Fotografie:Im Schatten des NSU

Der Fotograf Sebastian Jung in der Forum-Reihe im Stadtmuseum.

Von Evelyn Vogel

Er war noch ein kleiner Junge, als die Mitglieder des Nationalsozialistischen Untergrunds Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe sich in den Neunzigerjahren in der Plattenbausiedlung, genannt "Winzerla", im thüringischen Jena radikalisierten, in der er selbst aufgewachsen war.

Doch die Erkenntnis, Tür an Tür mit den späteren NSU-Tätern gelebt zu haben, muss für Sebastian Jung eine schockierende Erkenntnis gewesen sein. So ging er, bald nachdem bekannt geworden war, dass der NSU für die rechtsterroristisch motivierte Mordserie in Deutschland verantwortlich war, auf Spurensuche nach dem Winzerla seiner Kindheit.

Mehrfach ist Jung für dieses Projekt, das in der Kabinettausstellung Forum 43 im Münchner Stadtmuseum gezeigt wird, ins Winzerla gefahren. Hat fotografiert und gezeichnet, hat Erinnerungen an jene Zeit in Jena in kurzen Texten festgehalten. Entstanden ist eine recht kindlich geprägte Auseinandersetzung mit einem Ort, über den er die Erinnerungshoheit verloren zu haben scheint, weil sie im Schatten des NSU steht.

Über die Kindheit im Winzerla sowie die künstlerische Auseinandersetzung in Zusammenhang mit dem NSU spricht Sebastian Jung auch am Freitag, 1. September um 15 Uhr bei einem Künstlergespräch mit Franziska Kunze.

Forum 043: Sebastian Jung - Winzerla, Eröffnung: Donnerstag, 31. August, 18 Uhr, tägl. außer Montag 10-18 Uhr, bis 12. November, Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, t 23 32 23 70

© SZ vom 31.08.17 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: