenfeld in Betrieb. Was mit dem alten Praktiker-Gebäude geschieht, ist noch unklar

Von Peter Becker, Freising

Es kommen zwar noch immer Flüchtlinge im Landkreis Freising an, aber es sind nicht mehr so viele wie vor Jahresfrist. 83 Asylbewerber pro Woche hatte die Regierung von Oberbayern dem Landratsamt damals noch zugewiesen. Die Behörde hechelte quasi den Vorgaben hinterher und hoffte, dass so rasch wie möglich die großen Unterkünfte in Zolling und Langenbach zur Verfügung stehen würden. In Neufahrn stand die Traglufthalle bereit, um Flüchtlinge aufzunehmen. Sie wurde dann jedoch nie bezogen. "Es steht nicht fest, wann sie abgebaut wird", sagte Landrat Josef Hauner (CSU) während des Jahresgesprächs des Landratsamts.

Fest steht auch noch nicht, was mit dem Gebäude des früheren Praktiker-Baumarkts im Attachinger Gewerbegebiet geschieht. Hilfsorganisationen hatten es zum Notquartier umfunktioniert, im Falle, dass die Regierung viele Menschen aus den Erstaufnahmeeinrichtungen in München hätte ausquartieren müssen, um Platz für Neuankömmlinge zu schaffen. Bislang sind dort keine Flüchtlinge untergekommen, denn im Laufe des Jahres trafen sehr viel weniger Asylbewerber in Deutschland ein. Im Februar oder März falle eine Entscheidung, was mit dem ehemaligen Baumarkt geschieht. Es sei eine "große Rückversicherung", sagte Hauner. Dort könne das Landratsamt im Notfall sehr viele Menschen unterbringen. Doch ein Gebäude hält der Landkreis noch in der Hinterhand. An der Katharina-Mair-Straße im Freisinger Stadtteil Lerchenfeld entsteht eine weitere Asylunterkunft. Sie soll im Frühjahr 2017 in Betrieb gehen. Der Landkreis baut sie, die Kosten sind auf 6,5 Millionen Euro veranschlagt. Aller Voraussicht nach, so heißt es im Jahresbericht des Landratsamts, werden die Kosten aber unter sechs Millionen Euro liegen. Der Landkreis erhält vom Staat eine auf die Nutzungsdauer von zehn Jahren berechnete Miete.

2300 Asylbewerber aus 39 Nationen leben derzeit im Landkreis, 1800 davon in 74 dezentralen Unterbringungsmöglichkeiten. Für einige gemietete Häuser ist der Pachtvertrag bereits ausgelaufen. Laut Landrat Hauner stammen die meisten Flüchtlinge im Landkreis aus Nigeria und Afghanistan. "Das ist von Landkreis zu Landkreis verschieden", merkte er dazu an. Im benachbarten niederbayerischen Landkreis Kelheim etwa stammten die meisten Asylbewerber aus Syrien. 1100 Flüchtlinge im Landkreis sind zwischen 18 und 29, 450 zwischen 30 und 39 Jahre alt. Was den Nachzug von Familienmitgliedern angeht, ist die Nachfrage im Landkreis bislang eher verhalten. Dies hat damit zu tun, dass die meisten Flüchtlinge aus Nigeria stammen. Deren Chancen, in Deutschland als Asylbewerber anerkannt zu werden, sind eher gering.

Derzeit laufen Bestrebungen, Flüchtlinge, die auf die Bearbeitung ihres Verfahrens warten, in großen Unterkünften unterzubringen. Anerkannte dagegen sollen in die dezentral gelegenen Unterbringungsmöglichkeiten umziehen. Dies fördert deren Integration und hilft auch ein wenig bei der Bewältigung der Wohnungsnot. Wer anerkannt ist und aus der großen Unterkunft ausziehen kann, der hat immerhin zunächst eine Bleibe, in der er sich allmählich in das Alltagsleben einfinden kann.

Im November 2018 läuft der Vertrag für die Sammelunterkunft an der Wippenhauser Straße in Freising ab. Sukzessive werden dann die Wohncontainer in anderen Gemeinden aufgestellt. Etwa in Kranzberg, das bislang noch keine Flüchtlinge aufgenommen hat.

© SZ vom 29.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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