Frauen im Job:Weniger Büro, mehr Metall

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Die Stadtwerke München würden gerne mehr Frauen in technischen Berufen anstellen. Allerdings ist es gar nicht so einfach, Bewerberinnen zu finden. Das städtische Unternehmen will klassische Rollenbilder aufbrechen

Von Katharina Kutsche

Die Stadtwerke München sind ein sehr techniklastiges Unternehmen, sagt Werner Albrecht, Geschäftsführer Personal und Soziales bei den Münchner Stadtwerken (SWM). Und solche Firmen tun sich schwer, junge Frauen für eine Anstellung zu begeistern. Mit einem Frauenanteil von nur knapp mehr als 20 Prozent steht das Unternehmen auch im Fokus der Stadtpolitik. Im Frühjahr hatte der Stadtrat beschlossen, die Frauenförderung in den städtischen Unternehmen zu forcieren. Demnach muss in Bewerber-Endrunden für Posten zukünftig immer eine Frau vertreten sein - vorausgesetzt, es hat sich eine beworben.

Für die SWM ist das eine Herausforderung, der sie mit zahlreichen Aktivitäten begegnen möchte, sagt Albrecht. "Wir arbeiten mit Schulen in enger Partnerschaft zusammen, die über das Portfolio an Berufen, die man bei den SWM lernen kann, informieren, auch Praktika organisieren." Das beginne in den sechsten Klassen mit der Vorstellung der Berufsbilder und werde später erweitert, "verbunden mit der Einladung, sich selbst in unserem Ausbildungszentrum ein Bild zu machen."

Julia Lasar ist Auszubildende. (Foto: Catherina Hess)

Elke Eckstein, 46, ist eine der wenigen Frauen in einer Führungsposition bei den SWM. Sie übernahm vor zehn Jahren die Geschäftsbereichsleitung für Gebäude-, Bau-, Badetechnik, Umspannwerke - "alles, was man sich im technischen Bereich vorstellen kann." Eckstein sagt, dass sie sich nach der Schule angeschaut habe, welche Studiengänge interessant seien. Die Spezialisierung auf Werkstoffwissenschaften sagte ihr zu. Das heiße aber nicht, dass spezielle Werbemaßnahmen für technische Berufe überflüssig seien: "Ich glaube nicht, dass jede Frau so impulsfrei an die Berufswahl herangeht, ich würde mich da mal als Ausnahme bezeichnen."

Aus Sicht von Personalchef Albrecht kommen die Impulse hauptsächlich aus einer Richtung: "Unsere Wahrnehmung ist, dass die entscheidende Diskussion am Abendbrottisch stattfindet, vor allen Dingen mit den Müttern." Beim jährlichen Tag der Ausbildung etwa informieren die SWM über ihre Ausbildungsberufe, da sei es "immer spannend zu sehen, ob die Mädchen mit ihrem Papa oder ihrer Mama kommen". Während die Mutter sofort in Richtung Büro-Berufe steuere, sei die Wahrscheinlichkeit, dass die Tochter sich auch für die technischen Berufe interessiert, deutlich höher, wenn der Vater dabei sei.

Elke Eckstein ist eine der wenigen Frauen in Führungsposition bei den Stadtwerken. (Foto: Catherina Hess)

Julia Lasar, 18, hat das anders erlebt: "Meine Familie ist zum Glück sehr offen." Seit 2013 lernt sie Industriemechanikerin. In der achten Klasse besuchte sie mit ihren Mitschülern den Maschinenbauer KraussMaffei und durfte dort an die Fräsmaschine. Nach einem Praktikum im Bereich Zerspanungsmechanik war die Entscheidung gefallen: "Ich finde faszinierend, was man aus so einem Stück Metall alles machen kann", sagt sie. In ihrer Berufsschul-Klasse ist sie eine von nur zwei Frauen. "Meine Mitschüler freut es eher, dass ein paar Mädels da sind, das ist abwechslungsreicher."

Wenn Lasar ausgelernt hat, kann sie sich gut vorstellen, Verantwortung für andere Mitarbeiter zu übernehmen. Frauen, die es in die erste Führungsebene der SWM geschafft haben, sind in einem Frauen-Netzwerk namens "Expertisen" organisiert: Einmal monatlich ein gemeinsames Mittagessen, quartalsweise Veranstaltungen mit Impuls-Vorträgen, dadurch haben die Chefinnen die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen.

In Elke Ecksteins Geschäftsbereich liegt der Frauenanteil bisher bei acht Prozent. Den Nachwuchs im eigenen Unternehmen zu entwickeln, ist auch deswegen wichtig, weil sich auf dem Markt kaum Ingenieurinnen oder Technikerinnen gewinnen lassen: "Da frage ich mich schon, wo die zehn Prozent Frauen, die Ingenieurwissenschaften abgeschlossen haben, sind - in der Anzahl der Bewerbungen finde ich die nicht."

Personalleiter Werner Albrecht wünscht sich daher von Eltern und Lehrern, dass sie die klassischen Rollenbilder aufbrechen. Er erlebt bei seiner 13-jährigen Tochter selbst, dass sie in ihrer Schule weniger auf technische Berufe vorbereitet werde. Der Girls Day am heutigen Donnerstag soll deshalb für die SWM eine weitere Gelegenheit sein, Mädchen für die technischen Berufe zu interessieren. Schülerinnen können sich dabei in den Ausbildungsberufen der SWM versuchen.

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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