Flüchtlingspolitik:Wie "christlich" sind das Abendland und diese CSU?

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Lesermeinungen zu den politischen Reaktionen auf die Flüchtlingskrise

"Klosteraufstand gegen Seehofer" vom 12., "Tiefschwarz" vom 14. November und die Berichterstattung über Flüchtlinge:

Schamlos unchristlich

Super, wie dem Erzpopulisten Horst Seehofer der Wind von einer Seite entgegen bläst, von wo er wohl nicht damit gerechnet hat, nämlich von seiner bisher sichersten Wählerklientel. Ich hoffe, dass ihm die Ordensoberen den Kopf richtig gewaschen haben. Es ist wirklich schamlos, wie er und seine Apostel Scheuer, Söder, Herrmann, Ramsauer, Bernreiter et cetera mit Hetzparolen und Horrorszenarien Front gegen Flüchtlinge machen. Dafür sind sie landauf und landab auch in Fernseh-Diskussionen unterwegs, um in Bayern Angst vor dem drohenden Chaos und vor den Flüchtlingen zu verbreiten.

Sein einziges Ziel ist es, den "Wir-schaffen-das"-Kurs der Bundeskanzlerin zum Scheitern zu bringen, und alle möglichen CSU-hörigen Entscheidungsträger in den bayerischen Amtsstuben haben sich diesem Ziel unterzuordnen, zum Beispiel mit Baugenehmigungsverzögerungen beziehungsweise Bauverzögerungen von Flüchtlingslagern mittels Hin- und Herschieben von interministeriellen Zuständigkeiten, wie man das in Vaterstetten erleben konnte. Dass diesen ach so christlichen Parteileuten der bewundernswerte und aufopfernde Einsatz aller ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer nur ein schmallippiges, unvermeidliches "Danke" wert ist, zeigt uns, ein wie großer Dorn das in ihren Augen ist. Und dass sich Seehofer auch noch mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Orban, einer der zwielichtigsten Gestalten Europas, zum Meinungsaustausch trifft, spricht für sich und ist an Dreistigkeit und Zynismus kaum noch zu überbieten. Johann Hofmeister, Baldham

"Human" wie einst in der DDR

Der Erdinger Landrat möchte Flüchtlinge ohne Pass weg sperren. "Klarer Fall: Freiheitsentzug." Ich möchte ihn daran erinnern, was mit Bewohnern der ehemaligen DDR geschah, die zum Meldeamt gingen und einen Pass für den Westen beantragt haben. Ich könnte ihm auch erklären, warum zum Beispiel Syrer ihrer Frau und ihren Kindern eine Flucht zu Fuß nicht zumuten wollen. Aber es ist sowie zwecklos. Wolfgang Viehöfer, Röhrmoos

Nicht schon wieder "ER"

Was geht in den Köpfen der Politiker vor, wenn sie die großartigen Leistungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Ämtern und Behörden, der Polizei und der vielen freiwilligen Helfer nur mal am Rande erwähnen. Stattdessen verplempern sie ihre Zeit damit, sich mit Begriffen wie "Transitzonen" oder "Einreisezentren" unsinnige Redeschlachten zu liefern. Als ob damit das Thema Zuwanderung erledigt wäre. Es gibt da noch ganz andere Probleme, wie die praktische Integration und die Folgen eines radikal gelebten, nach unserem rechtstaatlichen Verständnis menschenverachtenden Glaubens. Viele Jahre hat die Politik mit Untätigkeit und Unfähigkeit verstreichen lassen.

Der Krieg in Nahost begann ja auch erst gestern, das Elend war wie von Geisterhand urplötzlich da. Lampedusa lag ja so fern - wo war da Europa? Syrien, Irak und so weiter: ganz weit weg. Nun liegen sie in unserer Nachbarschaft. Nein, viel schlimmer. Sie sind hier. Welch große Überraschung?

Mehr selbstbewusstes Auftreten unserer Politiker wäre erforderlich gewesen. Statt Schleim und Wirtschaftsinteressen hätten klare Worte viel mehr bewirken können. Der europäische Gedanke hat alle nur noch egoistischer werden lassen. Das europäische Haus - ein Bretterverschlag mit einem gut eingerichteten "Deutschen Zimmer". Weiter so! Der sicherste Weg, uns alle zu ruinieren. Dies müssen wir mit allen demokratischen und menschlichen Mitteln verhindern, damit "ER" nicht wieder kommen kann. Hans Trübenbach, Germering

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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