Freiham/Aubing:Es muss schnell gehen

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Platz da: Auf der Fläche Ecke Hans-Steinkohl-/Centa-Hafenbrädl-Straße sind die temporären Bauten für 480 Asylsuchende vorgesehen. (Foto: Catherina Hess)

Allein in Freiham sollen bis 2017 insgesamt 880 Flüchtlinge untergebracht werden. An der Aubinger Kastelburgstraße sind inzwischen Fakten geschaffen worden

Von Ellen Draxel, Freiham/Aubing

Annähernd 12 300 Flüchtlinge erwartet München 2015, zusätzlich zu den bereits laufenden Planungen für feste Unterkünfte unterliegt die Stadt nun dem Druck, bis Jahresende weitere 4500 Plätze schaffen zu müssen. Am 29. April wird das Sozialreferat dem Stadtrat deshalb ein Sofortprogramm vorlegen, das auch einen Containerstandort in Freiham an der Ecke Hans-Steinkohl-/Centa-Hafenbrädl-Straße vorsieht. 480 Asylsuchende sollen bereits in den Sommermonaten Juli/August in die temporären Räumlichkeiten einziehen können. Zwei weitere reguläre Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber im 22. Stadtbezirk mit jeweils 200 Betten sind bis 2017 vorgesehen: eine in direkter Nachbarschaft der Wohncontainer im Kiefernhain des Gewerbegebietes Freiham-Süd. Und eine zweite an der Neuaubinger Mainaustraße 10 - dort, wo bis 2012 eine Einrichtung des Vereins Helfende Hände aktiv war. Beide Unterkünfte sind auf eine Belegungsdauer von fünf Jahren angelegt, mit Option auf Verlängerung. Sie stehen auf städtischem Grund.

Das Sozialreferat, nach der Kritik an dem geplanten Neubau für Wohnungslose an der Kastelburgstraße sensibel geworden für die Belange der Aubinger, hat die Planungen vorab dem Bezirksausschuss vorgestellt. "Wir wollten nie Unterkünfte mit 500 Personen, immer nur für maximal 200 Menschen", sagt Richard Schlickenrieder, der Leiter des Fachbereichs akute Wohnungslosigkeit im Sozialreferat, "aber jetzt haben sich die Parameter so verändert, dass wir keine andere Wahl mehr haben." Jeden Montag erfahre er im Rathaus die neuesten Flüchtlingszahlen, bestätigt Bezirksausschussmitglied und Stadtrat Johann Sauerer (CDU), "wir werden der Situation nicht mehr anders Herr." Modulare Bauten, temporär aufgestellt, ergänzt Sebastian Ehnes, der bei der Task-Force mitarbeitet, seien immer noch besser, als Turnhallen oder Zelte. Die Task-Force kümmert sich um die Verteilung der Asylsuchenden im Stadtgebiet.

Dass die Stadt den Wünschen des Bezirksausschusses bei der Kastelburgstraße entgegen gekommen ist und außerdem Freiham, wie von den Lokalpolitikern mehrfach als Alternativ-Standort vorgeschlagen, für die Flüchtlingsunterbringung ausgewählt hat, kam bei den Bürgervertretern gut an.

An der Aubinger Kastelburgstraße 56-60 sind inzwischen Fakten geschaffen worden, der Bezirksausschuss hat der aktuellen Planung jetzt zugestimmt. Das Notquartier, in dem derzeit noch 180 alleinstehende Frauen und Familien leben, soll zwar wie vorgesehen erweitert werden. Bewohnen werden den direkt an das bestehende Gebäude andockenden Neubau aber nicht, wie zunächst vorgesehen, 90 obdachlose junge Männer, sondern ältere Menschen, bei denen "von einem ruhigen Betrieb auszugehen" ist, wie Sozialreferentin Brigitte Meier betont. Und es werden insgesamt weniger Bewohner sein: 230 statt der zunächst avisierten 270. Der Bezirksausschuss hatte gefordert, maximal 200 Menschen dort unterzubringen, um den Menschen genügend Freiraum zu lassen. Dieser Bitte aber könne "aufgrund des dringenden Bedarfs nicht entsprochen werden", erklärt Meier. Die dank der geringeren Belegung frei bleibenden Räume sollen künftig als Gemeinschafts-, Hausaufgaben-, Spiel- oder Betreuungszimmer im Bestandsbau und als Begegnungsräume im Neubau nutzbar sein.

Eine gute Betreuung erachten Bürgervertreter wie Anlieger für zentral. Umso geschockter reagierten die Lokalpolitiker, als sie erfuhren, dass für Flüchtlingsunterkünfte ein anderer Betreuungsschlüssel gilt als für Obdachlosenheime: Statt um 25 Menschen muss sich in Flüchtlingsunterkünften ein Betreuer um 150 Menschen kümmern. Eine Vorgabe, die das Sozialreferat langfristig "optimieren" will.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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